4. Kapitel

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Der erste Schultag war gar nicht so schlimm, wie ich erwartet hatte. Natürlich mal abgesehen von der Szene vor der Turnhalle. Louis erwies sich zwar als Looser und Außenseiter, aber er war richtig nett und mir lieber, als irgendwelche oberflächlichen Bitches. Die waren hier in London nämlich fast schon häufiger vertreten, als an meiner alten Schule in Ohio. Ashton ist mir Gott sei Dank nicht nochmal über den Weg gelaufen, worüber ich echt froh war. Als endlich die Schulglocke läutete und das Ende der Schule ankündigte, beeilte ich mich nach Hause zu kommen. Ich wollte Eliza wiedersehen und sie nach ihrem ersten Schultag fragen. Doch gerade als ich die Bushaltestelle erreicht hatte, fuhr der Bus ab. Ich war mir sicher, dass der Busfahrer mich noch gesehen hatte. Arschloch. Naja, der Bus war weg und jetzt durfte ich laufen. Ich holte mein Handy aus der Tasche, schloss meine Kopfhörer an und steckte sie mir in die Ohren. Immer wenn ich Musik hören konnte und alles um mich herum verblasste, vergaß ich sogar manchmal meine Sorgen. Ich schloss kurz meine Augen. Ach, wie ich dieses Gefühl liebte. Inzwischen befand ich mich in einem großen Park und ich sah mich vorsichtig um, ob mich jemand beobachtete. Aber es war keine Menschenseele zu sehen. Ich machte mein Lieblingslied "Geronimo" von Sheppard an und tanzte ein wenig. Ich liebte dieses Lied. "Say Geronimo! Say Geronimo! Say Geronimo! Can you feel my love?", sang ich und drehte mich mit ausgestreckten Armen um mich selbst. "Say Geroni-" Weiter kam ich nicht denn in diesem Moment knallte ich gegen etwas hartes. Ich drohte zu fallen, doch zwei starke Arme verhinderten das. Vor mir stand ein großer, muskulöser Junge der mich schief anlächelte. Ach du Scheiße. Ashton!

Ich starrte ihn ängslich an. Ich sah mich vorsichtig um und suchte nach seinen drei Jungs, die ihm wie Hunde folgten, doch er war allein. Schnell brachte ich einige Meter Abstand zwischen uns. Er musterte mich mit diesen schiefen Lächeln. "Alles okay?", fragte er. Ich war überrascht, denn seine Stimme hatte keinen harten, kalten Unterton, sonder er klang besorgt. Offenbar starrte ich ihn mit offenem Mund an, denn er schnippste mit seinem Fingern vor meinem Gesicht herum. Ich zuckte zusammen und murmelte ein leises "Jaja", nur um mich dann umzudrehen und zu verschwinden. Doch Ashton hielt mich am Arm fest und drehte mich wieder um. "Kein Danke oder Entschuldigung?", fragte er und machte einen Schmollmund. Ich verdrehte die Augen. "'Tschuldigung",stieß ich hervor, aber Ashton ließ mich nicht gehen. "Kein Problem!", sagte er und strahlte mich an und seine tiefgrünen Augen leuchteten. "Willst du mir jetzt verraten, wie du heißt?" Irrte ich mich, oder war Ashton nett zu mir. Louis hatte erzählt, er ist ein Player! Er wickelte sie alle um den Finger! Grace, er ist ein Bad Boy, sagte ich mir. Desshalb riss ich mich von ihm los und entfernte mich schnell von ihm. Ich drehte mich nicht um, sondern lief endlich nach Hause. Eliza wartete sicher schon. Als ich unsere Wohnungstür auf schloss, stand sie schon im Flur. Sie strahlte mich mit ihren unglaublich blauen Augen und ich musste automatisch lächeln. Sie rannte auf mich zu und ich nahm sie in die Arme. "Na meine Kleine", begrüßte ich sie. "Wie war die Schule?" Sie fing an zu erzählen und ich ging mit ihr in die Küche, um ihr Essen zu machen. "Die Schule ist soooo groß!", quiekte Elli. "Ich hab auch gleich Freunde gefunden. Issi und Belle. Belle kommt eigentlich aus Frankreich und hat sich die ganze Zeit über meinen amerikanischen Azkent beschwert, weil sie mich nicht verstanden hat!" "Akzent, Eliza", sagte ich, stellte ihr das Essen auf den Tisch und küsste ihr auf die Stirn. Sie war unglaublich süß. Als sie fertig war, schickte ich sie zum Hausaufgaben machen und ich wusch ab. Dann setzte ich mich auf die Couch und schaute kurz auf WhatsApp. Ich hatte viele Nachrichten aus Gruppen, aber auch Eleanor, meine beste Freundinin Ohio, hatte mir geschrieben:

Eleanor: Hey Süße! Wie sieht's in London so aus?

Ich: Ich will zurück :(

Eleanor: Kann ich mir vorstellen. Ich vermiss dich auch :*

Ich: Kommen wir zu den wichtigeren Dingen: Wie läuft's mit Sam?

Eleanor: Super! Wir haben am Samstag unser Einjähriges...

Ich: Cool

Eleanor: Und hast du schon freunde gefunden?

Ich: Ja, son typ, heißt Louis

Eleanor: Uuuuuund sieht er gut aus?

Ich: naja nee

Eleanor: :(

Wir schrieben noch eine ganze Weile weiter, bis es an der Haustür klingelte. Es war mein Vater. "Grrraciiiiiiie!", lallte er und wir stach eine kräftige Alkoholfahne entgegen. Es war erst Nachmittag und mein Vater war schon besoffen. Eigentlich nichts Neues, aber er überraschte einen immer wieder. Und wenn er betrunken war, war er unberechenbar. "Komm rein Dad!", forderte ich ihn seufzend auf und er stolperte in die Wohnung. Ich nahm ihm seine Aktentasche ab und führte ihn ins Schlafzimmer. Ich schubste ihn auf's Bett, wo er lachend liegen blieb. "Gracie, du siehst aus wie meine Tochter!", kicherte er. Ich verdrehte die Augen. "Dad, du bist doch sicher müde, geh doch schlafen!", sagte ich sanft. Zuerst sah er mich mit Kulleraugen an, dann seufzte er und wickelte sich in die Decke. Kurz darauf war er eingeschlafen. Zur Sicherheit stellte ich ihm ein Eimer ans Bett, falls er sich übergeben musste. man weiß ja nie. Als ich mich umdrehte, um das Zimmer zu verlassen, stand Eliza an der Tür und linste vorsichtig hinein. "Eliza, Schatz, komm!", sagte ich schnell und nahm sie bei der Hand. "Wir gehen spazieren!" Ich wollte ihr dieses Elend ersparen.

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Hey Leute!

Eigentlich müsste ich gerade Sozi lernen, wir schreiben morgen. Aber ich bin zu fauuuul und suche einen Grund, um mich davor zu drücken.

hel

~Hal

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Amazing GraceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt