Als Ella geboren wurde, war Finn zweieinhalb Jahre alt. Er hat das alles gar nicht richtig verstanden, aber er hat gemerkt, dass der Bauch seiner Mutter immer dicker wurde. Als er mit Oma und Opa zusammen ins Krankenhaus durfte, hat er zum ersten Mal seine kleine Schwester gesehen. Zuerst hat er nicht verstanden, dass das kleine rosa Ding auf Mama's Bauch seine Schwester ist, aber er hat sofort gefühlt, dass seine Schwester etwas besonderes ist. Als Opa ihm alles genau erklärt hat, dass er jetzt ein großer Bruder ist und immer auf seine Schwester aufpassen soll, war Finn überglücklich und hat seinem Opa versprochen, immer für Ella da zu sein. Auch Opa war total verrückt nach seiner Enkelin. Er hatte sie mindestens genau so oft auf dem Arm, wie Dana. Ein paar Stunden nach der Geburt ist Tom nach Hause gefahren. Er war wohl ziemlich müde. Dafür durfte Finn mit seinem Opa und seiner Oma bei Dana und Ella bleiben. "Darf ich ihr einen Kuss geben?", hat er gefragt. Dana hat mit Tränen in den Augen geknickt. "Natürlich darfst du das.", hat sie gesagt. Die junge Mutter hat von einigen Müttern aus dem Vorbereitungskurs gehört, dass die älteren Kinder negativ auf ihre neugeborenen Geschwister reagiert haben. Finn hat die Wange seiner kleinen Schwester gestreichelt und ihr einen Kuss auf die Stirn gegeben. "Opa hat gesagt, dass ich jetzt dein großer Bruder bin. Das heißt, dass ich immer auf dich aufpasse.", flüstert er stolz und schaut seine kleine Schwester an. "Sie hat ganz kleine Finger.", stellt er fest. Die Erwachsenen lachen. Opa weint vor Glück. "Wir alle waren mal so klein wie deine Schwester.", erklärt Opa. "Ehrlich? Du auch?", fragt der zweijährige erstaunt und schaut seinen Opa an, der fast zwei Meter groß ist. Die Erwachsenen lachen noch mehr und Finn lacht mit. "Wie heißt sie eigentlich?", fragt der große Bruder. "Hast du eine Idee?", fragt Dana. "Grün.", antwortet Finn. Die Erwachsenen lachen wieder und Finn versucht zu verstehen, warum sie lachen. "Grün ist eine Farbe, mein Schatz, aber es ist kein Name.", erklärt Opa. "Ist Ella ein Name? So heißt doch der starke Löwe aus meinem neuen Buch.", fragt Finn. Dana lächelt ihren Sohn an. "Das ist ein sehr schöner Name. Gefällt er dir?", fragt sie. Finn nickt begeistert. So kam Ella zu ihrem Namen und Finn war sehr stolz, dass er ihn aussuchen durfte.
Die beiden Geschwister waren vom ersten Augenblick an unzertrennlich. Finn wollte Ella bei allem helfen. Er war von seiner Rolle als großer Bruder so begeistert, dass Dana ihn mehr als einmal zurückhalten und beruhigen musste. Sie fand das sehr süß, aber Tom war davon mehr als genervt. Er hat von Anfang an kein Interesse an seiner kleinen Tochter gezeigt und ging lieber mit seinen Freunden in eine Bar, statt seine Frau mit den beiden Kindern zu unterstützen. Ella und Finn waren sehr liebe Kinder, aber beide waren unglaublich aktiv und Dana konnte keinen von beiden auch nur für eine Sekunde aus den Augen lassen. Als Finn in den Kindergarten kam, gab es ein mittleres Drama. Ella wollte nicht, dass Finn auch nur eine Minute weg war und Finn wollte nicht von seiner Schwester getrennt sein. Um den Frieden zu retten, hat Dana beschlossen, dass ihre beiden Kinder bei den Großeltern spielen dürfen, während sie langsam wieder mit der Arbeit beginnt. Die Kinder waren überglücklich und auch die Großeltern waren sehr glücklich, dass sie do viel Zeit mit ihren Enkeln verbringen konnten.
Eines Morgens, als Ella gerade zwei und Finn vier Jahre alt war, hat Oma die Tür nicht geöffnet. Dana hat verwirrt die Tür aufgeschlossen und in der Küche saß Oma auf dem Boden. Die beiden Kinder sind sofort zu ihr gerannt, aber sie hat sie nicht bemerkt. Das war der Tag, an dem sich das Leben der gesamten Familie verändert hat. Oma hat Mama nur knapp erzählt, was passiert war. Opa hatte einen weiteren Schlaganfall und würde den Rest seines Lebens gepflegt werden müssen. Finn und Ella haben das alles nicht verstanden, aber als sie die Beinprothese von ihrem Opa gesehen haben und ihn weder gesehen, noch gehört haben, wussten sie, dass etwas schlimmes passiert sein musste. Als Opa sechs Wochen später nach Hause kam, war er anders. Er konnte sich nicht mehr bewegen und er konnte nicht mehr sprechen. Er lag in einem großen Krankenhausbett und am Bett hing ein Beutel mit einer gelben Flüssigkeit. Dana hat ihren Kindern alles erklärt. Ella und Finn mussten ab diesem Zeitpunkt in den Kindergarten, da Dana sich mit ihrer Mutter um ihren Opa gekümmert hat. Die Eingewöhnungszeit war für die Geschwister nicht leicht, da sie in verschiedene Gruppen eingeteilt wurden. Sie konnten sich nur beim gemeinsamen Spielen auf dem Gelände sehen. Die beiden haben eine Geheimsprache entwickelt, damit sie niemand verstehen kann.
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Silentium | LGBTQ
Teen FictionElla spricht nicht. Ihr Schmerz ist zu groß. Aber als Ruby in ihr Leben tritt, wird Ella's Entschluss auf eine harte Probe gestellt. »Unter allen Torheiten, die ein Mädchen begeht, ist immer ihre erste Liebe eine der größten.«