27. Kapitel

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'Liebe Kimberly,
Es tut mir leid, das zu nehmen, was dir am Herzen liegt, es ist aber die einzige Möglichkeit dir Grenzen zu setzten, du darfst einfach nicht abrutschen und dann nehme ich schon lieber in kauf, dass du mich hasst. Ich möchte gerne, wenn ich komme nochmal mit dir reden, deine Geige bekommst du aber schon von deiner Mutter, wenn sie kommt, sie konnte es nicht übers Herz bringen, dich so lange leiden zu lassen.
In liebe Dein Dad'

Ich zerknüllte den Zettel und warf ihn in den Papierkorb. Ich nahm mir noch meine Tasche und ging aus dem Haus. Schon von weitem sah ich Abby an der Haltestelle, aber wen ich auch noch sah war Will, ich wollte nicht mit ihm reden und sehen wollte ich ihn auch nicht. Ich ging zu Abby und umarmte sie, Will ignorierte ich gekonnt, dafür bekam ich nur fragende Blicke von Abby, aber das war mir egal. Zu meinem Glück kam die Bahn auch schnell, ich die wir alle einstiegen. Wir begrüßten unsere Freunde und ich setzte mich dann einfach hin und hörte Musik. Die fahrt verlief schnell und als wir in der Schule waren, bekamen wir unsere Stundenpläne und wurden ausgefragt, was wir alles in den Ferien gemacht hatten. Ich sagte nur, ich wäre in Frankreich gewesen und das beschrieb ich auch nicht weiter. Doch mir fiel auf, als ich Frankreich erwähnte, spannte sich Ryan an. Ich wusste echt nicht warum, aber er guckte mich auch öfters an, wo er dachte ich würde es nicht bemerken. Er war echt komisch, er hat ja Schluss gemacht ohne einen einzigen Grund. Ich meldete mich und fragte ob ich aufs Klo könnte. Ich nahm meine Schere mit und als ich auf der Toilette war, schoss ich mich ein. Ich setzte die Schere an und drückte sie in das Fleisch meines Armes. Ich zog sie langsam und schon breitete sich dieser stechende und brennende Schmerz aus, er beruhigte mich und er linderte den Schmerz in meinem Herz. Ich wiederholte es, aber diesmal am Handgelenk, dort wo der Daumen war, erfahrungsgemäß sieht man dort die Wunden nicht so schnell. Inzwischen zierten jetzt fünf frische Schnitte meinen Arm und ich tupfte das Blut mit dem Klopapier ab, zog meine Strickjacke an und ging wieder in meine Klasse. Es war so wie vorher, nur ich war auf Drogen. Ich war durch das, was ich gerade getan hatte, wie betäubt. Ich machte es nicht das erste Mal, ich hatte vor zwei Wochen angefangen und die ersten schnitten, waren schon fast zu Narben verheilt. Ich zog seitdem nur noch langärmlige Sachen an, damit man es nicht sah.

" Kimberly, wie waren ihre Ferien, Sie haben uns ja nur erzählt, dass sie in Frankreich waren, was haben sie denn da gemacht und was haben sie noch gemacht." fragte meine Lehrerin mich plötzlich und ich verkrampfte mich.

" Ja ich war da mit meiner Familie an der Küste surfen" sagte ich und hoffte das es damit gegessen wäre.

" Und hast du sonst noch was gemacht?"

" Ne ich war sonst die ganze Zeit hier" sagte ich kühl.

" Ah ok.... " sie wusste anscheinend auch nicht was sie darauf antworten sollte.

Zum glück wurde ich in dem Unterricht nicht mehr aufgerufen und so konnte ich auch schnell nach Hause gehen. Die anderen gingen noch in den Park, aber ich wollte lieber nach Hause. Als ich gerade aus der Tür gehen wollte, spürte ich eine Hand, die mir ein Zettel in die Hand drückte. Ich machte ihn auf und las. 'Heute 16:30 Uhr Kabel eins, überleg es dir bitte' Ich wusste zwar nicht, was ich mir da überlegen sollte, aber als es dann 16:30 Uhr war, machte ich den Fernseher an und es lief gerade eine vorschau zu so einem Wettbewerb.

'Sind sie musikalisch?, spielen sie ein Instrument? dann sind sie hier richtig, wir suchen junge talentierte Musiker, egal welche Musikrichtung, wir nehmen alles und unsere Coachs kennen auch alles. Melden sie sich jetzt unter der unten angezeigten Nummer und sie bekommen alle eine gerechte Chance!' tönte es aus den Lautsprechern. Es konnte ja nur Ryan gewesen sein, denn er wusste als einziger davon, mal abgesehen von Abby, aber die würde sowas nie machen. Ich machte den Fernseher schnell wieder aus und ließ mir das ganze nochmal durch den Kopf gehen. Eigentlich was das gar keine so schlechte Idee, ich war schon schon In Neuseeland berühmt und wenn ich mich jetzt da anmelde, hätte ich sogar eine reale Chance groß raus zu kommen. Ich schloss meine Augen und kreischte. Ich griff zum Telefon und wählte die Nummer, es ging einer ran. 

" Hallo hier bei Lovemusik, wie kann ich ihnen helfen?" nahm jemand ab.

" ja hallo ich würde gerne bei Lovemusic mit machen. " sagte ich und meine Stimmer zitterte leicht.

" Ja ok, wie ist ihr Name? Was spielen sie und wie alt sind sie?" fragte der Mann am Telefon.

" Ich heiße Kimberly Fung, bin 15 und ich spiele Geige" sagte ich.

" Ok, notiert, wie ist ihre Adresse?" fragte er mich danach und ich nannte ihm sie

" Ok, sie werden von uns hören" sagte er noch, bevor er auflegte. Ich ließ mich nach hinten fallen und seufzte. Mein Leben war scheiße, deshalb habe ich das gerade auch gemacht, aber ich werde es Ryan auf jeden Fall nicht sagen. Er kann es meinetwegen irgendwann im Fernsehen sehen, aber von mir wird er es nie erfahren. Ich rannte die Treppe hoch und zog mir meine Sportklamotten an, da ich joggen gehen wollte. Da meine Kondition nachgelassen hatte, trainierte ich noch härter als gut war. Ich brach schließlich auf meinem Laufband zusammen, aber ich stand trotzdem wieder auf und ging mich duschen. Ich konnte zwar nicht richtig laufen, da ich immer drohte umzukippen, also setzte ich mich dann in die Dusche und ließ einfach das Wasser auf nicht nieder prasseln. Ich schöpfte wieder ein bisschen Kraft und konnte dann auch in die Küche laufen und mir ein Apfel holen. Ich aß ihn, aber bekam sofort wieder Magenkrämpfe. Das muss daran liegen, dass ich heute noch nichts gegessen hab, aber es war mir egal. Ich ging ins Bett und schlief sofort ein.

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In der Schule ignorierte ich so weit es ging alle Leute außer Abby, ihr erzählte ich aber auch nicht wie es mir ging. Sie ahnte zwar schon etwas, aber hat mich noch nicht darauf angesprochen.

" Kim, so kann es einfach nicht weiter gehen, du magerst dich ab, ritzt dich und bist zu jedem kalt, was ist denn bloß passiert. " sagte sie am Freitag nach der Schule.

"Geht dich nichts an" sagte ich und lief weg, aber da ich keine Energie mehr hatte, musste ich mich gleich wieder hinsetzten, da mir schwarz vor Augen wurde.

" Kim du sagst mir jetzt entweder was los ist oder ich hole einen Krankenwagen, denn du bist krank. " sagte sie und ich bat sie sich zu mir zu setzten.

" Ok, aber du wirst es soundso nicht verstehen, denn ich kann dir nicht die ganze Geschichte erzählen."

" Dann versuch es wenigstens. " sagte sie.

" Ok, ich kam ausm Urlaub mit Mum und Dad zurück und ja die beiden wussten nicht, dass Ryan und ich zusammen waren, ich habe aus Protest mit ihm rum gemacht, Problem war nur, Mum kam rein sie hat es natürlich Dad gesagt, der völlig ausgerastet ist und mir gesagt hat, wenn ich mich nicht besser, streicht er mir jegliche Instrumente. Ich bin dann einfach ausm Haus gerannt und in der Bahn habe ich Ryan mit so 'nem Typen ausm Urlaub gesehen, der mich dort die ganze Zeit angemacht hat, ich bin sofort wieder ausgestiegen und bin zu dir gelaufen, du warst allerdings nicht da. Was dann bei Will passiert ist, da musst du ihn selber fragen und als ich dann zuhause angekommen war, waren alle meine Instrumente weg, vom Erdboden verschluckt. Ich habe den nächsten Flug nach Auckland genommen und habe dort ein paar Konzerte gespielt. Habe dort allerdings fast nichts gegessen, da ich fett bin und mich niemand will. Ich habe auch angefangen mich zu ritzen, es ist wie eine Droge, ich kann damit einfach nicht aufhören. " sagte ich und begann zu weinen. Ich heulte alles aus mir raus und sie nahm mich einfach nur in den Arm.

" Und was ist mit Ryan passiert?"

" Der hat aus welchem Grund auch immer Schluss gemacht. " sagte ich und hörte mit dem Satz wieder auf zu heulen und machte zu. Ich stand ohne ein Wort zu sagen auf und ging weg.

Widmung geht an Sssssarai

Wörter: 1409


The music of my heart (1) (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt