Ich war auf dem Weg zu Mr Hicks. Heute war meine erste Nachilfestunde. Hoffentlich stellte ich mich nicht so blöd an. Mein Fahrlehrer wohnte in einem hübschen Reihenhaus am Picadally Circus. Ich bin mit der U-Bahn gefahren, da die Rush-Our schon vorbei war. Denn wenn du zur falschen Zeit kommst, sind die Züge so vollgestopft, dass du kaum mehr reinpasst, soviel hatte ich bereits gelernt. Eliza war beim Ballett-Training, für welches ich sie angemeldet hatte. Ich hatte ihr sogar einen blassrosa Tütü, oder wie das heißt, gekauft und sie sah so süß darin aus. Ihre Haare hatte ich zu einem lockeren Dutt auf ihrem Kopf gesteckt. Wir sind zum Tanzstudio gelaufen und eine nette Frau hatte uns empfangen. Das Klischee der boshaften Ballettanztrainerlehrerindings ist definitiv falsch! Ich hatte meiner kleinen Schwester eine halbe Stunde zugesehen, dann musste ich auch schon los. Und jetzt stand ich hier und drückte auf den bereits gerosteten Klingelknopf von Mr. Hicks Appartment. Keine zwei Sekunden später summte es und ich konnte eintreten. Ich stolperte die paar Treppen hoch bis zu einer offenen Tür. Ich linste hinein und rief vorsichtig nach Mr. Hicks. "Komm rein, Grace!", rief er freundlich und ich betrat das Apartment. Mein Fahrlehrer stand in Jogginghose und engen, weißem T-Shirt mit V-Ausschnitt, welches seine muskulösen Oberarme ganz toll betonte, im Wohnzimmer an das Sofa gelehnt. "Hey Mr. Hicks!", sagte ich freundlich und lächelte. So sah er gar nicht mal so alt aus. Ich schätzte ihn auf ... 24?! Und hässlich war er auch nicht. Nein, im Gegenteil! Er war groß, gut gebaut, hatte dunkelbraune, fast schwarze Augen und seine Haare waren irgendwo zwischen blond und braun. Oh scheiße, er war heiß! Nein Grace! Was redest du denn da, er ist dein Lehrer!, ermahnte ich mich selbst.
"Du kannst mich ruhig Brandon nennen...", riss mich Mr Hicks aus meinen Gedanken. "Oh ... ja ... okay gut", stotterte ich und gab mir innerlich eine Facepalm. Reiß dich zusammen! Brandon schien mein Gestotter zu bemerken und lachte leise. "Na komm, stell dein Zeug ab, wir fangen mit der Theorie an.", Brandon zwinkerte mir zu, was mich nur noch mehr verwirrte. Ich hatte schon wieder ganz vergessen, wegen was ich hier war. Ich lief in den Flur, um meine Tasche abzustellen und meine Jacke aufzuhängen. Dabei sah ich mich in seiner Wohnung ein wenig um:
Sie war sehr modern eingerichtet, doch die Möbel passten alle nicht zusammen. Die Gaderobe aus Holz, weiße Kommoden und weinrote Schränke. Das war garantiert sein Werk. Ich meine, eine Frau hätte das besser hingekriegt. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen kam ich wieder ins Wohnzimmer, wo Brandon schon auf mich wartete. Ich setzte mich auf die Couch, die sehr gemütlich war, und Brandon stellte sich vor mich. Er hielt etwas hinter seinem Rücken, was er mir nun präsentierte: Ein Blatt mit einem Stoppschild drauf. Fast schon automatisch antwortete ich: "Stoppschild. Meißt an einer Kreuzung aufzufinden. Signalisiert dem Fahrer anzuhalten, und gegebenenfalls kommende Autos vorbeizulassen." "Gut auswenig gelernt!", lachte Brandon und ich lächelte. Das wiederholte sich mit vielen anderen Schildern, und ich fand, ich machte das richtig gut. Nach einer halben Stunde war sein Schildervorrat aufgebraucht. "Okay, das war's für's erste!", seufzte Brandon, "Willst du was trinken?" "Ja, einen Kaffee wenn du hast", fragte ich freundlich und lächelte. Er lief in die Küche und ich tapste hinterher. Mein Blick fiel zuerst auf das Fenster mit der wundervollen Aussicht. Man sah das London Eye und die Themse. Es war wunderschön. Ich wusste nicht, wie lange ich hier stand, doch plötzlich erschrak mich eine raue Stimme hinter mir. "Gefälls dir?" Brandon stand ziemlich nah und plötzlich stützte er seine linke Hand am Fensterbrett ab und mit der rechten zeigte er auf eine der Häuser am Rande der Themse. "Da habe ich früher mit meiner Freundin gewohnt...", hauchte er. Ich war wie erstarrt, konnte mich nicht bewegen und war immernoch eingekesselt von seinen Armen. Er roch nach ziemlich starken Männerdeo, dessen stechender Geruch mir Kopfschmerzen bereitete. "Aha", murmelte ich. Ich riss die Augen auf und fing mich wieder. Meine Gedanken klärten auf. "Das interessiert mich nen Scheiß!", zischte ich. Sofort ließ Brandon von mir ab. Er trat zurück und drückte mir eine Tasse mit schwarzem Kaffee in die Hand. "Danke!", sagte ich und lächelte, als wäre das nie passiert. Wir standen uns schweigend gegenüber. Er an die Arbeitsplatte gelehnt, ich immer noch am Fenster.
"Wollen wir dann weiter machen oder musst du los?", brach Mr Hicks letzendlich das Schweigen.
"Ich muss los, meine Schwester vom Balett holen."
Brandon nickte und brachte mich zur Tür. Ich schnappte mir meine Sachen und trat in das Treppenhaus. Ich drehte mich nocheinmal um und sah, dass er im Türrahmen stand und mich anstarrte.
"Danke!", sagte ich leise. "Für die Nachhilfe!"
Mit schnellen Schritten verließ ich das Haus und machte mich auf den Weg zur U-Bahn. Ich fuhr zum Studio, um Eliza abzuholen. Dort angekommen, sah ich, dass viele kleine Mädchen in einer Reihe standen, vor ihnen verabschiedete Mrs Beth, die Lehrerin, sie gerade. Die Mädchen verbeugten sich und liefen in alle richtungen davon, die meißten zu ihren Müttern, die stolz an der Seite gewartet hatten. Eliza sah sich mit suchendem Blick um. "Eliza!", rief ich ihr zu und winkte. Sofort kam sie mit strahlendem Lächeln auf mich zu gelaufen.
"Gracie, Gracie! Es war voll schön!", quiekte sie aufgeregt.
"Super!", sagte ich und nahm sie auf den Arm. Ihr kleinen Ärmchen schlang sie um mich und ich drückte sie an mich.
"Miss Tomlinson?", fragte eine weibliche Stimme. Als ich mich umdrehte, sah ich Mrs Beth vor mir stehen. Sie war mitte 50, hatte hier und da graue Strähnchen, sah aber alles in allem sehr hübsch aus für ihr Alter. Ich lächelte ihr zu und setzte Eliza ab.
"Was gibt's?", fragte ich freundlich.
Mrs Beth lächelte und sagte: "Eliza macht sich wirklich gut. Sie ist ein Naturtalent. Sie hat innerhalb einer Stunde genauso viel drauf wie andere Mädchen in einer Woche!"
Vor Stolz schien mir das Herz zu platzen. "Oh mein Gott! Wirklich?!", lachte ich. "Ich bin ja so stolz auf dich, meine Kleine!" Ich drückte Eliza und gab ihr einen Schmatzer auf die Wange. Sie kicherte und nahm meine Hand. "Komm mit, ich möchte dir jemandem zeigen!"
Ich warf Mrs Beth einen entschuldigenden Blick zu, sie aber lächelte mir zu und ich wurde von Eliza weggezogen. Sie lief auf ein anderes Mädchen zu, welches sich gerade mit einer Frau mit dunkelgrünen Augen unterhielt.
"Poppy?", fragte Eliza und das Mädchen drehte sich um. Sie war niedlich, hatte die dunkelgrünen Augen von ihrer Mutter geerbt, hatte aber schwarzes Haar.
"Ich will dir meine Schwester zeigen! Poppy, das ist Grace!", sagte Eliza fröhlich und stubste mich an. Ich ging in die Knie, um mit Poppy auf einer Höhe zu sein. "Hallo Poppy!", sagte ich und lächelte ihr zu. Sie lächelte zurück und meinte: "Du bist voll hübsch!" Ich lachte leise und flüsterte ihr ins Ohr, dass nur sie es hören konnte: "Du bist noch viiieel hübscher, meine Kleine!" Poppy kicherte und ich erhob mich, um mich an die Frau zu wenden, die mich freundlich anlächelte.
"Guten Tag! Ich bin Grace Tomlinson!", sagte ich zu ihr und hielt ihr die Hand hin. Die Frau ergriff sie und sagte: "Freut mich, ich bin Lilia McKensington! Aber du kannst mich ruhig Lilia nennen!" Sie war sehr hübsch. Wir blickten beide zu Eliza und Poppy, die gerade versuchten, eine Pirouette zu drehen. Grace schaffte es, doch Poppy fiel auf ihren kleinen Hintern.
"Poppy, komm, wir müssen los!", rief Lilia und ihre Tochter kam mit Eliza im Schlepptau angedackelt. "Wohin denn?", fragte sie zuckersüß, während sie sich ihre Schuhe anzog. "Deinen Bruder vom Basketballtraining abholen!"
Wir verabschiedeten uns von Lilia und Poppy und machten uns selbst auf den Weg nach Hause.
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Soooo Leute :)
Ich weiß, ziemlich unspektakulär... Ich würde mich riesig über Feedback freuen und ich würde auch gern wissen, wie ihr meine Geschichte bis jetzt findet :)
hel
~Hal
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Amazing Grace
RomantikGrace's Familie zieht ohne Vorwarnung von Ohio nach London. Sie schließt schnell Freundschaft mit dem nerdigen Louis und verkracht sich auch schon am ersten Tag mit dem Badboy der Schule, Ashton. Als dann ihre Eltern abhauen, sie sich um ihre kleine...