Amazing Grace

19. Kapitel

"Ich bin gleich wieder da, Babe", sagte ich zu Ashton und verdrückte mich aus unserem Zimmer. Ich lief den langen Flur entlang bis zu der großen Fensterfront mit den Sesseln. Dort pflanzte ich mich in einen, zückte mein Handy und wählte eine Nummer.

"Ja?", ertönte eine Stimme aus der Leitung.

"Hi Eliza Schatz, wie geht's dir?", fragte ich. Ich hatte sie so sehr vermisst.

"Habt ihr euch endlich geküsst?"

"Was?"

"Ob ihr euch geküsst habt. Ashton und du."

Ist das ihr Ernst? Meine kleine Schwester ist zwar erst sechs Jahre, aber das merkt man nicht. Manchmal ist sie wie ein kleines Baby, doch dann benimmt sie sich auch schon wieder wie eine 13. Jährige. Das ist der Grund, warum ich sie so sehr liebe.

"Woher...?", fragte ich. ich kann's mir grad nicht erklären.

"Das sieht doch jeder Blinde, dass ihr euch gern habt!", ruft sie und ich kann mir gut vorstellen, wie sie die Arme in die Luft warf, so wie sie es immer tat. Ich musste lachen über meine kleine Beziehungsexpertin.

"Naja, was soll's...", seufzte ich. "Und...wie läuft's bei euch?"

"Alles okay, Grace. Poppy und ich gehen jeden Tag in den Pool schwimmen!" Und da war sie wieder, die kleine Eliza. "Und im Ballett haben wir bald einen Auftritt. Ich darf die Prima Ballerina tanzen!"

"Das ist ja klasse!", rufe ich. Ich bin so unglaublich stolz auf sie!

Nachdem wir noch ein bisschen gequatscht hatten, legte ich auf. Dann checkte ich noch schnell mein WhatsApp. 45 neue Nachichten. 43 aus einer One-Direction Gruppe (die schreiben alle immer so viel) und eine von Eleonor, meiner Freundin aus Ohio, in der sie mir haarklein ihr Date zum Einjähriges mit Sam beschreibt. Ich schreibe ihr kurz zurück und scrolle dann zu der letzten Nachricht. Von Ashton. Er hatte mir ein Bild geschickt: Ich, schlafend, und er mich küssend auf unserem Ehebett. Er hatte es wahrscheinlich gestern Abend oder heute früh noch aufgenommen.

Dann fiel mein Blick auf seinen Kontaktnamen: ♥♥♥♥♥<3<3<3Ashton<3<3<3♥♥♥♥♥

Ich musste schmunzeln, denn ich hatte ihn so nicht eingespeichert. Wann er wohl mein Handy in den Griffeln hatte...

Ich sperrte den Bildschirm und erhob mich. Ich wollte gerade zurück ins Zimmer, da kamen mir Glan und ihre Anhängsel entgegen. Ich beachtete sie nicht weiter und wollte mich an ihnen vorbei drücken, doch Glan sah das anders. Sie stellte sie mir in den Weg, ihre 3 Hündchen umringten mich. Nein, keine Hündchen, Pandas. So wie die überschminkt waren...

"Was ist?", fragte ich genervt.

Glan schürzte die Lippen und lächelte mich danach gefaked an. "Grace...", sagte sie schwungvoll. "Lass die Finger von Ashton!" Ihre Stimme hatte sich zu einem messerscharfen Ton entwickelt und ihre Haselaugen blitzten vor Hass und Eifersucht.

"Wieso?", fragte ich betont lässig und lehnte mich gegen die Wand und winkelte ein Bein an. "Liebt er dich denn?"

Glan ließ nur ein wütendes Fauchen hören.

"Hab ich mir gedacht!", zog ich sie auf.

"Hör zu du Miststück!", zischte sie nun und kam mir für meinen Geschmack etwas zu nah, da ich jetzt von einer Dunstwolke ihres JOOP! Perfumes umgeben war. "Ashton gehört mir! Und wenn du nicht deine dreckigen Finger von ihm lässt, zeig ich dir, wer ich wirklich bin!"

Sollte das eine Drohung sein? Ich musste mir ein Lachen verkneifen. "Achja? Und wer bist du wirklich?", fragte ich gelangweilt und blickte ihr mit ausdruckslosen Augen entgegen.

In Glan's Augen blitzte es.

"Ich weiß alles über dich, Grace Tomlinson.", sagte sie kalt. "Du hast eine kleine Schwester Eliza, die du über alles liebst, du kommst ursprünglich aus Ohio und hattest null Bock hier her zu ziehen. Dein allerbester Freund ist dieser Louis und deine Eltern sind verreist!"

Jetzt brach ich in lautes Gelächter aus. Tränen traten mir in die Augen und ich hatte Mühe, nicht umzufallen. Glan und ihre Anhängsel starrten mich nur verwirrt an. Als ich mich einigermaßen beruhigt hatte, richtete ich mich wieder auf.

"Erzähl mir was, was nicht auf Facebook steht!", grinste ich sie siegessicher an. Ihr Blick war zum Schießen, doch dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck und ein hinterhältiges Grinsen schlich sich auf ihre Lippenstift-verklebten Lippen.

"Deine Eltern sind gar nicht verreist, oder Grace?", sagte sie und zog langsame Kreise um mich herum, sodass ich mich mitdrehen musste. Mein Lächeln verschwand, als sie weiter sprach. "Sie haben dich und deine Schwester allein gelassen, stimmt's? Ihr seid unerwünscht, richtig? Sie lieben euch nicht. Sie wollten euch nicht mehr. Ihr wart nur Last für sie. Deshalb haben sie sich aus dem Staub gemacht! Sie..."

"Das reicht!"

Glan wurde von einer lauten Stimme hinter mir unterbrochen. Erleichtert sackten meine Schultern nach unten und ich atmete hörbar aus. Ashton.

Er kam auf uns zu und stellte sich schützend hinter mich, seinen Arm um mich gelegt. "Verschwinde Pandafresse!", keifte er und sofort wackelten Glan und ihr Gefolge davon.

Erleichtert schloss Ashton mich in die Arme. Normalerweise lasse ich mir soetwas nicht bieten, doch das eben war zu viel.

"Komm Babe...", sagte er und hob mich im Brautstyle hoch, um mich ins Zimmer zu tragen.

"Ashton?"

"Hm?"

"Danke!"