Alle durften etwas länger schlafen, nach dieser anstrengenden Nacht, aber dann musste schließlich auch wieder die Bühne vorbereitet werden. Als Liam aufstand, war Staceys Bett schon leer, wie immer. Stacey stand immer als erste auf. Er zog sich an, dann lief er nach vorne, wo er sich einen Apfel schnappte und aus dem Bus sprang. Die Äpfel hatte Stacey gekauft und bestand darauf, dass die Jungs jeden Tag mindestens ein bisschen Obst aßen. Also machten die Jungs das auch, denn sie wussten ja selber, dass es gesünder war.
Liam hielt Ausschau nach Stacey, die aber nicht draußen zu sein schien. Er fand sie schließlich hinter der Bühne über ihr Notizbuch gebeugt. Ihr Stift hielt keine Sekunde lang still, sie schrieb und schrieb. Wieder fiel Liam auf, wie hübsch Stacey war. Ihr goldenen Augen, die auf ihr Buch fixiert waren, ihre braunen Haare, die ihr in einem Zopf über die Schulter hingen. Sie hatte ihre Augenbrauen konzentriert zusammengezogen und spielte mit ihrer linken Hand an ihrer Unterlippe herum.
Sie musste spüren, dass sie beobachtet wurde, denn sie hob ihren Kopf. Liam hatte vieles erwartet: dass sie ihren Blick sofort wieder auf ihr Buch senkte und weiterschrieb, dass sie so tat, als hätte sie ihn nicht bemerkt und einfach im Raum herum guckte, dass sie ihn emotionslos ansah und keine besondere Reaktion zeigte. Aber nicht, dass sie lächelte und winkte.
Überrascht blinzelte Liam zweimal, bevor er zu ihr lief. „Guten Morgen! Du bist wahrscheinlich der erste, der wach ist, oder?", fragte sie, ihre Stimme normal wie immer.
Liam sah ihr fest in die Augen, wollte herausfinden, was sie dachte und fühlte, aber er konnte nichts aus ihr herauslesen. „Ja, ich war der erste. Allerdings könnten die anderen mittlerweile auch wach sein, ich bin ja nicht mehr da.", meinte er und zuckte mit den Schultern.
Stacey grinste. „Stimmt wohl. Na, ein bisschen Zeit haben sie ja noch."
„Was hast du heute noch so fürs Tagebuch geplant?", fragte Liam dann und setzte sich neben sie. Und da bekam er endlich eine Reaktion, mit der er etwas anfangen konnte. Sofort rückte Stacey von ihm weg, auch wenn er sie nicht einmal berührte. Der kleine Abstand war nicht mehr genug.
Er sah, wie ihr Körper sich versteifte und wie ihre Gesichtszüge kurz hart wurden. Aber sie entspannte sich sofort wieder und lächelte ihn an. Das Glitzern in ihren Augen, das die Jungs ja auch bei Berry schon gesehen hatten, fehlte. Stacey hatte eine unsichtbare Mauer errichtet, Liam spürte, dass sie außerhalb seiner Reichweite war. Aber er war fest entschlossen, so lange vor der Mauer zu stehen, bis Stacey sie wieder einriss oder sich ein Loch bildete.
„Ich will heute nach draußen gehen und mit den Fans reden. Heute und morgen. Was ich dann genau mache, seht ihr dann." Für einen Augenblick sah sie in seine Richtung, grinste und ihre Augen leuchteten auf, aber dann war es wieder weg und Liam war sich nicht sicher, ob er sich das nicht nur eingebildet hatte. Aber ihr Plan bedeutete, dass sie in den nächsten beiden Tagen nur wenig mit den Jungs machen würde, denn nach draußen zu den Fans gingen sie lieber nicht. Liam wusste nicht, ob sie sich das extra so überlegt hatte oder ob das schon länger geplant war und ihr nun entgegenkam.
Stacey und Liam liefen noch etwas gemeinsam durch die Gegend, wie es eigentlich normal war, denn die fünf hatten in der letzten Woche oft etwas mit ihr gemacht. Aber Liam merkte, dass Stacey die Mauer aufrecht hielt, sie schien meilenweit von ihm entfernt, auch wenn sie nur einen Meter neben ihm ging. Liam hoffte, dass Damian Staceys Chef schnell erreichen konnte.
Und er hoffte nicht umsonst, denn mittags kam Damian auf ihn zu und winkte ihn von Stacey weg, die er am liebsten nie wieder aus den Augen lassen würde. Aber mittlerweile standen Niall und Zayn bei ihr und quatschten so unbefangen wie möglich mit ihr. Sie versuchten, sie aus der Reserve zu locken, aber Stacey blieb distanziert und kühl, aber höflich.
„Mr. Pauls musste eine Kollegin fragen, um die Nummer zu bekommen, ich hoffe, dass euer Plan funktioniert." Damian steckte Liam einen Zettel mit einer Nummer zu und Liam holte sofort sein Handy heraus, um anzurufen. Er wollte das nicht aufschieben. Er ging sicher, dass Stacey davon nichts mitbekam. Zayn sah, dass er telefonierte und nickte ihm zu. Sie würden Stacey beschäftigen, damit er in Ruhe reden konnte.
Es tutete dreimal, dann wurde der Hörer abgenommen. „Hunter, hallo.", meldete Berry sich, sie wunderte sich über die unterdrückte Nummer auf dem Display.
„Hi, hier ist Liam.", erwiderte Liam und kurz war es still.
„Was ist mit Stacey?", kam Berry direkt zum Punkt, denn sie hatte wohl sofort verstanden, worum es hier ging. Und dann purzelten die Wörter nur so aus Liam heraus, er erzählte, wie es erst besser geworden war, aber dann die Nacht auf dem Schiff alles zerstört hatte. Berry hörte zu und redete ihm nicht dazwischen. Liam holte tief Luft, als er fertig war mit erzählen.
„Also, okay... wow." Berry musste kurz verarbeiten, was er alles gesagt hatte.
„Und weil wir nicht mehr an sie herankommen, wollten wir dich fragen, was wir tun können, um ihr Hoffnung zu geben. Oder ob du mit ihr reden kannst. Oder... keine Ahnung...", sagte Liam.
„Hm, ja. Gib mir 'ne Minute..." Berry dachte kurz nach. „Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht, was ihr machen könnt. Ihre Angst ist schon so lange da, sie hat sich schon so daran gewöhnt. Und an euch ist sie nicht gewöhnt. Aus den schlimmsten Phasen ist sie eigentlich raus, ich weiß nicht, warum es jetzt auf einmal wieder so extrem ist. Als das ganz schlimm war, als sie sich... Sekunde, wie viel hat sie euch erzählt?", fragte Berry nach. Sie wollte auf keinen Fall Staceys Angelegenheiten ausplaudern.
„Nur, dass sie diese Angst wegen ihrem Ex hat. Mehr eigentlich nicht.", sagte Liam und fragte sich mal wieder, was der Typ getan hatte.
„Okay. Also, als sie sich von dem getrennt hat, da war es ganz schlimm und ich war die einzige, die zu ihr durchdringen konnte. Ich weiß also nicht, ob ihr das überhaupt könnt.", überlegte Berry und seufzte tief.
„Dann komm du her.", sagte Liam entschlossen.
Berry schnaubte einmal, war kurz still, dann seufzte sie erneut. „Lass mich in meinen Kalender gucken." Es raschelte und Liam war überrascht, dass Berry seinen Vorschlag tatsächlich in Betracht zog.
„Wo seid ihr... in zwei Tagen?", fragte sie dann und Liam dachte kurz nach. „Paris. Für zwei Konzerte.", sagte er dann. „Okay, schaffe ich. Ich kann samstags hinfliegen und vormittags da sein, muss dann aber am nächsten Tag wieder weg." Klar, sie musste arbeiten.
„Ist das gerade dein Ernst? Du kommst einfach vorbei?", fragte Liam nach, der von Berrys Spontanität überrascht war.
„Ja. Ich muss persönlich mit Stacey reden, um helfen zu können. Außerdem ist Paris schön. Kann ich auch das Konzert angucken?"
Liam blinzelte überrascht. „Klar. Ich rede gleich mit Damian und schreibe dir alle Daten und so. Ich kriege es bestimmt hin, dass wir hier den Flug bezahlen. Ist ja fast eine Dienstreise."
Berry lachte. „Wenn nicht, ist auch kein Weltuntergang, aber danke. Und... Danke, dass ihr euch so um Stacey kümmert." Berrys Stimme war auf einmal wieder total ernst und Liam musste lächeln. Trotz allem war Stacey für Berry unglaublich wichtig, sie war schließlich ihre Zwillingsschwester.
„Kein Problem, wir wollen ihr gerne helfen."
„Okay, dann schreib mir Zeiten und so, dann sehen wir uns am Samstag!", sagte Berry.
„Okay, bis dann." Berry legte auf und Liam nahm langsam das Handy vom Ohr. Das hatte besser geklappt als erwartet. Übermorgen schon würde Berry bei ihnen sein.
Er grinste und lief sofort los, auf der Suche nach Damian. Den fand er vor dem Soundcheck allerdings nicht mehr und er musste auf die Bühne, wo er immerhin den anderen Jungs von seinem Gespräch erzählen konnte.
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Stacey ist auf Distanz :( Immerhin konnte Liam Berry schnell erreichen, glaubt ihr, die kann ihrer Schwester helfen?
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Tourdiary [One Direction]
FanfictionAls Stacey zu ihrem Chef muss, hat sie einiges erwartet, aber nicht das: Sie soll Tagebuch schreiben. Aber nicht einfach irgendein Tagebuch, nein, Stacey soll mit One Direction auf Tour gehen. Monatelang auf engstem Raum mit fünf jungen Männern. Un...