Ja, ich höre derzeit dezent viel Bastille.
"Calypso? Calypso!" Alles brannte. Leo wusste nicht, wo oben und unten, Norden und Süden war. Das war wohl mal ein Wald gewesen Feuer, Feuer, alles nur Feuer. Es war, als wäre er in einem seiner Albträume gefangen. Die Hitze peitschte ihm ins Gesicht. Schmerz, Schweiß und Angst verschmolzen zu einem. Wo, wo, wo war Calypso? War sie...? Nein, das konnte nicht sein. Er durfte nicht einmal daran denken. Nicht einen einzigen Gedanken riskieren. "CALYPSO!"
Und endlich, tatsächlich, gedämpft durch das Knacken und Rauschen des Feuers hörte er eine Stimme. "Leo! Leooooo!"
Er kämpfte sich in die Richtung, hustend, der Rauch ließ seine Augen tränen und er musste aufpassen, nicht direkt ins Feuer zu laufen. "C-Calypso?"
Sie saß auf dem Boden, inmitten der Flammen wie ein Engel, nein, eher ein gefallener Engel. Ein Dämon inmitten des Feuers. Sie hustete. Ihre Haare und Haut waren von Ruß bedeckt. Leo stürzte zu ihr und umarmte sie. Sie hustete wieder. "Ich dachte, du wärst tot. Und ich bald auch." Ihre Stimme klang heiser.
"Ich bringe dich hier weg!", versprach er und hob sie auf. Natürlich war sie etwa genauso schwer wie er und er stolperte fast, doch das konnte ihn nicht aufhalten. Er trug, schleppte, zerrte sie durch die Flammen, die langsam keine Bäume zu verzehren hatten. Doch sie waren hungrig. Oh, das Feuer war immer hungrig. Gierig fraß es alles, was es wollte. Doch Leo würde nicht zulassen, dass es Calypso nahm. Er würde sie retten. Mittlerweile hatte sie das Bewusstsein verloren und ihr Kopf schlug träge gegen seine Brust. "Nein!", brüllte er das Feuer an. "Geh weg!"
Auch ihn verließ die Kraft langsam, doch er würde es nie zugeben. Nicht, solange noch der Hauch einer Chance bestand, hier herauszukommen. Heraus aus der Hölle. Er stolperte, stand wieder auf, zog Calypso mit sich, hustete. Überall nur Flammen, Hitze und Rauch. Wieder stolperte er, doch diesmal stand er nicht auf. Er blieb liegen, auch wenn er wusste, dass das sein Verderben war. Calypso mag halb auf ihm. "Dann nimm mich doch", sagte er trotzig zum Feuer. "Nimm mich."
"Oh, Leo..."
Die Stimme ließ Leo nach oben schauen. Nie in seinem Leben hätte er erwartet, sie wieder zu hören. Warm, freundlich, liebevoll. Und als er nach oben sah, konnte er sie inmitten der Flammen sehen. Seine Mutter.Die Frau, die bereits vor Jahren vom Feuer verzehrt worden war, stand über ihm, die Locken leicht mit Asche gesprenkelt. "¿Qué haces, mijo? Was machst du? Du darfst nicht sterben, Leo!"
Leo vergaß alles um sich herum. Er rollte Calypso von sich herunter und stolperte auf seine Mutter zu. Er wollte zu ihr. Wollte sie umarmen. Doch sie wich zurück. "Nein, Mijo, ich bin nicht echt. Komm nicht zu mir. Sonst bist du verloren."
"Pero... Mamá...", seine Stimme brach. Wie lang hatte er seine eigene Muttersprache nicht mehr gesprochen? Wie lange hatte er versucht, seine Mutter zu vergessen, ihren Tod zu vergessen, das Feuer zu vergessen? "Lo... Lo siento, Mamá..."
Und dann erzählte er ihr, was passiert war. Wie er versucht hatte, sie zu vergessen, wie er versucht hatte, weiterzumachen. Wie er es nicht geschafft hatte. Nicht wirklich. Wie er Calypso kennengelernt hatte. Wie sehr er sie mochte. Wie sie die anderen und das Haus gefunden hatten. Wie sie Grimm kennengelernt hatten. Ein seltsames Geräusch zerriss die Luft. Calypso schreckte hoch. Und das Feuer zog sich zurück. Die Hitze war fort. Doch während alles sich zu drehen begann, löste sich Leos Mutter sich auf. "Está bien, mijo.", sagte sie, als er nach ihr greifen wollte und schließlich, mit trauriger Stimme: "No me olvides, mijo. Te amo."
"Te amo, Mamá."
Dann löste sie sich auf und Leo und Calypso befanden sich in einem grellweißen Raum. Alle Asche und aller Ruß war verschwunden. Leo sank auf den Boden. Tränen liefen über seine Wangen. Calypso, der es wieder gut ging, hockte sich vor ihn und wischte die Tränen von seinen Wangen. "War das deine Mutter?"
Er nickte. "Sie ist vor Jahren in einem Brand gestorben."
"Was hat sie zuletzt gesagt?"
""No me olvides." Das heißt "Vergiss mich nicht". Und "Te amo" heißt "Ich liebe dich."
Kurz schwiegen sie. Dann sagte Calypso leise: "Te amo, Leo."
Er sah sie überrascht an. "Wieso?"
Sie lachte kurz auf. "Du wolltest mir um jeden Preis das Leben retten. Außerdem bist du einfach toll."
Er starrte sie mit halboffenem Mund an. "También te amo. Ich - Ich liebe dich auch."
Und dann beugten sie sich gleichzeitig vor und küssten sich.
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Helden des Märchenwaldes
ФанфикHelden des Olymp/ Alternative Universe Im Märchenwald ist immer viel los - doch was wenn unsere geliebten Helden des Olymp die Rollen einiger Märchenfiguren einnehmen? Nehmen die Geschichten dann noch den selben Lauf? Und können sie den Wald auch vo...