Die nächsten Tage und Wochen verliefen so weit es ging gut, ich kapselte mich von der Welt ab und übte nur noch, ich weiß es klingt beängstigend, aber es klappt, bei den Klassenausflügen war ich nur noch passiv dabei, da ich gedanklich immer wieder meine Stücke durchging. Ich ging alle drei Tage ins Hotel um mir frische Sachen zu holen und mich mal ausgiebig zu duschen, da ich durch das ganze üben immer wieder ins schwitzen komme. Nun war es Samstag, der Konzerttag, ich war so aufgeragt wie noch nie und konnte nicht mehr stillsitzen. Zum Glück war Abby und meine Eltern bei mir, Abs hat mich solange bequatscht, ob sie hingehen dürfte, sodass ich ihr schließlich gesagt hab, sie dürfte sich ne Karte kaufen. Ryan hat sich nicht bei mir gemeldet und ich ging ihm immer aus dem Weg, wenn ich ihn sah, aber er sah mich immer komisch an, ich wusste zwar nicht wieso, aber mir war das jetzt auch egal. Ich starb fast vor Aufregung, die Proben gestern und vorgestern klappten zwar wie am Schnürchen, ich konnte die Stücke jetzt fehlerfrei und auswendig, aber das war mir nicht genug, ich wollte besser als perfekt sein. Deswegen machte ich mich immer selbst fertig. Ich ging die ganze zeit vom einem zum anderen Punkt und ging in Gedanken jeder einzelne Stelle von jedem einzelnen Stück durch.
Der Herr der das ganze organisiert hatte, hat mich eines morgens angerufen und fragte welche größe ich hätte, ich sagte sie ihm und jetzt stand ich hier im bodenlangem dunkelblauen Kleid, welches bis zur Taille eng war und dann luftig nach unten fiel. Ich hatte passenden schmuck dazu an und ich wurde vorhin von ner Stylistin!!!! Einer STYLISTIN!!!!!! geschminkt. Ich glaub ich könnte mich daran gewöhnen, aber ich könnte mich nie an das vorspielen gewöhnen und jetzt verließen mich auch noch Abby, Mom und Dad. Sie wünschten mir noch alles gute, bevor sie sich auf ihre Plätze begaben, ich hatte noch 15 Minuten bevor es los geht und war so aufgeregt wie noch nie in meinem Leben. Ich zählte schon jede Sekunde und da war plötzlich dieses klatschen, das hieß ja dann wohl der Dirigent ist auf die Bühne gegangen. Ich nahm all meinen Mut zusammen und ging mit erhobenen Hauptes auf die Bühne. Alle klatschten und plötzlich überrollte mich ein Gefühl, was ich noch nie zuvor gefühlt hatte, es war nicht glück, es war nicht Freude, es war etwas anderes, meine Aufregung war verflogen und ich hörte nur noch die Töne die das Orchester spielten. Wie von allein setzte ich bei meinem Einsatz ein, ich hatte das Gefühl ich spiele gar nicht selber, ich ließ es einfach meinen Körper machen und mein Verstand setzte einfach aus. Es war einfach atemberaubend mich selbst zu hören und zu sagen, das ganze üben hat sich gelohnt, sonst würdest du jetzt nicht hier stehen, ich spielte als erstes Tschaikowsky, es war echt gut, aber auch schwer, ich glaube der Mendelssohn ist das leichteste, da es ziemlich gut von der Hand geht. Als der Tschaikowsky zu ende war, war ich vollkommen außer Atem und stand dort aber mit einem fetten grinsen im Gesicht da. Ich verbeugte mich einmal und wartete bis wieder Ruhe in den Saal einkehrt. Hatte ich eigentlich schon mal erwähnt, dass er überfüllt war? Naja, auf jeden Fall machte ich mit Mendelssohn weiter, da ich ihn sowieso bis ins kleinste Detail auswendig konnte, war es nicht schwer ihn zu spielen, es war das kürzeste Stück, aber mit Abstand das schönste. Leider ging es viel zu schnell zu ende und wieder klatschte die menge begeistert, ich verbeugte mich wieder und das Orchester fing an zu spielen. Wie von selbst fing ich dann an zu spielen und meine Finger bewegten sich wie von selbst auf den Seiten. Mein rechter Arm, machte immer zu der Zeit wie er sollte, den Bogenwechsel und ich hatte mich kein mal verspielt in dem ganzen Stück. Allgemein das ganze Konzert über hatte ich mich kein mal verspielt, alle Läufe liefen so wie sie sollten und als ich den letzten Ton den Beethovens spielte, war mir noch immer nicht klar, wie ich das nur geschafft hatte. Der Applaus brachte mich wieder in meine Welt zurück und ich schüttelte erst dem Dirigenten und dann dem Konzertmeister die Hand. Und dann verbeugte ich mich bestimmt tausendmal und ging von der Bühne ab, die hinter der Bühne, nahmen mir die Geige ab und schickten mich wieder auf die Bühne wo ich mich wieder verbeugte, dann kann noch so eine Dame mit einem viel zu großen Blumenstrauß auf die Bühne und übergab ihn mir, ich war echt überrumpelt, ich ging nochmal ab und dann nochmal auf die Bühne und verbeugte mich ein letztes Mal, bevor ich dann ganz ab ging. Als ich dann in meinem Umkleideraum war, stand dort schon Abby und nahm mich in den Arm, sie heulte, aber ich wusste nicht wieso.

DU LIEST GERADE
The music of my heart (1) (wird überarbeitet)
Ficção AdolescenteEs ist nicht schwer zu komponieren. Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen. ... Johannes Brahms ---- Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist. ...