19. "Wird das anstrengend?"

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Mit Damian war schnell alles geklärt, die Kosten für den Flug wurden übernommen und Liam schrieb Berry, dass alles klappte. Am nächsten Tag hatten alle ein bisschen mehr Freizeit, die Niall auf jeden Fall mit seinen Freunden verbringen wollte. Louis und Harry wollten am liebsten im Bus bleiben, um ein bisschen Zeit zu zweit zu genießen, also blieben Liam, Zayn und Stacey übrig, die sich zusammen mit Scott und Tyler auf den Weg in die Stadt machten.

Stacey lief mit einem sichtbaren Abstand zu allen anderen, sie hatte ihr Notizbuch immer griffbereit und ihre Kamera ebenfalls. Liam und Zayn trugen Sonnenbrillen, in der Hoffnung, nicht so schnell erkannt zu werden.

Stacey schien sich etwas über Dublin informiert zu haben, denn sie führte die kleine Gruppe zielsicher zur St. Patricks' Church, der größten Kirche Irlands. Sie liefen ein bisschen über die Grünflächen vor der Kirche und guckten sich das Gebäude an.

„Davon hätte ich gerne einen Grundriss.", sagte Stacey nachdenklich. Die anderen warfen ihr fragende Blicke zu.

„Guckt euch doch mal die Architektur an.", fuhr sie dann fort. „Spitzbögen, die ja für die Zeit recht typisch sind, zwölftes Jahrhundert. Überall diese kleinen Fenster und die kleinen Türmchen, die kleinen Säulchen mit den Kapitellen zwischen den Fenstern und der Fries unterm Dach. Es wirkt erstmal relativ schmucklos und grau, aber irgendwie ist es doch hübsch dekoriert, mit schönen Ornamenten."

Das war der Moment, in dem Liam sich fragte, was Stacey eigentlich so in ihrer Freizeit machte. Er war davon ausgegangen, dass sie gerne las und sich viel mit ihrer Arbeit beschäftigte, weitere Gedanken hatte er sich dazu nicht gemacht. Aber jetzt, wo sie ihnen einen halben Vortrag über die Architektur hielt, fragte er sich das und wollte darauf dringend eine Antwort haben. Was war Stacey für ein Mensch? Was mochte sie gerne? Wofür interessierte sie sich?

„Du interessierst dich für Architektur?", fragte Zayn nach, der ebenfalls neugierig auf Stacey persönlich war.

„Ja, ich mag Architektur sehr gerne. Also, ich habe das nicht studiert oder so, aber ich gucke mir das gerne an und weiß dann gerne, was ich wie zuordnen kann, ich liebe Ornamente an Gebäuden oder die verschiedenen Merkmale der Epochen. Das kann man an Kirchen immer besonders schön sehen: diese Spitzbögen sind immer ein Hinweis auf Gotik, also noch Mittelalter, Barock zum Beispiel ist ja ganz anders, da gibt's Rundbögen und es ist immer etwas überladen, pompös, vollgeklatscht mit Deko und Verzierungen, hier noch ein Engel, da noch ein bisschen mehr Stuck."

Jetzt leuchteten Staceys Augen wirklich. Liam war fasziniert. Er hatte Stacey nicht als einen so leidenschaftlichen Menschen eingeschätzt. Aber eigentlich war das klar: wie sehr sie sich in ihr Projekt stürzte, ihr Perfektionismus dabei, ihre Begeisterung und ihr Interesse für alles, was hier passierte. Stacey war immer mit ganzem Herzen bei der Sache. Und dann hatten ihre Augen dieses begeisterte Funkeln, das sie am letzten Tag nicht mehr hatte. Jedenfalls nicht, als Liam dabei war. Er wusste nicht, wie sie draußen bei den Fans gewesen war, vielleicht hatte sie da wieder die Leidenschaft gepackt.

„Wow, das ist echt cool. Du wirkst auf den ersten Blick gar nicht wie jemand, der sich so über Deko freuen kann.", sagte Zayn und musterte Stacey, die nun an sich herab sah. Jeans und schwarzes Shirt, wie immer. Schmucklos.

„Naja...", sagte sie verlegen, dann drehte sie sich weg und guckte einfach weiter die Kirche an.

„Ich wollte dich nicht beleidigen...", setzte Zayn sofort an und Stacey fuhr herum. „Hast du nicht, alles gut." Sie lächelte kurz, aber ehrlich, dann guckte sie weiter die Kirche an.

Zayn und Liam tauschten einen Blick aus. Wie konnten sie Stacey dazu bringen, mehr zu reden? Sich ihnen zu öffnen? Ihnen zu vertrauen?

Nach einem Blick in die Kirche steuerte Stacey ihr nächstes Ziel an. Die anderen folgten ihr einfach, sie waren schon hier gewesen und hatten einiges gesehen und sie wollten Stacey auf keinen Fall alleine lassen.

Sie kamen zu 'The Spire', wie die Nadel aus Edelstahl genannt wurde. Sie war über hundertzwanzig Meter hoch und ein beliebter Treffpunkt in der Stadt. Die fünf schossen ein Selfie davor, was gar nicht einfach war, ohne Stacey zu berühren, aber sie schafften es. Und sie kamen an einem großen Park vorbei, wo Stacey wieder vollkommen begeistert war. Sie schoss Fotos, schrieb sich ein paar Notizen auf und lächelte sogar einfach so.

Danach mussten sie auch schon zurück, die Jungs mussten ein bisschen ihre Stimmen üben, sie sangen ein paar Lieder und auch eins, das noch gar nicht veröffentlicht war, Stacey saß daneben und schrieb.

Vor dem Konzert war sie dann wieder draußen bei den Fans, wo sie gleich erkannt wurde. „Stacey!", riefen mehrere Stimmen und sie wurde zu den Fans gelassen, bekam aber ein bisschen Schutz, damit die Fans sie nicht zu sehr bestürmen konnten. Und dann machte sie das gleiche, wie am Tag zuvor auch: Sie sammelte stinknormale Fragen zusammen. Aber nicht solche, die in jedem Interview gefragt wurden, sondern kreative Fragen, die tatsächlich direkt von den Fans kamen. Es kamen auch tiefsinnige Fragen und Stacey hatte vor, jede einzelne davon den Jungs zu stellen und sich die Antwort zu notieren. Vielleicht über viele Tage verteilt, sodass sie immer mal wieder so eine Frage ins Tagebuch einstreuen konnte.

„Wirst du das echt alles die Jungs fragen?", erkundigte sich ein Fan und Stacey lachte. „Ja, ich werde alle Fragen, die ich bekommen habe, stellen. Ich weiß nur nicht, ob ich alle Antworten ins Tagebuch schreiben kann, denn ich will die Privatsphäre der Jungs respektieren. Oder ich finde keinen Platz mehr für manche Fragen und lasse dann die mit den unspektakulären Antworten raus, ich muss sehen, wie es sich entwickelt.", antwortete Stacey.

„Ich find's klasse, wie du das machst. Es gibt nicht viele Leute, die ich gerne mit meinen Jungs sehe, aber du bist voll okay und richtig nett.", sagte ein Fan und viele andere stimmten zu.

Stacey lächelte. „Oha, danke. Das ist so lieb von euch." Stacey war wirklich gerührt. Das Mädchen hatte so ehrlich geklungen. Von den Fans akzeptiert zu werden, war einfach ein schönes Gefühl.

Nach dem Konzert trafen die sechs wieder aufeinander, Stacey hatte gute Laune, ihre Zeit mit den Fans und das Konzert hatten sie aufgemuntert.

„Jetzt weiß ich, was du draußen gemacht hast!", rief Harry auf einmal, er hatte sein Handy in der Hand. „Hier: '@StaceeyyH schreibt unsere Fragen auf! Sie ist sooo lieb, das Tagebuch wird der Hammer!' Du hast Fragen?" Harry sah hoch und sah in Staceys verlegenes Gesicht.

„Oh mein Gott, die sind so süß! Und nein, ich nicht. Aber ganz viele andere. Macht euch auf was gefasst." Stacey grinste fies und umarmte ihr Notizbuch fest.

„Puh, wird das anstrengend?", fragte Louis und pustetet Luft aus seiner Lunge.

„Kommt auf die Frage an. Es gibt ein paar sehr interessante. Und ich werde alle stellen. Ob die Antwort ins Buch kommt, ist eure Entscheidung.", sagte sie und Liam wollte sie einfach nur umarmen. Stacey war so rücksichtsvoll und liebenswert. Aber er hielt sich zurück. Nur das kleine, leichte Kribbeln in seiner Magengrube, das bekam er nicht unter Kontrolle...

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Ein Tag in Dublin und Liams Magen kribbelt... ;) Wo soll das nur hinführen? :)

Tourdiary [One Direction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt