Sie hatten sich in einem Kreis im Untergeschoss zusammengedrängt. Alle hatten ihre Waffen gezückt. Es Haus war noch immer düster, doch die leuchtenden Augen der Gemälde schimmerten durch die Dunkelheit. Nico hatte sich vor Will gestellt, um ihn mit seiner Axt beschützen zu können. Auch wenn er nicht wusste, wovor. Vor dem Haus? Wieder dröhnte die Stimme durch das Haus. "Ihr dummen kleinen Kinder. Endlich seid ihr da?"
"Wer bist du?" Es war Leo, der diese Frage stellte, wenn auch mit zittriger Stimme.
"Ich? Ich bin Grimm!" Die Stimme legte eine kurze Pause ein und fügte dann enttäuscht hinzu: "Ihr habt keine Ahnung, wer das sein soll, oder?"
"Nope, nicht den leisesten Schimmer", gab Leo zu.
"Nun ich bin euer Erzähler. Ich bin eure Geburt, euer Leben, euer Tod. Als Jacob und Wilhelm Grimm 1812 das erste ihrer Märchenbücher veröffentlichten, erschufen sie mich unwissentlich. Seither erzähle ich immer und immer wieder dieselben Geschichten. Ihr Märchenhelden lebt eure Märchen und werdet immer und immer wiedergeboren. Doch es werden immer weniger, die sich für euch interessieren. Also habe ich begonnen, die Geschichten zu verändern. Am Anfang aus Langeweile. Aber dann habe ich beschlossen, euch zu benutzen, um mich mächtiger zu machen. Und ihr könnt mich nicht daran hindern." Er unterbrach sich selbst um böse zu lachen, so dass die Wände wieder bebten. "Wisst ihr wie einfach es war, eich hierherzulocken? Ein paar entführte Verwandte hier, ein bisschen Langeweile und Abenteuerlust da. Und natürlich eine verängstigte kleine Harpyie. Und zack, schon seid ihr in meine Fälle getappt."
Nico unterbrach ihn: "Aber was hast du mit ihnen gemacht? Wo ist meine Schwester? Wo ist Hazels Mutter?" Er konnte seine eigene Stimme nur zu gut zittern hören.
"Du wirst sie noch früh genug finden, mein Kleiner. Ich hätte nicht gedacht, dass du so mutig bist, mit deiner Axt."
Nico knurrte leise. Percy meldete sich zu Wort: "Und was hast du jetzt mit uns vor?"
"Ich werde euch benutzen, um mächtiger zu werden, wie gesagt. Und dazu werdet ihr alle jetzt Märchen erleben. Oder sollte ich besser sagen: Überleben?"
Seine laute Stimme verklang und mit einem Mal flackerten die Kronleuchter noch heller, sodass man die Gemälde erkennen konnte. Die rotflackernden Augen waren verschwunden, doch das machte es nicht weniger unheimlich. Denn die Bilder zeigten sie alle. Auf einem konnte man Hazel mit einem Frosch auf der Hand erkennen, das nächste zeigte eine schlafende Thalia und Grover, der auf einer riesigen Bohnenstange saß. Sie fanden sich alle wieder. Nico schauderte, als er ein Bild von sich, weinend auf dem Baumstamm, fand, mit Will und seinem Mühlstein im Hintergrund. Das war mehr als gruselig. In diesem Haus hingen Bilder von tatsächlichen Ereignissen. Zwischen den Jugendlichen herrschte angespanntes Schweigen. Grimm hatte gesagt, sie würden Märchen erleben - aber wie? Plötzlich war es, als würde ein Windstoß durch das Haus fahren. Der Staub wurde erneut aufgewirbelt. Der Wind wurde stärker und verwandelte sich eine Art Sog. Es war fast, als würden sie alle zur Wand hingezogen. Zu den Gemälden. Hazel war die erste die schrie, doch sie war nicht die einzige. Sie begannen sich aneinander festklammern, doch es halt nichts. Annabeth verschwand als erste. Sie wurde von einem der Bilder verschluckt, als wäre es ein See und sie ein Fisch. Percy stieß einen Schrei aus und folgte ihr mit einem Hechtsprung. Reyna und Hylla hielten einander fest, als sie ebenfalls in einem der Gemälde verschwanden. Jason versuchte gegen den Wind anzukämpfen, schaffte es aber nicht und verschwand, dicht gefolgt von Piper. Grover Hufe waren auf den Holzdielen nutzlos und auch er verschwand. Frank war ein riesiger Vogel geworden, doch auch er wurde gemeinsam mit Hazel in ein Bild gesaugt. Thalia hatte bereits aufgegeben und ging mehr oder weniger selbstständig durch die Wand. Leo und Calypso hatten sich aneinander festgebunden und beschimpften sie Knotentechnik des jeweils anderen, als sie verschwanden. Schließlich waren Nico und Will allein. Will klammerte sich nun wieder an Nico fest, der seine Axt in den Boden gerammt hatte, um nicht eingesogen zu werden. "Es ist hoffnungslos", brüllte Will gegen den Wind an. "Lass einfach los. Wir schaffen das schon, okay? Gemeinsam."
Nico sah ihn an, direkt in seine blaue Augen, so, wie er ihn nicht mehr angesehen hatte, seit sie sich geküsst hatten. Dann zog er die Axt aus dem Boden und sie wurden von dem Bild eingesogen. Dann herrschte kurz Stille in dem Haus, der Wind legte sich und schließlich dröhnte Grimm wieder: "Aaaaaah, endlich..."
Vor dem Haus hatten sowohl Ella, Blackjack als auch Mrs O'Leary bemerkt, das etwas nicht stimmte. Doch weder die Harpyie noch der Pegasus oder der Höllenhund konnten etwas gegen Grimm ausrichten. Niemand konnte das.
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Helden des Märchenwaldes
FanfictionHelden des Olymp/ Alternative Universe Im Märchenwald ist immer viel los - doch was wenn unsere geliebten Helden des Olymp die Rollen einiger Märchenfiguren einnehmen? Nehmen die Geschichten dann noch den selben Lauf? Und können sie den Wald auch vo...