Teil 6

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Jungkook p.o.v
Ein leises Klopfen an der Tür und ein Schluchzen.

"Jungkook... Bitte" , wimmert Taehyung und erneut ist ein schwaches Klopfen zu vernehmen. 

Es tut so weh Tae weinen zu hören. Ich will aufstehen die Tür aufschließen, ihn umarmen und ihm zuhören, aber ich darf nicht. Ich darf mein Herz nicht gewinnen lassen. 

"Geh weg!" , brülle ich und mein Herz zieht sich deshalb schmerzvoll zusammen. 

"Lass mich einfach in Ruhe!" , schreie ich und ziehe meine Knie mehr an meine Brust, während ich meinen Kopf zwischen meinen Knien ablege und ihn dort vergrabe.

Es soll aufhören, bitte. Ich ertrage diese ganzen Schmerzen nicht mehr. 

"B-bitte geh ein-einfach" , weine ich und dieses Mal bricht meine Stimme. 

Ich hatte erwartet, dass Tahyung mir nun wieder widersprechen würde, doch ich konnte hören, wie er sich erhebt. 

"E-es tut mir a-alles s-so leid Jungkook" , schluchzt er und ich stehe ebenfalls auf. 

"Ich re-respektiere deine Ent-entscheidung und la-lasse dich j-jetzt in Ruhe" , schnieft er und ich lehne meine Stirn gegen die Tür, während ich ebenfalls meine Handfläche an diese lege.

Was ich dabei nicht weiß, aber irgendwie ein klein wenig spüren kann, ist, dass der Ältere es mir gleich tut, seine Stirn sozusagen auf meiner liegen hat und auch seine Hand auf meiner liegt.

Danach verschwindet dieses leicht komische Gefühl und kurz darauf sind Schritte wahrzunehmen. Taehyung ist nun wirklich gegangen. Weit kann er jedoch nicht sein, denn immer hin ist es noch mitten in der Nacht.

Eine ganze Stunde bleibe ich noch im Badezimmer sitzen, bis ich dann nach dieser die Tür aufschließe und in unser Zimmer trete. Mein Blick landet sofort auf Tae, welcher in seinem Bett liegt und vermutlich schläft. Verständlich denn immerhin ist es gerade 2 Uhr in der Nacht. 

Eine ganze Weile stehe ich bloß da und lasse meinen Blick auf Taehyung liegen. Durch den Mond und den Sternen, welche den Raum erhellen, kann ich wieder sein so schönes Gesicht und dessen atemberaubenden Details betrachten. 

Doch nachdem Tae sich ein wenig dreht, wende ich meinen Blick, mit einem nun rasendem Herzen, von ihm. Ich dachte jetzt habe er mich erwischt, aber dies scheint wohl nicht der Fall zu sein. Mit leisen Schritte gehe ich auf die Fensterbank zu und nehme auf dieser Platz. 

Dies tat ich früher fast jeden Abend. Ich saß auf der Fensterbank, schaute raus und unterhielt mich mit meiner Mutter oder sang das Lied, welches sie mir jedes Mal vorgesungen hatte, als ich etwas niedergeschlagener zu ihr kam. 

Heute aber beschließe ich mal wieder etwas anderes zu tun.

Ich lehne meinen Kopf an das Fenster und schaue raus, während ich jeden einzelnen Stern betrachte. Sie mögen vielleicht alle gleich aussehen, doch für mich ist jeder auf irgendeine Art und Weise besonders. 

Sie strahlen alle auf ihre Eigenart. Entweder total hell oder eben weniger. Die Größe spielte dabei keine Rolle. Auch der kleinste Stern strahlt meist heller als alle anderen. Meiner Meinung nach ist es unwichtig, wie sie aussehen, ob klein oder groß, hell oder dunkel. Das war alles völlig irrelevant, denn für mich war jeder Stern nur durch sein Selbst völlig besonders. 

Wisst ihr eigentlich, dass ich vielen Menschen einen eigenen Stern zuordne? 

Jeder Mensch ist auf seine Art und Weise besonders. Dabei ist ebenfalls alles egal. Das Aussehen, das Verhalten, welches doch meist nur gespielt sein kann und noch einiges, hauptsächlich das Oberflächliche. Man sollte im Großen und Ganzen auf das Innere achten.

Auch Taehyung hat so einen Stern von mir bekommen. 

Soll ich euch erzählen, wie Taehyungs Stern aussieht oder damals aussah?

Taes Stern war in viele kleinen gebrochenen Stücke zerfallen. Jeden Tag als er mich schlug, anbrüllte oder was auch immer mit mir anstellte, sammelte ich dabei jedes einzelne Stück auf und fügte diese so gut ich konnte zusammen. Ich ließ alles mit mir machen, damit ich diese Teile wieder zusammenbauen konnte und sein kleiner Stern wieder strahlen konnte. 

Und dieser Stern war Taehyungs richtige Seite und nicht diese Gebrochene. Als ich dann öfter mal seinen wahren Stern zu Gesicht bekam, verliebte sich mein kleiner Stern in seinen. 

Doch dann bestand mein Vater darauf, dass ich die Schule wechsle auf Grund meines Mobbers. Meine kleine Welt brach zusammen und ich wusste nicht, wie ich Taehyungs Stern weiterhin zusammenhalten konnte, weswegen ich ihm einen Brief schrieb. In diesen Brief schrieb ich all meine Gefühle hinein und erklärte ihm, dass ich ihm nicht böse war, wie er mich behandelte, er doch eigentlich nur gebrochen war und jemanden brauchte, welcher ihm half. Da stand noch vieles weiteres in diesem Brief, was alles nur noch weiter ausführte. 

Aber trotzdem kann ich so nicht leben. Ich kann nicht immer und immer wieder dafür sorgen, dass Taehyungs Stern zusammenhält, während meiner daran zerbricht. Das ist der Grund, weshalb ich Taehyung aus meinem Leben haben will. Er tut mir nur weh, ohne es wirklich zu wissen. 

Ich weiß nicht, was für ein Mensch Taehyung heute ist, aber ich will es nicht riskieren erneut so wie damals verletzt zu werden. Ich liebe Taehyung ja, aber diese ist eine Liebe, welche nicht seinen sollte. 

Ich weiß nicht, ob ich ihm wirklich alles verzeihen kann. Auch wenn er so gebrochen war, hätte er ab einem Zeitpunkt aufhören können, doch er machte immer weiter. Als ich seine andere Seite, seinen Stern zu Gesicht bekam, da hätte er aufhören können, doch er schaute mich Sekunden später nur wieder kalt und voller Abneigung an und begann weiterhin mein Leben zur Hölle zu machen.

Ich redete mir jeden Tag ein, er mache dies nicht mit Absicht und sei nur ein völlig gebrochener Mensch, doch tief im Inneren war mir bewusst, dass es ihm auf irgendeine Art und Weise ebenfalls bewusst war.

Jedenfalls habe ich beschlossen Tae aus meinem Leben haben zu wollen.

Vielleicht können viele meine Entscheidung nicht verstehen, auch ich verstehe sie nicht ganz und kann sie nicht nachvollziehen, aber wer weiß, vielleicht hat mein kleiner Stern noch vieles anderes mit mir vor. 

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Will I Forgive You?//TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt