Kapitel 15

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Kapitel 15

Die Fahrt war anstrengender als gedacht. Denn mit jedem Kilometer, den wir zurück legten, hatte ich das Gefühl, mein Leben zurück zulassen. Was ja... auch irgendwie so war. Doch mit einen Blick auf Jungkook, der den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen geschlossen hatte, wusste ich, ich tat das Richtige. Wenn er nicht noch immer Muster auf mein Knie zeichnen würde, hätte ich wirklich gedacht, er würde schlafen. Ich stöpselte meine Kopfhörer ein und drückte auf Zufallswiedergabe. Mir egal, was lief. Hauptsache Musik. Das Lied von Yoongi, Agust D lief zuerst. Ich ließ mich vom Text verschlucken, konzentrierte mich ganz darauf. Ich sprach wirklich gut Koreanisch, aber manchmal verstand ich ihn trotzdem nicht. Er sang einfach zu schnell. Doch das war mir egal. Ich hatte mir das Lyrics durchgelesen und ungefähr zu wissen, worum es ging, reichte mir vollkommen aus. Ich wandte den Blick zum Fenster und schaute auf die Autos neben uns. Wir fuhren auf einer Autobahn, wo genau, wusste ich nicht. Es hatte angefangen zu regnen und die Tropfen liefen an der dunkel getönten Scheibe hinunter. Die Autorin in mir musste da gleich einen theatralisch traurigen Satz drauß formen. Meine Heimat verabschiedete sich mit den Tränen des Regens und sah mir mit wolkenverhangenem Himmel dabei zu, wie ich sie verließ. Gott, zu viel Kitsch! Sowas würde ich locker in eine meine FanFiktions rein knallen. Doch das hier war keine FanFiktion. Es war die Realität. Also starrte ich bloß aus dem Fenster, schaltete meine Gedanken ab und ertrank in der Musik.

Ich erschreckte mich richtig, als ich den vertrauten Schwindel spürte. Na ganz toll. Das passierte mir immer, wenn ich mir zu viele Gedanken machte oder im Stress war. Tja, im Stress war ich auf jeden Fall. Ich schaltete die Musik ab, das würde das Ganze nur schlimmer machen. Ich hatte seit fast einem Jahr keinen Schwindelanfall bekommen. Das erste Mal mit elf. Da starb meine Großmutter ein paar Tage darauf mein Onkel. Das war wohl der Auslöser dafür gewesen. Seitdem passierte das immer mal wieder. Aber ich wusste inzwischen, was ich tun musste.

Ich zog meine Beine von Jungkook's, zog mir die Boots aus und zog meine Beine eng an meinen Körper. Dann legte ich meinen Kopf auf die Knie, schloss die Augen und atmete gleichmäßig ein und aus.

„Sarah? Alles in Ordnung?" fragte Jungkook besorgt und ich spürte seine warme Hand an meinem Nacken.

„Sie hat nur ne Schwindelattacke. Das passiert manchmal." erklärte Chiara und versuchte, so zu tun, als würde ihr das nichts ausmachen. Sie bekam selbst immer tierisch panisch, wenn sowas passierte.

„Geht gleich wieder." beruhigte ich sie beide mit leiser Stimme.

„Weißt du, woran es liegt?" hörte ich Yoongi hinter mir. Ich wollte mit dem Kopf schütteln, doch das wäre ganz sicher nicht gut gegangen.

„Die Ärzte konnten nichts finden. Sie meinen, es wäre Psychosomatisch. Es passiert immer, wenn ich im Stress bin. Und äh ja... diese Situation ist nicht gerade die Ruhigste." meinte ich und hob ganz langsam den Kopf, ließ die Augen aber noch geschlossen. Jungkook's Hand lag immer noch in meinem Nacken und massierte ihn leicht. Davon ließ ich mich leicht vom Stress ablenken und das Gefühl, ich würde mich im Dunkeln im Kreis drehen, ließ langsam nach. Ich seufzte tief und öffnete langsam die Augen. Tatsächlich sah mich jeder im Auto besorgt an, außer der Fahrer. Logisch, wieso.

„Geht schon wieder." meinte ich und setzte mich in den Schneidersitz. Der Schwindel war verschwunden.

„Sicher?" fragte Chiara und lugte über Jungkook's Sitz um mich ansehen zu können.

„Nicht, dass du schon wieder umkippst." Ich zog die Augenbrauen hoch.

„Erstens, ich sitze in einem Auto, wie soll ich da umkippen?" Ihr Blick sagte deutlich, dass ich wusste, wie sie das meinte.

✓Not Today ~ Eine BTS FanFiktion✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt