27. "Ich bekomme das hin"

1.3K 76 72
                                    

Als Stacey am nächsten Morgen aufwachte, hatte sie direkt gute Laune. Sie setzte sich auf und schob den Vorhang zur Seite. Die Jungs schliefen alle noch, wie immer. Stacey stand auf und zog sich rasch um. Sie zögerte kurz, aber dann schob sie den Vorhang vor Liams Bett ein winziges Stückchen zur Seite und sah seinen verwuschelten Haarschopf unter der Bettdecke hervorgucken. Sie lächelte in sich hinein und lief nach vorne.

Während sie einen Apfel aß, ging sie im Kopf noch einmal alles durch, was Timo ihr gesagt hatte. Kämpfen. Wie sollte sie kämpfen? Was konnte sie tun, um diese Angst zu kontrollieren, sie zu beherrschen? Sie musste lernen, mit diesen Berührungen klarzukommen, sie zu akzeptieren. Sie wusste doch eigentlich, dass Liam ihr nichts tun wollte. Berry wusste das, Danielle wusste das und Timo auch. Er hatte ihr gestern den Freiraum gegeben, den sie brauchte, das hätte Jeremy nie getan.

Stacey warf die Überreste des Apfels weg und blieb nachdenklich stehen. Jeremy. Ihr wurde kühl und sie rieb sich über die Arme. Sie durfte Jeremy nicht gewinnen lassen. Sie rieb sich ihre Handgelenke und seufzte.

„Hey, alles okay?" Stacey zuckte zusammen und fuhr herum. Niall stand in der Tür und guckte Stacey besorgt an.

„Ja, ich glaube schon. Nur... es ist nur... jetzt mit Liam... es kommen ein paar Erinnerungen wieder hoch.", sagte Stacey leise, wich Nialls Blick aus.

„Hey, ich weiß nicht, was du erlebt hast. Aber ich kann dir versichern, dass Liam dir nicht wehtun wird. Ich kenne ihn. Er macht sich Sorgen um dich. Er will dir helfen, er weiß nur nicht, wie." Niall stand jetzt vor ihr und Stacey blickte zu ihm hoch. „Ich weiß.", hauchte sie. Niall lächelte.

„Ich werde ihm sagen, wie er mir helfen kann. Ich hoffe, ich überschätze mich nicht.", sagte sie und schmunzelte leicht.

„Ich denke, du bekommst das hin. Du bist stark.", sagte Niall und es klang so einfach, so direkt, so ehrlich, dass Stacey für einen Moment die Worte im Halse stecken blieben. Diese direkte Ehrlichkeit der Jungs war etwas, was sie immer wieder verblüffte und sprachlos machte.

Niall sah das Zögern in ihrem Gesichtsausdruck, fragte sich, was sie dachte, aber dann legte sie eine Hand auf seine Schulter. „Du hast Recht. Ich bekomme das hin. Danke."

Niall schielte auf seine Schulter und sah dann zurück zu Stacey, die ihn anlächelte. Er nickte ihr schmunzelnd zu. Dann löste sie sich von ihm und musterte ihn einmal. „Iss deinen Apfel. Und dreh das Shirt vielleicht auf die richtige Seite.", sagte sie und grinste schief, bevor sie sich ihr Notizbuch und ihre Kamera schnappte und aus dem Bus hüpfte.

Niall sah an sich herunter und sah, dass er sein Shirt auf links trug. Er verdrehte lächelnd die Augen und zog es richtig an. Stacey war wirklich stark. Niall freute sich für sie und für Liam, dass sie es versuchen wollten. Und er hoffte, dass sie es schaffen würden.

Für die Jungs stand Training auf dem Programm, Stacey saß wie immer an der Seite, beobachtete alles, kritzelte ihr Buch voll und gab ab und zu ein paar Kommentare ab und schoss Fotos. Danach machten die Jungs sich fertig. Louis und Harry waren miteinander beschäftigt, Niall und Zayn zogen grinsend ab, sie wollten ein bisschen durch die Gegend schlendern, sodass mehr oder weniger zufällig Liam und Stacey übrig blieben.

„Unauffälliger als unauffällig.", bemerkte Stacey und grinste Liam an, der leise lachte.

„Ich wollte zum Bus, meinen Laptop holen. Kommst du mit?", fragte sie und Liam nickte sofort.

„Ich muss Damian die ersten Seiten geben, damit ich eine Rückmeldung bekomme. Ich bin ein bisschen nervös.", gestand sie ihm auf dem Weg.

„Warum? Du machst das klasse.", sagte Liam und Stacey seufzte. „Wir werden sehen. Aber danke.", sagte sie dann lächelnd.

Sie stiegen in den Bus und Stacey holte ihren Laptop aus dem Schrank neben ihrem Bett. Sie legte ihn auf den Tisch und holte einen USB-Stick heraus, um die Seiten für Damian zu kopieren. Liam stand neben ihr und beobachtete sie mit schief gelegtem Kopf.

Stacey sah das aus dem Augenwinkel und schmunzelte. „Lass das."

„Was?", fragte Liam, musste aber grinsen.

„Du machst mich nervös, wenn du mich so anstarrst.", sagte sie und tippte auf dem Laptop herum.

„Sorry.", sagte Liam, aber Stacey konnte sein Grinsen förmlich riechen. Sie drehte sich zu ihm, ihr Gesichtsausdruck war überraschend ernst.

Liams Grinsen fiel und er sah sie besorgt an. „Was...?", setzte er leise an, aber Stacey legte ihm einen Finger auf die Lippen. Sie sah ihren Finger an, als wäre sie selber überrascht, das getan zu haben. Liam verstummte und wartete ab, was sie noch tun würde.

Stacey sah ihm tief in die Augen, ihre Blicke verhakten sich ineinander. Keiner der beiden konnte sich lösen. Langsam hob Stacey auch ihre andere Hand und legte beide in seinen Nacken. Liams Herz wummerte so laut, dass er Angst hatte, es würde aus seiner Brust springen. Auch Staceys Herz stolperte und sie schluckte. Dann schloss sie ihre Augen und atmete tief ein und aus. Sie stand dort, ganz nahe bei Liam, ihre Hände in seinem Nacken. Nur ein kleiner Abstand trennte sie. Aber Liam tat nichts. Er stand dort und ließ Stacey sich beruhigen.

„Ich will, dass das hier funktioniert.", flüsterte sie.

Liams Körper schien in Flammen zu stehen. „Ich auch."

„Ich bekomme das hin. Wenn du mir hilfst, dann kann ich diese Angst besiegen.", sagte sie, ihre Atmung war für Liam deutlich hörbar, sie hielt ihren Kopf noch immer gesenkt, sah ihn nicht an.

Er zwang sich, seine Arme an seinen Seiten zu halten, um Stacey nicht zu berühren. Er wollte sie nicht erschrecken und den Moment zerstören. „Ich werde dir helfen. Ich bin an deiner Seite.", sagte er. Er sah ihr ins Gesicht und jetzt öffnete Stacey ihre Augen wieder. Sie lächelte ihn leicht an und nickte. „Dann kämpfe ich dafür. Für uns."

Liam schwebte auf Wolke sieben. Mindestens. Stacey wollte das hier mit ihm versuchen. Sie wollte ihn. Und genau in diesem Moment betrat Niall den Bus.

„Oh.", machte er überrascht, als er Stacey und Liam so nahe beieinander sah, ihre Hände an seinem Hals. Stacey löste sich nicht, sie drehte nur ihren Kopf zu Niall, wie Liam auch.

Niall blinzelte einmal, dann setzte er zum Sprechen an. „Ich war nicht hier.", sagte er knapp, schnappte sich sein Handy, das auf der Theke liegengeblieben war, und verschwand wieder.

Stacey kicherte leise und wandte sich wieder Liam zu, der schmunzelnd den Kopf schüttelte. Ihre eine Hand fuhr sanft durch die kurzen Haare in seinem Nacken und sie zog ihn ein Stück zu sich herunter. Sie selber stellte sich auf die Zehenspitzen und Liams Grinsen verblasste. Sie biss sich auf die Lippe, ihr Blick wechselte zwischen seinem Mund und seinen Augen. Liam schluckte und wartete voller Hoffnung darauf, was Stacey tun würde. Wenn sie ihn nicht gleich küsste, hielt er das nicht mehr aus. Aber da erlöste sie ihn endlich.

Federleicht schmiegten sich ihre Lippen gegen seine, ließen den Igel in seiner Brust Amok laufen. Staceys Herz ließ sich Flügel wachsen und flog in den Himmel.

###

First Kiss *-*
Trotz Niall xD

Tourdiary [One Direction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt