Ich stand vor dem großen Schulgebäude der Weihl-Academy und beobachtete die vielen Schüler, die an mir vorbei rannten. Heute war der erste Schultag in dieser Schule als "Neue". Meine Mutter hat mir eine Schuluniform, die mir eine Nummer zu klein war, und einen neuen Rucksack gekauft. Und damit wackelte ich jetzt zum Sekretariat, um in eine Klasse gesteckt zu werden. Die Sekretärin war Wasserstoff-blond und sah ein wenig aus wie die Barbiepuppen, die immer in den Regalen der Kinderabteilung der Einkaufshäuser rumstanden.
"So...", piepste sie. "Dann wollen wir mal sehen..." Sie studierte eine lange Liste und nickte dann. "Du kommst in die Klasse 9b. Dein Klassenleiter heißt Herr Anderson und das hier ist dein Stundenplan." Sie reichte mir ein Blatt auf dem alle Stunden und Räume verzeichnet waren. Ich überflog es kurz und stellte zu meinem Bedauern fest, dass wir ganze vier Stunden Sport in der Woche hatten. Dann brachte die Barbie mich zu meiner Klasse. Als sie an die Tür des Raumes 203 klopfte, öffnete ein großer Typ mit Brille und Zahnspange. Er hatte das Hemd seiner Schuluniform in die Hose gesteckt und seine Haare zu einem Mittelscheitel gespalten. Ich biss mir auf die Zunge, um mir ein Lachen zu verkneifen. Das sah echt ulkig aus. Naja, jedenfalls als ich den Raum betrat, wandten sich geschätzte 50 Köpfe in meine Richtung und ich schaute mich nach dem Lehrer um. Er stand vor der Tafel mit einem Stück Kreide in der Hand und musterte mich. Die Sekretärin stellte sich neben ihn. "Hallo, meine Lieben", sagte sie und alle Köpfe wandten sich jetzt ihr zu. "Das ist Grace Tomlinson. Sie kommt aus den USA und wird ab heute in eure Klasse gehen. Bitte ermöglicht ihr einen einfachen Einstieg." Sie lächelte mich noch einmal an und ließ mich dann stehen. Jetzt kam der Lehrer auf mich zu, der bis jetzt noch kein Wort gesagt hatte. "Setzt dich irgendwo hin und wenn du Fragen hast, wende dich bitte an deinen Nachbarn!", murmelte er und schob mich in Richtung hinterste Bankreihe. Da waren zwei Plätze frei. Der eine neben einem überschminkten Mädchen mit riesen Ausschnitt und der andere neben dem komischen Jungen, der die Tür geöffnet hatte. Ich entschied mich für den Jungen, da ich Schlampen wie so eine nicht ab konnte. Jedenfalls sah sie aus wie eine. Dieser Verdacht sollte sich auch später bestätigen.Ich drehte mich erstmal zu dem Jungen und lächelte ihn an. Er lächelte schüchtern zurück, wobei man seine eigentlich geraden, aber gelben Zähne und die Zahnspange sehen konnte. "Hi ich bin Louis", sagte er und ich war von seiner tiefen, rauen Stimme überrascht, die so gar nicht zu ihn passte. "Grace", sagte ich und stupste ihn an, wobei er zusammen zuckte. "A...Also wir behandeln im Moment Atomare Kernphysik aus chemischer Perspektive.", stotterte er und sah auf den Tisch. "Ääh", sagte ich nur und der Louis musste lächeln. "Aufbau von Atomen", sagte er nur und musste grinsen. "Sag das doch gleich...", lachte ich ihn an und seine Augen strahlten. "Wenn du willst, kann ich dich in der Pause ein bisschen rumführen...", fragte er plötzlich und ich jubelte innerlich, da ich nun sogleich Anschluss gefunden hatte. "Klar gerne!", sagte ich nur und konzentrierte mich auf den Unterricht. Danach hatten wir endlich Pause und wie versprochen, zeigte mir Louis das Schulgelände. Ich schaute mir die Cafeteria, die Bibliothek und den Schulhof an. Dann schleppte er mich zur Turnhalle. Gerade öffnete er die Tür, um mir den Vortritt zu lassen, als vier Jungs an uns vorbeistürmten. Sie rempelten mich an und ich wäre hingefallen, wenn Louis mich nicht festgehalten hätte. Ich quietschte und zog so die Aufmerksamkeit der Typen auf uns. Und diese kamen jetzt auf uns zu. Der Vordere war ziemlich groß, hatte blonde, hochgestylte Haare und dunkelgrüne Augen. Wie der Perserteppich meiner Oma, dachte ich mir in dem Moment. Die restlichen drei Jung standen wie Bodyguards hinter ihm. Zwei hatten schwarze Haare und blaue Augen, wahrscheinlich Brüder, weil sie ähnelten sich sehr, und der vierte hatte braune Haare und graue Augen. Der Perserteppich kam auf uns zu und blieb direkt vor uns stehen. Er hatte ein dreckiges Grinsen im Gesicht. jetzt trennten uns nur noch dreißig Zentimeter. "Na wen haben wir denn da?", hauchte er jetzt überflüssigerweise direkt in mein Gesicht. Sein Atem roch nach Pfefferminz. "Boo Bear", grinste er und warf einen Blick zu Louis. Da er hinter mir stand, konnte ich sein Gesicht nicht sehen und ich traute mich auch nicht, mich umzudrehen. Jetzt fixierte der Blonde mich. Er checkte meinen Körper mit diesen unglaublich dunkelgrünen Augen ab und blieb dreisterweise an meinem Ausschnitt hängen. Er legte den Kopf schief, als würde er die Körbchengröße schätzen. Dann sah er mir wieder in die Augen. "Wie heißt du?", fragte er nur. Ich reckte mein Kinn nach vorne und setzte einen kalten Blick auf. "Wüsste nicht, was dich das angeht...", sagte ich mutig, obwohl ich innerlich richtig Schiss vor ihm hatte. Der Typ verengte die Augen und einer seiner Begleiter machte einen Schritt nach vorn, doch er hielt ihn zurück. "Nicht so frech, junge Dame...", knurrte er und machte noch einen Schritt auf mich zu. Sein Gesicht war jetzt nurnoch wenige Millimeter von meinem entfernt. Er hob eine Hand, um mir eine Haarsträhne hinters Ohr zu schieben, doch ich schlug sie weg. Jetzt funkelten seine Augen so wütend, dass ich mir auf die Zunge biss, um nicht loszuschreien. Dann drehte er sich mit einem Ruck um und rief noch über die Schulter: "Wir sehen uns noch!" und dann verschwand er mit seinem Gefolge.
Ich drehte mich mit aufgeplusterten Backen zu Louis um. "Was war das denn bitte?", fragte ich ihn ungläubig. Dieser kniff die Augen zusammen. "Der heißt Ashton.", stieß er hervor. "Er ist eine Klasse über uns und der beliebteste Typ der ganzen Schule. Es gibt kein Mädchen, welches er nicht haben könnte. Er ist ein Player, Weiberheld, Bad Boy, nenn es wie du willst."
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Amazing Grace
RomanceGrace's Familie zieht ohne Vorwarnung von Ohio nach London. Sie schließt schnell Freundschaft mit dem nerdigen Louis und verkracht sich auch schon am ersten Tag mit dem Badboy der Schule, Ashton. Als dann ihre Eltern abhauen, sie sich um ihre kleine...