Pausenlose Tränen

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Wie erstarrt stand ich da. Ich wollte zu ihm hinlaufen, doch der Werwolf, der daneben stand knurrte mich an und schritt auf mich zu. „Du wirst sterben, Hybride! Genauso wie es der Werwolf gestorben ist“, grollte der schwarze Werwolf und sprang auf mich zu. Ich entwich seinen Pfoten, hob meine Pranke und versenkte meine Krallen in seiner Kehle - der Werwolf fiel um und schloss kurz danach seine dunkelgrünen Augen. Ich sah auf meine Krallen. Das Blut lief an ihnen herunter und floss auf mein Fell. Dann sah ich schwarze Gestalten auf mich zueilen. Mit Tränen in den Augen leckte ich Tobias über seine Wange und schlüpfte unter dem Tor durch, was kurz danach geschlossen wurde. Weinend preschte ich in den Wald hinein und ließ die Stadt hinter mir, genauso wie Tobias.

Ich rannte noch eine Ewigkeit weiter und blieb erst stehen, als ich auf eine kleine Lichtung kam. Noch immer weinte ich und legte mich neben einen Busch nieder. Schon wieder hast du alles verloren. Du hast kein Zuhause mehr, keine Sicherheit und hast Tobias verloren. Als ich an ihn dachte liefen mehr Tränen an meinen Wangen hinunter. Er war alles für mich gewesen. Ein Bruder, ein Kumpel, ein Gefährte. Er hat mich gewollt wie ich war. Ihn hat es nicht gestört, ob ich ein Gemisch aus Werwolf und Werkatze war. Er hatte auf mein Inneres geachtet. Und nun habe ich ihn für immer verloren. Ungewollt stand ich auf, warf meinen Kopf in den Nacken und heulte. Mein Heulen klang wie das eines Werwolfes, war jedoch einen Takt höher als die der anderen. Das Heulen klang traurig und einsam. Es schilderte mein Inneres wieder. Früher hatte ich nie geheult. Ich durfte es nicht. Man hätte mich so schneller finden können. Doch in diesem Moment war es mir egal. Ich hatte wieder alles verloren, wie damals als ich meine Eltern und meine Tante verloren hatte.

Als ich aufhörte zu heulen legte ich mich wieder hin. Meine Augen waren noch immer feucht. Ich strich mir mit meiner sauberen Pfote drüber - an der anderen klebte noch immer das Blut des schwarzen Werwolfes - und trocknete meine Augen etwas. Doch als ich in einen tiefen Schlaf fiel, waren meine Augen schon wieder vom weinen feucht.

Ich lag an einem kleinen See. Die Sonne schien zwischen die grünen Blätter und ließen die Wasseroberfläche glitzern. Wo war ich? Langsam erhob ich mich. Das saftige grüne Gras gab unter meinen großen Pfoten nach. Ich sah mich um. Überall waren Linden. Ihre weißen Stämme standen fest auf den Boden und ihre weiten Äste ragten über meinen Kopf. Vögel zwitscherten und man hörte ein leises „Blubb“ wenn die Fische ihre Köpfe aus dem Wasser steckten. Plötzlich stauchte eine weiße Silhouette vor mir auf. Sie lief den kleinen Hang hinunter - der um den See ragte - und schritt geschmeidig zu mir hinüber. Die Silhouette entwickelte sich zu einer Werkatze. Ihre Augen waren grün. „Mom“, flüsterte ich und stürmte auf sie zu. Sie lächelte und rieb ihren Kopf gegen meinen, als ich vor ihr stand. Dann leckte ich ihr über die Wange. Ein grauer Werwolf kam zu uns hinüber. Er hatte blaue Augen. Dad! Ich schmuste mit ihm ebenfalls und leckte ihm über die Wange. Er gesellte sich zu meiner Mutter. Obwohl ich tief in mir wusste, dass das nur ein Traum war, war ich überglücklich. Zwar hatte ich oft von ihnen geträumt, aber diese Träume waren oft Albträume gewesen. Sie hatten immer mit dem Tod von meinen Eltern zu tun. Und nun standen sie gesund und glücklich vor mir und lächelten mich an. Wir waren eine Familie. Wieder trat ich vor und kuschelte mich an ihre Köpfe. Meine Mutter schnurrte, mein Vater ließ manchmal nur ein leises schnauben von sich. Als ich mich von ihnen löste, sah ich traurig auf den Boden und sprach: „Ich habe alles verloren. Euch und Tobias.“   „Schatz“, sagte meine Mutter. Ihre Stimme war weich und Trauer war herauszuhören. Es erheiterte mich, ihre Stimme zu hören. „Tobias kämpft noch mit sich. Er ist unglücklich. Niemals wollte er dich verlassen. Er hatte sich geschworen, dich nie zu verlassen, was auch immer geschehen wird. Für seinen eigenen Tod würde er sich am liebsten in die Hölle verbannen, doch er ist ein guter Junge. Er wird sich bald erholen und dich besuchen kommen.“ Eine Träne fiel aus meinem Augenwinkel. Ich seufzte - zumindest versucht ich das - und fragte dann: „Sagt ihm, dass ich auf ihn warten werde.“ Sie nickten beide. „Könntet ihr mir sagen, wo ich als nächstes hingehen könnte? Ich werde noch immer von den schwarzen Werwölfen verfolgt und habe keinen Unterschlupf.“  „Deswegen sind wir auch eigentlich hier. Wir müssen dir etwas sehr wichtiges erzählen, Lena…“

Ich hoffe wie immer, dass es euch gefallen hat. Wenn ihr Verbesserungsvorschläge habt, dann teilt sie mir einfach Privat oder in den Kommentaren mit. Das Kapitel war zwar nicht das spannenste, aber votet bei gefallen bitte weiter. Es ist wie immer eine Widmung zu vergeben (ich glaube ihr wisst so langsam, was ihr dafür tun müsst ;) ) :D

Und meine Fragen an euch: Was denkt ihr, werden Lenas Eltern ihr erzählen? Und hat es euch sehr getroffen, dass Tobias gestorben ist? Würde mich interessieren ;) Danke :**

Eure Celine

Für immer verfolgt | Abgeschlossen ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt