29. "Ich bin bereit"

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In den nächsten beiden Tagen konnte man oft beobachten, wie Liam verträumt zu Stacey starrte, während sie Notizen machte, Fotos schoss oder am Laptop saß. Stacey war sich seiner Blicke bewusst, sagte aber nichts dazu. Er konnte sie schon nicht berühren, da wollte sie ihm nicht auch noch das Starren verbieten. Allerdings fiel es ihr schwer, sich zu konzentrieren, wenn er sie ansah.

Sie fühlte sich nicht beobachtet oder kontrolliert durch seinen Blick, es war einfach die einzige Möglichkeit, wie er ihr ganz simpel seine Aufmerksamkeit und sein Interesse zeigen konnte. Andere Paare saßen beieinander, kuschelten oder streichelten sich gegenseitig über Rücken, Schultern, Haare, was auch immer. Das konnte Stacey nicht. Zwar schaffte sie es, ihn ab und zu zu berühren, aber dann war das nie besonders lange oder besonders eng. Auch ihre Küsse blieben kurz, so einen heftigen Kuss wie gleich am ersten Abend bekam Liam nicht ein zweites Mal. Staceys Angst kontrollierte immer noch einen großen Teil ihres Verhaltens.

Liam wollte Stacey zu nichts drängen, aber er wollte irgendetwas tun, außer sie anzustarren. Auch wenn ihm dabei viele ihrer Eigenarten auffielen: wie sie lose Haarsträhnen, die aus ihrem Zopf gerutscht waren, zurück strich, wie sie mit ihrer Lippe spielte, wenn sie am Computer tippte, wie sie konzentriert ihre Augenbrauen zusammenzog, wenn sie in ihr Notizbuch schrieb. Und das Funkeln ihrer Augen, wenn sie lächelte oder wenn sie mit Leidenschaft von ihrem Projekt erzählte, das alles zog ihn in einen Bann, dem er nicht mehr entkommen konnte.

Gerade saß Stacey im Bus an dem Tisch und tippte wie wild auf die Tastatur ein. Vorhin hatte sie Timo geschrieben und den Kontakt wiederhergestellt, weshalb sie ziemlich gut gelaunt war. Timo gab ihr einfach eine Menge Selbstvertrauen.

Ihre Zähne spielten mit ihrer Unterlippe, was Liam, wenn er ehrlich war, ziemlich heiß fand. Aber das sollte er ihr nicht sagen, das käme bestimmt nicht so gut an und würde sie nur verunsichern. Aber er wollte etwas tun, er konnte nicht einfach so mit diesem Abstand stehen bleiben und sie beobachten.

Gegenüber von Stacey saß Niall, der auf sein Handy sah, die Schiebetür war offen, dort quatschten Zayn und Louis miteinander. Harry lief irgendwo draußen herum. Sie waren also nicht alleine, was Stacey vielleicht half. Vielleicht traute sie sich vor Publikum mehr, weil ja noch jemand da war, der im Zweifelsfall einschreiten könnte. Liam wusste zwar, dass das unnötig war, aber er musste Staceys Position verstehen.

In diesem Moment sah Stacey von ihrer Arbeit hoch und begegnete Liams Blick, wie so oft in den letzten Tagen. Sie lächelte ihn an, fragend, weil er so nachdenklich schaute. Liam zögerte kurz, dann ließ er seinen Blick über ihren Oberkörper wandern, mehr konnte er wegen des Tisches nicht sehen. Stacey trug ein Top, denn es war warm draußen. Ein schwarzes Top natürlich, denn sie war schließlich Stacey.

Sie legte ihren Kopf leicht schief, ihre Gesicht war nicht mehr fragend. Sie hatte verstanden, was er wollte, aber sie machte keine Anstalten, ihn zu hindern, als er einen Schritt näher kam. Sie wartete ab und rückte sogar ein Stückchen zur Seite, damit Liam sich neben sie setzen konnte. Mehr brauchte Liam nicht als Einladung, er musste irgendwie physischen Kontakt zu ihr spüren.

Er setzte sich und berührte mit den Fingerspitzen vorsichtig ihren Unterarm. Stacey zuckte nicht zurück, aber Liam konnte hören, wie sie einatmete. Er sah in ihr Gesicht, ihre Augen schlossen sich. Aber sie zog ihren Arm nicht weg. Also machte Liam weiter und ließ seine Finger federleicht über ihre Haut wandern, wo sich gut sichtbar eine Gänsehaut bildete.

Beide waren so aufeinander konzentriert, dass sie gar nicht merkten, wie Niall sich langsam erhob und nach hinten zu Louis und Zayn schlich.

Liam fuhr mit seinen Fingern ihren Oberarm entlang bis zur Schulter. Als er dort ankam, hörte er, wie Stacey geräuschvoll ausatmete. Er wandte seinen Blick wieder von seiner Hand ab und sah in Staceys geöffnete Augen, die ihn musterten. Dann sah sie hinab zu seiner Hand, die noch immer sanft auf ihrem linken Arm lag. Sie hob ihre rechte Hand und berührte seine auf ihrem Arm. Ganz vorsichtig schob sie ihre Finger zwischen seine, verschränkte ihre Hände miteinander. Sie drehte ihren Oberkörper zu ihm, sodass sie auch ihren anderen Arm heben konnte. Sie verschränkte auch ihre andere Hand mit seiner.

Tourdiary [One Direction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt