Kapitel 3 | Träume (Polen)

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(Polen pov)

Mitten in der Nacht wache ich aus einem scheinbar Traumlosen Schlaf auf. Es ist schon länger her, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann, was ich geträumt habe. Obwohl die Ausstattung der Zimmer für alle Soldaten dieselbe ist und alles noch im Dunkeln liegt, spüre ich sofort, dass ich mich nicht in meinem eigenen Zimmer befinde. Ich bin darüber kurz irritiert, bis mir der schlafende Körper neben mir auffällt. Niemcy liegt auf der Seite und hat mir seinen Rücken zugewandt. Im gleichen Augenblick bemerke ich ein leichtes Stechen und Brennen in meinem Unterleib.

Meine Wangen beginnen zu glühen, als ich daran denke, was vor wenigen Stunden mit uns passiert ist. Etwas verlegen lege ich meine Hände auf die Wangen während ich mich an diese Zeit zurück erinnere. Es ist eine wertvolle, schöne Erinnerung und ein seltsames Gefühl der Geborgenheit breitet sich in mir aus.

Mit meinem Zeigefinger streiche ich ihm langsam über seinen Hals, hinab über seine Schulter bis zu seinem Oberarm. Seine Muskulatur ist hart und ausgeprägt. Während sich meine Augen langsam an die Dunkelheit gewöhnen, ziehe ich seinen Arm in meine Richtung. Niemcy murmelt etwas vor sich hin und dreht sich zu mir. Schlaftrunken blinzelt er mich an. Ich halte seine Hand an mein Gesicht.

„Du bist so schön." flüstert er mir zu.

Ich blicke von ihm weg und schüttle langsam mit meinem Kopf.

„Doch das bist du." beharrt er und lehnt sich vor um mir sanft einen Kuss zu geben. Ich schließe meine Augen und genieße seine weichen Lippen. Als er sich aus dem Kuss löst verziehe ich schmollend mein Gesicht. Der Kuss war viel zu kurz. Er lächelt mir behutsam zu.

„Kannst du nicht schlafen?" fragt er mich und legt seinen Arm um mich wohin ich mich noch weiter an ihn ankuschele.

„Hm?" fragt er erneut nach.

„Also...", beginne ich, "Ich habe oft Albträume. Aber heute ist es das erste Mal seit Langem, dass ich gar nichts geträumt habe... Das war wunderbar. Ich habe einfach nur geschlafen."

Niemcy küsst mir auf die Schläfe.

„Wie ist es bei dir?"

Niemcy lehnt seinen Kopf an mir an und ich ergreife seine Hand.

Nur langsam beginnt er über das Thema zu sprechen.

„Ich... träume dabei oft den selben Traum. Mir werden zwei Stricke um den Hals gelegt. Der eine Strick wird mit Wucht nach rechts und der andere nach links gezogen. Aber anstelle das mir der Hals abgeschnürt wird und ich ersticke, träume ich, dass mich diese Stricke mit einem lauten Knacken in zwei Personen reißen. Als würde ich zweigeteilt werden." Ihm scheint es zu frösteln und er zieht mit seiner anderen Hand die Decke höher über unsere Körper.

Dann lacht er für einen kurzen Moment auf.

„Ich habe davon sogar geträumt, als wir diesen Orientierungsmarsch machen mussten. Amerika hat's wohl mitbekommen... und fehlinterpretiert."

„Wir haben alle mit unseren Dämonen zu kämpfen." entgegne ich ihm als ich noch über seinen Albtraum nachdenke. 

„Hast du auch welche?" er beugt sich zu mir.

„Ich? Nein, ich bin die reinste Seele auf der Welt."

„Weißt du was? Dir glaube ich das sogar beinahe."

Wir lächeln uns beide an.

Als plötzlich ein lautes Geratter ertönt schrecke ich sofort auf und sitze kerzengerade im Bett.

„Schon so spät?"

Niemcy beugt sich über mich und greift nach seinem Wecker um ihn auszustellen. Ich kann erkennen, dass es bereits kurz vor fünf in der Früh ist, in ca. 30 Minuten müssen wir zum Appell bereit stehen.

„Lass dich doch von deinem Handy wecken, dann hast du wenigstens einen schöneren Ton als dieses Geratter." schlage ich ihm vor, er zuckt nur grinsend mit den Schultern.

„Ich mag den Klang."

Wir machen uns beide schnell auf den Weg zu den Gemeinschaftsduschen um die Spuren der Nacht von uns zu waschen. Ich genieße das heiße Wasser etwas länger als Niemcy, welcher sich schon bereits in der Umkleide wieder angezogen hat. Ich tapse aus dem Duschraum zu ihm hin und wickele mir ein Handtuch um meine Hüften.

Niemcy kratzt sich verlegen über sein Kinn.

„Ich... äh.... ich werde noch schnell das Bett neu beziehen." flüstert er mir leise zu.

Ich nicke ihm mit meinem Kopf zu und lache verlegen.

„Ja... besser ist das."

„Wir sehen uns dann gleich zum Appell?"

„Ich warte vor deiner Tür auf dich." erwidere ich ihm und er lächelt mir dankbar zu.

Countryhumans | In the army nowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt