Instinkt

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Mein Atem ging stockend und flach. Noch immer saßen wir einfach nur da - sagten nichts, sahen uns nicht an. Ich wollte meine Hand ausstrecken, wollte ihm am Arm berühren, doch ich schaffte es nicht. Da hob er den Kopf und sah mich traurig an. „Lena… es tut mir Leid“, brachte er mit zitternder Stimme hervor. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Mit steifen bei Beine stand ich auf. Hinter mir spürte ich die Fensterbank im Rücken. Plötzlich übernahm mein Instinkt die Überhand. Schnell öffnete ich die Schalosien, machte das Fenster auf und sprang hinaus. Noch während ich fiel verwandelte ich mich und landete sanft auf meinen großen Pfoten. Ich sprang über die Hecke - die sein Gründstück umgab - und rannte die Straße rauf. Es war mir egal, ob mich jemand sah - mein Instinkt schrie mir zu Lauf! Lauf! Er wird dich töten! Jeder wird dich töten!

Die Straße verwandelte sich in einen schmalen Feldweg und die Häuser und Grundstücke verschwanden. Doch rechts v on mir verlief noch immer der dichte Tannenwald. Er war mein einziger Freund. Ihm durfte ich vertrauen. Er würde mich beschützen. Er war mein Leben.

Plötzlich hörte ich hinter mir ein schnaufen. Als ich den Kopf nach hinten drehte folgte mir ein blaugrauer Werwolf. Werwolf!, schrie mein Instinkt und trieb mich an schneller zu laufen. Meine Pfoten flogen regelrecht schon über den Boden. Doch der Werwolf konnte Schritt halten. Schließlich war ich nur vom Aussehen her eine Werkatze - vom Körperbau jedoch ein Werwolf. Meine Eltern, flüsterte eine Stimme in meinem Herzen. Plötzlich verschwamm alles vor meinen Augen und wurde zu einen Bild wo zwei Personen auf dem Boden lagen. Ihre Körper waren leblos - sie waren mit Blut übersäht. Vor ihnen standen 4 pechschwarze Werwölfe. Auf ihren Schultern zeichneten sich zwei Augen - das Wappen des Königs. Sie rochen nach Blut und Tod.

Plötzlich wurde ich aus den Gedanken gerissen, als ich auf den Boden geschleudert wurde. Ich fauchte und knurrte, strampelte mit den Vorder- und Hinterpfoten, doch mein Angreifer ließ nicht von mir ab. Ich sah ihn nicht. Meine Sicht war Rot. Rot wie Blut. Ich schnappte nach meinen Angreifer - ich erwischte ihn, es fühlte sich wie eine Schulter an. Er fiepte. Werwolf!, schrie es in meinen Ohren. Wieder schnappte ich nach ihm, verfehlte ihn jedoch diesmal. Da packte sich ein fester Griff um meine Schnauze. Ich versuchte mich zu wehren, doch je stärker ich mich bewegte, desto tiefer gruben sich die Zähne in meine Schnauze. Langsam klärte sich meine Sicht und ich sah einen blaugrauen Werwolf über mir. Seine Augen waren starr auf meine gerichtet, doch in ihnen spiegelte sich Angst und Trauer wider. Schließlich ließ er mich los, als meine Atmung sich kontrolliert hatte, doch er hatte noch immer seine Vorderpfoten auf meiner Brust platziert. „Lena, es tut mir Leid. Ich -“ Er stockte, als sich meinen Augen Tränen anstauten. Sofort nahm er seine Pfoten von meinem Körper und platzierte sie neben meinem Kopf. Da fielen die Tränen aus meinen Augenwinkeln und verfingen sich in meinem Fell. Es war mir peinlich vor ihm zu weinen, weshalb ich wegschaute, doch er folgte meinem Blick.

Für immer verfolgt | Abgeschlossen ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt