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Valentina Alba Morelli

Mich in meinem Bett hin und her wälzend, um eine bequemere Pose zu finden, als die, die ich zwei Sekunden davor hatte, denke ich über den vergangenen Tag nach. Zuerst ist Killian nach Toronto geflogen, dann Shawn. Aber warum? Normalerweise ist Killian immer so fixiert auf sein Studium, dass er kaum die Zeit an Weihnachten findet, um runter nach Eurpa zu fliegen. Und Shawn? Der hatte sich fast zwei Tage nicht bei mir gemeldet und steht fünf Stunden nach seiner letzten Nachricht vor meiner Wohnungstür. Ich fange an, mal wieder, Löcher in die Decke zu starren. Arme Ms Green. Die alte Dame wäre sicherlich schon längst durch den Fußboden auf mich gestörrt, weil ich in letzter Zeit sowieso nicht gut schlafen kann. Doch Killians leises Schnarchen neben mir beruhigt mich und so falle ich in einen traumlosen Schlaf.

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"Valentina.", flötet mein Bruder durch mein Zimmer. Müde reibe ich mir die Augen und blinzel in die Richtung, aus der das Geräusch kommt. "Aufstehen. Ich hab Lust zu Frühstücken!" "Unten ist Müsli.", murre ich und drehe mich auf die andere Seite. Doch Killian reißt mir die Decke weg, weshalb ich mich reflexartig an mein größtes Kissen klammere. "Lass!", kreische ich und trete ihm dabei in die Magengrube. "Aua!", jault er wie ein Hund auf und reibt sich den Magen. Pech gehabt. "Lass mich noch eine viertel Stunde liegen, dann stehe ich auf.", überzeuge ich meinen großen Bruder. Doch er schüttelt nur den Kopf, nimmt mich samt kissen über seine Schulter und schmeißt mich aufs Sofa. "Und jetzt?", murre ich. "Ich hab Lust Frühstücken zu gehen. Los geh ins Bad.", komandiert er mich herum. Es hat sich definitiv nichts geändert seitdem er ausgezogen ist. Müde schleppe ich mich in mein Zimmer um dort meine Schrank zu durchwühlen, damit ich etwas passendes zum anziehen finde. Ich entscheide mich für ein Kleid mit langen Ärmel, dass aber eng geschnitten ist. Ich suche mir schwarze Unterwäsche aus und tapse ins Bad, um dort meine Morgenroutine durchzuführen. Meine Haare wasche ich nicht, da ich diese noch gestern Abend gewaschen habe. Ich binde sie zu einem kleinen Knoten zusammen und stelle mich dann unter die lauwarme Dusche. Ich rasiere mir die Beine, da das Kleid nur bis zu den Oberschenkeln geht. Nachdem ich mich fertig abgeduscht habe, Steige ich aus der Dusche und trockne mich ab.

Frisch angezogen und mit etwas Schmuck laufe ich zurück in die Küche. "Gut siehst du aus.", zwinkert mein Bruder mir zu und ich lächel. Ich nehme meine Umhängetasche und schlüpfe in meine Dr Martens. Killian und ich trampeln das Treppenhaus runter. Er trägt eine schwarze, zerissene Jeans und ein Hemd. Dazu trägt er eine Goldkette, die er von unseren Eltern zur Firmung bekommen hat. Ihm stehen Hemden aber es sieht längst nicht so gut wie an Shawn aus. "Willst du hier in der Nähe bleiben oder nach Toronto rein?", frage ich ihn, als wir auf dem Bürgersteig stehen. "Ich hätte Lust noch shoppen zu gehen und das Frühstück in Toronto ist halt schon der Hammer...", fängt er an zu reden. Allein an seinem Tonfall kann ich erkennen, dass er keine Lust hat, hier in der Kleinstadt zu bleiben. "Okay, aber du fährst.", werfe ich ihm den Autoschlüssel zu. "In nem Fiat?", fragt er mich mit einer hochgezogenen Augenbraue. "Wie eklig sieht das bitte aus? Ein Schrank in einem Frauenauto am Steuer. Francesco fährt einen Fiat 500 und der ist Schwul. Gibt's hier nicht einen Autoverleih?" Unwillkürlich fange ich an zu lachen. "Du bist doch asozial. Doch schon, aber der hat nur so fette Schlitten.", antworte ich. "Hindert mich nicht daran. Ich ruf noch ein Taxi, bevor ich mit dem Ding fahr." Abwertend zeigt er auf meinen Himmelblauen Fiat. "Ey, das ist mein ganzer Stolz!" "Los jetzt."

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Tatsächlich sitze ich jetzt in einer Mercedes GLC und das Auto ist gefühlt lauter als ein Helikopter. Durch das Bosesystem schallt Sicko Mode von Travis Scott. "Und wieviel hast du jetzt gezahlt?", lache ich. "Genug", brummt Killian, "aber wenigstens hab ich jetzt ein gescheites Auto." Ich kann nur die Augen verdrehe und lehne mich weiter zurück. Killian ist auf den Highways schon immer schnell gefahren doch gerade fährt er mit 200 ziemlich schnell. Zwar hat die Karre 450 PS und trotzdem ist es ein komisches Gefühl. "In 2 Kilometern die Ausfahrt nehmen.", redet das Navi mit ihm. "Also was nimmst du?", fragt Killian mich. "Croissant-Mix.", antworte ich sofort und er lacht. Der Croissant-Mix ist eine Mischung aus verschiedenen mini Hörnchen. Schokolade, Butter, Vollkorn, Käse-Schinken und andere Sorten. Dazu darf man sich dann noch am Buffet bedienen. "Und du?", frage ich. "Aufjedenfall einen Doppelten Espresso.", murmelt er abwesend. Schon seit er hier ist verhält er sich komisch. Normalerweise hat Killian sich immer geweigert irgendetwas fettiges zu essen und hat jeden Abend sein Workout für Unterwegs gemacht. Schließlich ist es sein ganzer Stolz, dass er das Sportstipendium gekriegt hat. "Du willst nicht drüber reden, oder?", stelle ich einfach die Frage in den Raum, doch er antwortet nur mit einem Kopfschütteln. "Ich kanns verstehen. Aber du weißt, dass ich dir immer zuhöre und hinter dir stehe." Um die Aussage zu unterstützen lege ich meine linke Hand auf seine Schulter. "Ich weiß." Damit scheint das Gespräch wohl beendet zu sein und ich lehne mich stumm zurück.

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Wenn Stille manchmal das lauteste Geräusch ist, dann ist das jetzt so ein Moment. Es ist erdrückend, dass Killian und ich schon im Auto fast nichts geredet haben doch jetzt starrt jeder von uns nur auf den Berg von Essen, der vor einem steht. Ich strecke meinen Daumen und Zeigefinger aus und schnappe mir gezielt eine der roten Himbeeren. Langsam zerdrücke ich die Himbeere mit meiner Zunge und beobachte Killians müden Blick, der bei jedem Geräusch wieder wacher wird. Killian und ich sind beide immer sehr schreckhaft gewesen, was Geräusche angeht. Bloß, dass Killian das auch in der Nacht hat. Da kann ich mich wenigstens ausruhen. Er massiert sich die Schläfe und trinkt einen Schluck seines Espressos. Eher gesagt leert er ihn in einem Zug. Killian ist krank. Nur weiß ich die Ursache nicht.

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Ich zähle das Kapitel jetzt einfach noch zu Samstag hihi. Ich hoffe euch hat das unspektakuläre Kapitel trotzdem gefallen.

xoxo

Loveable | S.M. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt