Ashton P.O.V.
Ich drückte den silberfarbenen Klingelknopf und wartete, bis die Tür aufging. Ich sollte Poppy abholen und dann wollte ich mit ihr ins Einkaufszentrum. Heute war es schön warm und das perfekte Wetter für ein Eis und einem Besuch auf dem Spielplatz. Aber vorher wollte ich mich noch mit einem Freund dort treffen und demzufolge nahm ich Poppy einfach mit. Mom wusste Bescheid.
In dem Moment wurde die Tür aufgerissen. Wen ich da sah, konnte ich fast nicht glauben.
"Grace?", fragte ich ungläubig.
"Ashton?", sie schien nicht weniger überrascht als ich, das spiegelte sich in ihren Augen wieder. "Was willst du denn hier?", sagte sie dann und ihre Stimme wechselte von überrascht zu abfällig.
"Ich ... ähm", stotterte ich und biss mir auf die Zunge. Sowas passierte mir sonst nie. Also, cool bleiben und unbeteiligt tun. "'Wollte nur meine Schwester abhol'n."
Erst jetzt viel mir auf, dass sie eine Verletzung über dem rechten Auge hatte. Es war eine Platzwunde, noch eher frisch, denn es sickerte noch Blut heraus. "Was hast'n da gemacht?", fragte ich und nickte, um ihr zu signalisieren, dass ich das an ihrer Stirn meinte.
"Wo?", fragte sie verwirrt und griff sich an die Stelle. Sie zuckte zusammen und betrachtete dann ihre Fingerspitzen, die voller Blut waren. Sie ging zurück in die Wohnung, ließ aber die Tür offen und ich schlenderte hinterher. Ich fand mich in einem geräumigen, hellen Flur wieder und bemerkte Grace, die sich mit weit aufgerissenen Augen im Spiegel betrachtete.
"Haste das nicht mitgekriegt?", fragte ich sie und musste grinsen. Dafür bekam ich von ihr nur einen bösen Blick.
"Nein, hab ich nicht!", sagte sie genervt. "Warte hier und wehe du wagst es, hier irgendetwas anzufassen!" Und damit stolzierte sie durch eine der weißen Türen. Ich lachte nur. Als ob ich, Ashton McKensington, auf die kleine Kratzbürste hören würde. Deshalb folgte ich ihr durch die Tür und fand mich in einem großen Badezimmer wieder. Grace stand vor einem offenem Schrank und hielt in der rechten Hand einen Handspiegel, mit der linken tupfte sie das Blut weg und sie hielt ein Pflaster zwischen den Zähnen. Tja, ein Mensch hat halt auch nur zwei Hände. Sie hatte mich noch nicht bemerkt und schaute konzentriert in den Spiegel. Dabei sah sie irgendwie süß aus. Schnell schüttelte ich meinen Kopf, um diese Gedanken loszuwerden.
Ich lief auf sie zu und nahm ihr den Tupfer aus der Hand und drehte sie schwungvoll zu mir um. Dabei prallte sie an meinem Oberkörper und quietschte auf. Süß, wie gesagt.
"Was machst du? Raus hier!", herrschte sie mich an und ich grinste nur.
"Halt die Klappe und hör auf herumzuzappeln!", sagte ich und sie tat es auch. Jetzt tupfte ich ihr das Blut von der Stirn. Ihre steingrauen Augen fixierten mich und folgten jede meiner Bewegungen. Sie sog scharf die Luft ein, als ich ihr wehtat, versuchte es aber zu verbergen.
"T'schuldigung", murmelte ich in der Hoffnung, sie habe es nicht gehört. Hatte sie aber. Und sie lächelte. Jetzt nahm ich ihr das Pflaster aus der Hand, machte die Klebestreifen ab und klebte es ihr behutsam auf die Stirn. Dabei streifte ich kurz, nur vielleicht für eine Millisekunde, ihre Lippen, aber es löste eine ungeheure Reaktion in mir aus. Mein Herz schlug schneller, meine ganze Hand kribbelte und ich verlor mich in ihren wunderschönen Augen. Was war bloß los mit mir? Dieses Gefühl kannte ich noch nicht.
Ich hatte keinen Plan, wie lange ich da stand und sie anstarrte, aber irgendwann sagte sie: "Mach nen Foto, dann hält's länger!" Ich fühlte mich ertappt und wurde verlegen, ließ mir aber nichts anmerken, griff in meine Tasche und holte mein Handy heraus. Ehe sie reagieren konnte, hatte ich ein Foto geschossen und grinste sie dreckig an.

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Amazing Grace
RomanceGrace's Familie zieht ohne Vorwarnung von Ohio nach London. Sie schließt schnell Freundschaft mit dem nerdigen Louis und verkracht sich auch schon am ersten Tag mit dem Badboy der Schule, Ashton. Als dann ihre Eltern abhauen, sie sich um ihre kleine...