10. Kapitel

264 11 1
                                    

"Eliza!", rief ich und schloss die Tür hinter mir. "Ich bin wieder da!" Ich hörte Geklapper und Gekichere aus der Küche und machte mich auf den Weg dorthin. Was ich dort sah, war einfach legendär: Eliza und Poppy standen inmitten von Schüsseln, Kochlöffeln und Töpfen, überall war Mehl verstreut und auch die Beiden waren größtenteils weiß. Es sah so goldig aus, wie sie vor einer großen Schüssel standen und mich ratlos anblickten.

"Gracie, wir wollten Weihnachtsplätzchen backen!", piepste Eliza. "Aber es klappt nicht!", ergänzte Poppy und schaute mich bittend an. Ich stellte meine Tasche ab, zog meinen Blazer und die High Heels aus und ging zu den beiden Mädchen, um einen Blick auf ihr Werk zu werfen. Ich musste schmunzeln. Sie hatten sich Mühe gegeben.

"Warum backt ihr beiden Weihnachtsplätzchen, es ist doch Mitte März?", fragte ich und blickte Poppy an.

"Was anderes können wir doch nicht!", schmollte Eliza. "Das können wir auch nicht, Elli!", stellte Poppy fest und ich musste lachen. Die neue Freundin meiner Schwester hatte es drauf.

"Poppy, weiß deine Mama, dass du hier bist?", fragte ich sie. Sie nickte und sagte: "Ja, sie hat mich hergefahren. Aber mein Bruder holt mich wieder ab." Ich nickte und wendete mich wieder dem Teig zu.

"Na dann wollen wir mal...", murmelte ich und wendete mich dann an meine Schwester: "Und ihr beide geht in die Dusche und zieht euch neue Klamotten an. Poppy kann sich von dir welche leihen!" Die Beiden stürmten aus der Küche Richtung Bad. Dabei hinterließen ihre Füße weiße Spuren auf dem Lineolium.

Ich "reparierte" den Teig noch mit einem Ei, ein bisschen Butter und Milch, knetete alles und rollte ihn aus. Ich legte den beiden einige Ausstecher (oder wie die Dinger auch immer heißen) zurecht. Das Ausstechen machte Eliza am liebsten. In dem Moment kamen sie und Poppy in die Küche gerannt, mit noch nassen Haaren, aber neuen Klamotten undmachten sich sofort über den Teig her.

Am Ende waren die Dinger wirklich lecker.

"Miss Tomlinson?", fragte mich Poppy und blickte zu mir auf. Wie süß, dachte ich mir. "Ach, Poppy, nenn mich doch Grace!", sagte ich zu ihr und ging in die Knie, um mit ihr auf einer Höhe zu sein. "Was gibt's?"

"Mama hat gesagt, ich soll spätestens um vier zu Hause sein. Kannst du Datty anrufen?", fragte sie und schaute mich mit ihren schönen, dunkelgrünen Augen an.

"Wer ist denn Datty?", fragte ich verwundert. Vielleicht ihr Daddy?

"Mein Bruder."

"Achso. Hast du denn seine Handynummer?"

"Na klar!", sagte Poppy und krempelte ihr Shirt hoch. Eigentlich war es ja Eliza's rosa Einhorn-Shirt. Auf ihrem Arm war eine Handynummer notiert, vom Duschen schon etwas verblasst, aber noch gut zu erkennen.

Ich zückte mein Handy und gab die Nummer ein. Dann gab ich es weiter an Poppy, die wahrscheinlich dann mit ihrem Bruder telefonierte.

"Datty?"

"Ja!"

"Toll!"

"Ähm keine Ahnung..."

Sie nahm das Telefon vom Ohr und sah mich an. "Wo wohnst du?"

"Sag ihm Surrey Street 21! Kann er damit was anfangen?", sagte ich und Poppy gab das weiter, was ich ihr gesagt hatte. Nach ein paar kurzen Wortwechseln gab sie mir mein Handy zurück.

"Datty kommt in einer halben Stunde!"

Ich nickte und sie flitzte sogleich in Eliza's Zimmer, wo die beiden wahrscheinlich spielten. In der Zeit packte ich ein paar ihrer Plätzchen in eine Dose, um sie Poppy mitzugeben. Dann räumte ich alle Zutaten in die Schränke zurück, schmiss die Eierschalen in den Müll und wischte den Tisch und den Boden. Vorsichthalber schaute ich nochmal ins Bad und wie erwartet lagen all die mehligen Klamotten auf dem Boden verteilt. Ich sammelte sie ein und stopfte sie in die Waschmaschine. Ich würde Poppy ihre Sachen irgendwann mal mit in den Ballett-Unterricht nehmen und ihr zurückgeben.

Erschöpft lehnte ich mich an die Waschmaschine und mir fiel mein bisher größtes Problem wieder ein: die Klassenfahrt. Einerseits konnte ich Eliza nun wirklich nicht mehr zu Hause lassen, da meine Eltern doch verreist (naja, eher abgehauen) waren. Und andererseits konnte ich Louis nicht allein mitfahren lassen. Mr Anderson hat zwar gesagt, er würde sich drum kümmern, aber was wollte der denn bitte ausrichten? Er kannte weder mich noch meine Familie richtig und ich würde den Teufel tun, ihm Eliza anzuvertrauen. Er war doch auch nur einer dieser verdammten Lehrer, die wenn sie einen guten Tag haben, eklig nett zu dir sind und dich sonst immer nur wie Dreck behandeln.

Ich stieß mich von der Waschmaschine ab und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Dabei kam ich bei Eliza und Poppy vorbei, die auf dem rosanen Teppich saßen und mit Barbiepuppen spielten.

Poppy hatte Ken in der Hand, Eliza spielte Barbie:

"Oh Ken. Ich liebe dich sooo sehr!", quietschte Eliza mit hoher Stimme.

"Ja, Barbie, ich dich auch!", brummte Poppy und ich musste lachen. Die beiden schienen mich aber nicht zu bemerken.

"Elli, jetzt will ich aber mal Barbie sein!", quengelte Poppy, wieder mit normaler Stimme.

"Nein!", protestierte Eliza und wollte die Barbie eigentlich nur außer Reichweite von ihrer Freundin bringen, aber sie stieß dabei mit der Puppe gegen den Schrank und der Kopf viel ab. Entsetzt starrten die beiden den Kopf an, der gerade unter den Schrank rollte. Dann prustete Poppy los und Eliza starrte sie entsetzt an. Aber dann musste sie auch lachen. Grinsend wendete ich mich ab und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Ich schmiss mich mit meinem Laptop auf mein Bett und öffnete YouTube.

Ich surfte eine Weile herum. Angefangen bei einem Video über Locken mit Glätteisen klickte ich mich durch sämtliche Vorschläge bis ich letzendlich bei einem Lied von Linkin Park landete. Ich wusste zwar nicht mehr wie es hieß, aber es hat mir relativ gut gefallen.

Es klingelte an der Tür und ich hüpfte vom Bett, verfing mich aber im Netzwerkkabel von meinem Laptop und klatschte der Länge nach auf den Boden. Dabei stieß ich mir den Kopf am Bücherregal. Es tat höllisch weh, aber ich rappelte mich auf, richtete meine Klamotten und stürmte zur Tür. Ich öffnete und mir blieb das Herz stehen.

Vor mir stand Ashton.

__________

Hey Leutz :)

Ich würde mich riiieeesig über Feedback freuen. Schreibts in die Kommentare! :D

Und voten nicht vergessen :)

hel

~Hal

__________

Amazing GraceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt