"Nein!" Der Schrei meiner kleinen Schwester war das Erste was ich hörte, als ich von der Schule nach Hause kam. Dann ein Türknall und danach war Ruhe. Ich schlürfte in die Küche, wo meine Mutter an die Arbeitsplatte gelehnt vor sich hin starrte.
"Mom?", fragte ich vorsichtig. Diese hob ruckartig den Kopf und starrte mich so erschrocken an, als hätte sie eher mit dem Weihnachtsmann gerechnet als mit mir.
"Oh", schniefte sie. "Hallo mein Schatz, ich hatte dich noch gar nicht erwartet." Sie umarmte mich kurz und verschwand ins Wohnzimmer. Ich hingegen stellte meinen Rucksack in mein Zimmer, zog meine Schuluniform aus und mein drei Nummern zu großes Hard-Rock-Cafe Shirt an, was mir bis zu den Knien ging. Dann klopfte ich leise an der Zimmertür meiner Schwester.
"Elli?", fragte ich leise und drückte die Klinke herunter. Eliza saß auf ihrem Bett und schaute mich mit verweinten Augen an. Ich setzte mich zu ihr und umarmte sie schweigend. Ich wusste, was los war. Mom hatte uns vor ein paar Tagen eröffnet, dass wir umziehen würden. Nach London.
"Wir schaffen das!", versicherte ich ihr und drückte sie an mich. Eliza hatte es sehr schwer, in einem fremden Land mit einer fremden Sprache war jede Neunjährige wahrscheinlich total überfordert. Ich verstand sie.
"Grace?"
"Ja meine Maus?"
"Du bist die tollste Schwester, die man sich wünschen kann!"
Ihr Blick aus den meerblauen Kugelaugen ließ mich einen gewissen Stolz empfinden.
"Komm", sagte ich und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, "diese tolle Schwester hilft dir jetzt bei den Hausaufgaben."
Nachdem wir fertig waren sammelte ich Eliza's Wäsche vom Fußboden und stopfte sie mit meiner in dir Waschmaschine. Dann kochte ich Abendbrot. Es gab Nudeln mit Tomatensoße, das Lieblingsessen jedes Kindes. Mom hatte sich nicht wieder blicken lassen und Dad würde erst gegen neun nach Hause kommen. Typisch. Nach dem Essen brachte ich Elli ins Bett und machte meine eigenen Hausaufgaben. Pünktlich um neun Uhr klingelte es an der Haustür. Dad.
"Dad, bitte klingel nicht, Elisabeth ist schon im Bett...", bat ich ihn.
"Du hast mir gar nichts zu sagen, Fräulein! Wo ist eigentlich deine Mutter?", knurrte er.
"Ich ... Ich weiß es nicht ...", stammelte ich kleinlaut.
"Lüg mich nicht an, Grace! Du weißt ganz genau, dass sie wieder mit einer ihrer tausend Lover durch die Hotels vögelt!?"
Dann spürte ich nur den brennenden Schmerz auf meiner rechten Wange und spitzer Schrei entfuhr mir.
"Sei leise Grace, Elisabeth schläft schon!", äffte Dad mich nach und schickte mich aus der Küche. Ich machte mich auf den Weg in mein Zimmer und kam an Elli's Tür vorbei, die einen kleinen Spalt offen stand. Ich lugte hindurch und sah meine Schwester aufrecht im Bett sitzen.
"Schlaf weiter, meine Maus, alles ist gut." Ich streichelte ihr über die zerzausten Haare. Ich blieb noch so lange sitzen, bis sie eingeschlafen war.
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Hey Leute, das ist meine allererste Geschichte und ich würde mich riesig über Feedback freuen! :) Kritik ist ebenfalls willkommen.
Hab euch lieb :)
«eure Hal»
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Amazing Grace
RomanceGrace's Familie zieht ohne Vorwarnung von Ohio nach London. Sie schließt schnell Freundschaft mit dem nerdigen Louis und verkracht sich auch schon am ersten Tag mit dem Badboy der Schule, Ashton. Als dann ihre Eltern abhauen, sie sich um ihre kleine...