Werwolf | Gnadenloses Überleben

Kapitel 23

Ich wurde wach und blickte neben mich. Verwundert setzte ich mich auf. Wo ist René?
Doch das störte mich wenig.
Etwas zog mich raus.
Raus in die Natur.
Soll ich raus gehen?
Langsam setzte ich meine Füße auf den Parkettboden und lief rüber zum Fenster.
Die Sonne war schon lange aufgegangen. Die nächste Erkenntnis traf mich wie ein Blitz.
Ich hab bis Mittag geschlafen. Aber ich bin eher ein Frühaufsteher. Und das passiert nur sehr selten oder wenn Vollmond ist.
Für Werwölfe ist ein Vollmond eigentlich nichts Besonderes. Sie sind nur stärker als sonst, die Sinne verstärken sich mehr.
Aber ich bin wie besessen.
Der Vollmond zieht mich mehr an als 100 Werwölfe auf einmal.
Im Schein des Vollmondes fühle ich mich geborgener als in den Armen meines Mates.
Meine Sinne sind 100 Mal stärker. Meine Gefühle explodieren. Ich verwandle mich ungewollt viel öfter. Außerdem sind meine Reflexe auch um vieles schneller.
Ich wendete mich ab und sah endgültig auf die Uhr.
Es ist 14:45 Uhr.
Je länger ich an Vollmond schlafe desto länger wird die Nacht.
Mein Magen knurrte und ich lief aus dem Zimmer, die Treppe runter in die Küche.
René saß am Küchentisch. Vor ihm stand ein Laptop und in seiner linken Hand hielt er einen Kaffee, während er mit seiner rechten genervt auf dem Laptop rumtippte.
Schnell aber leise schlich ich mich an ihn rann und in Windeseile hatte ich einen Schluck von seinem Kaffee getrunken. Er drehte sich mit einem grimmigen Gesichtsausdruck zu mir um, welcher sofort weicher wurde.
,,Auch Mal aufgestanden Kleiner?",lachte er, ,,Aber eine Frage, warum bist du bitte so schnell?"
Ich kratzte mich am Hinterkopf.
,,Ist heute Vollmond?",fragte ich.
Er nickte und sah mich fragend an. ,,Was hat der Vollmond damit zu tun?",fragte René, ,,Der hat doch kaum Wirkung auf uns."
,,Naja...",meinte ich und drehte mich um. Mein Blick auf den Wald. Ich wurde ernst.
,,Auf mich hat er eine komplett andere Wirkung. Während er auf andere kaum Wirkung hat, bin ich wie besessen von ihm. Meine Sinne sind Hundert Mal stärker als sonst, meine Reflexe sind um vieles schneller, meine Gefühle explodieren und ich verwandle mich viel öfter ungewollt...",ich rieb mir mittlerweile meine schwitziegen Hände, ,,Nimm es bitte nicht persönlich... Aber... ich... ehmmm... ichfühlemichimScheindesVollmondesgeborgeneralsindeinenArmen." Mein Blick war nun auf den Boden gerichtet und ich schluckte.
,,Nochmal. Langsam.",sagte er.
Ich seufzte und flüsterte:,,Ich fühle mich im Schein des Vollmondes geborgener als in deinen Armen..."
Schnell stellte ich den Kaffee auf den Tisch ab, denn mein Körper fing an zu kribbeln und zu brennen. Nein, nein, nein.
Schmerzhafter als an anderen Vollmonden brachen meine Knochen. Es war aber auch ungewollt. Mein Wolfskopf wanderte nach oben und als ich seinen wütenden Gesichtsausdruck sah, sammelten sich Tränen in meinen Augen.
-Es tut mir leid René. Ich wollte das nicht. Es war schon immer so. Bitte, bitte nimm es nicht persönlich, bitte..-sprach ich panisch während sich meine Tränen ihren Weg bannten.
Er jedoch stürmte nur aus der Küche und aus dem Haus.
Panisch rannte ich aus dem Haus.
~Liam! Ich hab es wieder verkackt! Wir wussten es doch beide!
Er wird sich schon beruhigen. Immerhin ist er dein Mate.
~Und was wenn er mich deswegen nicht mehr akzeptieren will? Und was wenn er mich raus wirft? Wo sollen wir dann hin?
Ich weiß es nicht Theo. Aber ich bin immer bei dir, komme was wolle.
~Komme was wolle.

Ich lief noch bestimmt eine Weile Orientierungslos in dem vom Feuer zerstörten Wald herum. Nach weiteren Minuten kam ich an einer Lichtung an. Müde ließ ich mich ins Gras fallen. Danach blickte ich rauf zum Himmel.
Was soll ich nur tun?