Kapitel 4 | Feiertag | Teil 1 (Polen)

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(Polen pov)

Ich schaue bestimmt schon zum dutzenden Mal auf mein Handy. Jedoch werden mir keine neuen Nachrichten angezeigt. Seufzend verstaue ich es in meiner Jackentasche.

„Hier." Hiszpania hält mir einen Plastikbecher gefüllt mit Bier hin.

„Vielleicht lockt ihn das ja an." redet er mir zu und ich ergreife den Becher.

Eigentlich ist der Konsum von Alkohol und Zigaretten strickt untersagt. Aber heute, an diesem Feiertag, wird all dies von den Ranghöheren sowie den Generälen stillschweigend toleriert. Es herrscht tatsächlich eine gute Feierstimmung auf dem Gelände. Vor den Unterkünften wurden ein paar Bänke aufgestellt und die Luft füllt sich mit dem Duft vom frisch Gegrilltem, welches von einem kleinen Einweggrill ausgeht.

Eigentlich ist es schön, denn so kommt man auch mal wieder mit den Kameraden aus anderen Einheiten zusammen. 

„Er wird nicht kommen." sage ich während ich mit Hiszpania zusammen auf eine Bank zu steuere, auf der sich Włochy und anderen Kameraden aus der 1. Gruppe der Einzelkämpfer niedergelassen haben. Sie lachen unbekümmert und prosten sich zu.

Hiszpania zuckt mit seinen Schultern.

„Muss er ja wissen."

„Ja. Muss er ja wissen." wiederhole ich.

Hiszpania gibt mir einen Klaps auf meinen Rücken worauf ich den Inhalt meines Becher über meine Finger und auf den Boden verschütte.

„Lass uns einfach eine gute Zeit haben, bevor wir uns wieder im Matsch suhlen müssen."

Ich nehme den nun halb vollen Becher in meine andere Hand und schüttele meine vom Bier durchtränkte Hand aus.

„Hast Recht. Kommt eh viel zu selten vor."

Włochy deutet mir mit einem Kopfnicken an, dass ich mich zu ihm setzen soll und rückt noch etwas zur Seite. Ich nehme das Angebot an und setze mich zwischen ihm und Japonia auf die Bank. Als Japonia mich erblickt, beendet sie ihr angeregtes Gespräch, welches sie gerade mit Czechy geführt hat. Mit den beiden habe ich mich schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr unterhalten.

„Wie geht es dir, Polen?" fragt sie mich mit einem Lächeln auf den Lippen. Ich nicke ihr zu.

„Gut." sage ich und begutachte ihre makellos gepflegte Uniform. Das Emblem ihrer Kampfpilotenzugehörigkeit wirkt frisch poliert. Czechy beugt sich vor um ebenfalls an dem Gespräch teilzunehmen.

„Und euch?" frage ich in Retour.

„Gut!"- „Super."

Japonias Blick fällt noch einmal auf unsere hier versammelte Mannschaft der ersten und zweiten Gruppe der Einzelkämpfer.

„Ist Deutschland gar nicht bei euch?" fragt sie schließlich.

Ich schüttele mit meinem Kopf. „Nein... er wollte lieber für sich bleiben. Du weißt schon..."

„Tzk... Loser." grinst Czechy und genehmigt sich einen großen Schluck aus dem viel zu kleinem Trinkbecher.

Japonia seufzt kaum hörbar.

„Er hat schon letzte Woche unser Treffen abgesagt. Ich dachte ich kann ihn hier bei euch mal wiedersehen."

Unser Treffen?

Diese Aussage versetzt mir sofort einen Stich in meine Brust. Ich nippe kurz an meinem Getränk und versuche möglichst unbeeindruckt zuklingen.

„Ihr seht euch öfters?"

„Naja," sie lächelt erneut und streckt ihre Arme aus, wobei ihre Uniform leicht verrutscht und ich einen Blick auf ihre porenfreie, weiße Haut werfen kann, "wir sehen uns einmal alle zwei Wochen."

Spinne ich, oder wird sie gerade rot im Gesicht?

„Haha, am liebsten will sie ihn noch viel öfters sehen, nicht wahr?" wirft Tschechien breit grinsend ein.

„Ach hör auf!" lachend schlägt sie Czechy auf den Arm.

„Wieso... was macht ihr bei euren Treffen?" platzt es aus mir heraus.

Ihr Gesichtsausdruck wird etwas ernster als sie mir schließlich antwortet.

„Wir sprechen über früher. Eine kleine Therapie in Eigenregie. Du kannst auch dabei sein, wenn du magst. Er hat sicher nichts dagegen, Italien ist ja auch meistens dabei."

Ich blicke mich verdutzt zu Włochy um.

Das wusste ich gar nicht.

Es beruhigt mich enorm, zu wissen, dass Japan sich nicht mit Niemcy alleine trifft. Zeitgleich treten Schuldgefühle in mir auf, weil ich wer-weiß-was-anderes gerade von den beiden gedacht habe.

Ich selber habe noch kein einziges therapeutisches Gespräch geführt... Ich glaube auch nicht, das ich das wirklich nötig habe. Allerdings... würden vielleicht diese verdammten Albträume auf Dauer verschwinden. Das wäre schön. 

"Danke. Ich werde werde darauf zurückkommen." 

So verbringe ich den Abend tatsächlich unbeschwert, mit ausgiebigen und lustigen Gesprächen zusammen mit meinen Kameraden und bemerke gar nicht, wie schnell die Zeit in dieser freundschaftlichen Atmosphäre verfliegt. 

Countryhumans | In the army nowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt