Kapitel 1 | Erinnerungen (Deutschland)

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(Deutschland pov / während des Orientierungsmarsches)


Diese Erinnerung!!

Meine Eingeweide krampfen sich zusammen. 

Mir wird schlecht. Ich schlage die Hände vor mein Gesicht.

Denk an etwas anderes!

DENK AN ETWAS ANDERES!

Ich röchele nach Luft. Nicht hyperventilieren! Atme!

Ich stürze auf die Knie.

Atme!

Ich greife nach meinem Hals.

Nein nein nein....

Die Übelkeit nimmt Überhand und ich kotze auf den mit Tannennadeln bedeckten Waldboden. Speichel hängt in Fäden von meinen Mund herab und tropft zu Boden. Meine Hände krallen sich neben mir in den Dreck.


Lenk dich ab. Sieh dich um!

Okay...

Ich hebe meinen Kopf und zwinge mich die Augen zu öffnen.

Ich sehe .... Tannenzapfen... Bäume... Wald.... ja... Wald ist gut...


...

...

...


Nein. 

Nein nein nein nein nein !!! 

NEIN!

Wald ist nicht gut!

Gar nicht gut!!!


Nichts ist gut!!!


Und da kriecht sie langsam, Stück für Stück, an die Oberfläche. Eine der Erinnerungen die ich in den Tiefen meiner Seele verbannt und vergraben habe. Sie bahnt unnachgiebig ihren kalten Weg durch meinen Körper bis ich sie ganz klar vor meinen Augen habe.


Deutschland. Mein Sohn, komm her." Er nimmt mich unter seinen Mantel und ich spüre wie die pure Angst in mir hochsteigt obwohl ich nicht verstehen kann warum.

Mein Sohn... ich wollte dir eine Welt hinterlassen, die dich auf Händen trägt. In der jeder deiner Wünsche im Handumdrehen erfüllt wird. Dafür habe ich grausame Dinge getan. Viele grausame Dinge." Sein Blick hat sich in der Ferne des Waldes verloren.

Du musst jetzt stark sein."

Papa, ich bin immer stark." weine ich.

Ja, mein Sohn. Das weiß ich. Aber jetzt musst du besonders stark sein. Um wenigstens dich zu retten muss ich diesen Schritt gehen. Nur versprich mir", Vater blickt mich endlich an und hockt sich zu mir in die Hocke, "versprich mir, dass sie nichts von mir finden werden."

Unfähig zu sprechen nicke ich eifrig.

Ich weiß, dass ich mich auf dich verlassen kann." Er lächelt, dann hält er sich seine Waffe an seinen Kopf. „Ich liebe dich, mein Sohn."

Und sein Kopf explodiert in einem roten Schwall vor meinen Augen.

Ich bin ein guter Junge..." weine ich während mir heiße Flammen von dem, von mir angezündeten, Leichnams meines Vaters ins Gesicht schlagen.

Sie werden nichts von dir bekommen."


Still weine ich in den Boden hinein.

Selbst jetzt habe ich das Gefühl verbranntes Fleisch riechen zu können.

Ich muss mich erneut übergeben.

Ich pack das nicht.

Ich rolle mich auf den Rücken.

Ich pack das nicht.

Ich beiße meine Zähne so fest zusammen, dass mir der Kiefer weh tut.

Sei stark! Kämpfe!

Ich pack das!

Vorsichtig setze ich mich auf. Tannennadeln rieseln dabei von meiner Uniform.

Ich pack das!

Mein Herzschlag beruhigt sich.


Plötzlich nehme ich einen lauten Schrei, gefolgt von einem Aufprall, wahr.

Reflexartig drehe ich meinen Körper in die Richtung dieses Geräuschs. Dann ertönt ein lautes „FUUUUUUUUCK" durch den Nadelwald.

Wenn ich es nicht besser hätte interpretieren können, würde ich behaupten, dass Amerika gerade vom Himmel gefallen ist. 

Countryhumans | In the army nowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt