Kapitel 3 | Gruppenübung (Deutschland)

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(Deutschland pov)

Jemand rüttelt an meiner Schulter.

„Germany, lös die Nachtwache ab! Go!" befiehlt mir Amerika mit schwerer, rauer Stimme.

Mit müden Muskeln und schweren Knochen schäle ich mich aus meinem Schlafsack. Ich bin doch eben erst eingeschlafen, wie kann es jetzt schon Zeit für eine Ablösung sein? Einfach alles tut mir weh. Dennoch mache ich mich auf um Italien in seinen verdienten Schlaf zu schicken. Als ich ihn ablöse nickt er lediglich dankbar und läuft schlaftrunken zurück ins Camp.

Ich setze mich unter einen Baum und starre in die dunkle Nacht hinein. Lediglich durch das blasse Mondlicht ist es mir für einen gewissen Teil möglich meine Umgebung wahrzunehmen. Ich strecke vorsichtig meine Knie aus um mich etwas zu entspannen. Meine Digitaluhr zeigt 03:45 h an. Ich habe nicht das Gefühl, dass in dieser Nacht von unserem Gruppenausbilder ein feindlicher Übergriff zwecks Übung auf das Camp gestartet wird. Davon hatten wir gestern bereits genug. Sage und Schreibe drei Stück in einer verdammten Nacht. Wir hatten alle kaum Schlaf, daher war der Ton innerhalb des heutigen Tages in der Gruppe eher rau und angespannt gewesen. Schlafentzug ist auf seine subtile Art wirklich grausam.

Ich bemerke wie mich die Müdigkeit überfällt. Ich reibe mir die Augen und gähne leise vor mir hin. Damit ich nicht einschlafe beginne ich den kleinen, jedoch stabilen Ast neben mir aufzusammeln und fange an ihn mit meinem Taschenmesser zu bearbeiten. Lieber abgelenkt als eingeschlafen, denke ich mir still.

Die Klinge gleitet nach all den Jahren immer noch weich und geschmeidig durch das Holz. Während die Minuten verstreichen, vernehme ich ein leises Knacken hinter mir. Als wäre jemand auf einen Zweig getreten.

Ruckartig stehe ich auf und drehe mich um.

Doch noch ein Angriff?

Im Schatten tritt auf einmal Polen hervor.

Beschwichtigend hält er eine Hand hoch, in der anderen hält er einen Metallbecher.

„Ich komme in Frieden." Auf seinem müden Gesicht liegt ein Lächeln. Er ist wirklich in jeder Situation gut gelaunt.

„Wie wäre es mit einem Tausch, żołnierzu?" Er legt seinen Kopf schief und streckt seine Zunge kurz heraus. „Einen starken Kaffee für den tapferen Wachposten gegen das böse Mordinstrument in deiner Hand?" Er hält mir den Becher entgegen, seine leere Hand streckt er ebenfalls aus.

Ich lächele und gehe auf ihn zu. Koffein ist genau das, was ich brauche.

Ohne Nachzudenken klappe ich die Klinge des Messers ein und lege es in seine leere Hand, dann nehme ich den Becher an mich.

Wir setzen uns beide unter den Baum und ich trinke gierig einen großen Schluck Kaffee. Er ist sehr bitter und ... kalt.

Ich verziehe mein Gesicht und schnaufe kurz.

„Was?" lacht Polen auf. „Die Espressomaschine ist leider defekt, heißen Kaffee gibt's hier nicht." „Und die Sahnehaube mit dem Kakaopulver fehlt auch noch." Wir lachen gemeinsam.

Ich frage mich innerlich warum er bei mir ist. Für meine Ablöse ist es eigentlich noch zu früh, falls ich überhaupt eine bekomme.

Ich nehme noch einen weiteren Schluck Kaffee und möchte den Becher gerade an Polen weiterreichen als es mir schlagartig auffällt.

„Gehörte es ... deinem Vater?" fragt mich Polen und streicht dabei vorsichtig mit seinem Daumen über das eingravierte Emblem des Taschenmessers, welches er immer noch in der Hand hält.

Countryhumans | In the army nowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt