Sunrise ★ Jeonglix

☀️•Day Four•☀️

Jeongin

"Hey, kleiner Bruder", grinste mich Chan fröhlich an, kaum hatte ich seinen Anruf angenommen und war auf seinem Bildschirm auftaucht. Seine hellblonden Haare fielen ihm lockig in die Stirn, sein breites, warmes Grinsen erwärmte mein Herz und seine mir so bekannte Stimme gab mir das Gefühl von Sicherheit. Mein großer Bruder war wohl der Einzige, der dieses Gefühl in mir hervorbringen konnte und bei dem ich mich so wohl fühlte. Unsere Bindung zueinander war einfach unglaublich stark und ich war froh, ihn als Bruder zu haben.

"Hey, Hyung", begrüßte ich ihn brav und lächelte ihn ebenfalls leicht an. Zeitgleich ließ ich mich auf den Rücken auf meinem Bett fallen und hob mein Handy über mich, damit Chan mich immer noch sehen konnte. So grinste ich ihn schief an und musste leise kichern, als er aufgrund des Bettes bedeutend mit seinen Augenbrauen wackelte.

"Ach, will da jemand, dass ich mit ihm ins Bett steige?", witzelte er nur und befeuchtete grinsend seine Lippen, wohingegen ich rot wurde und etwas lauter lachte. Mein Bruder liebte es, mich wegen meiner Sexualität aufzuziehen, weil er noch immer meinte, ich sollte nicht vorschnell urteilen, aber ich hatte ihm versichert, dass ich mich nun einmal mehr für Jungs interessierte und diese auf sozialen Plattformen eben deutlich mehr stalkte als irgendein Mädchen. Natürlich behielt ich im Hinterkopf, dass vielleicht irgendwann noch ein Mädchen kommen könnte, dass meine Einstellung über den Haufen warf, aber bis dahin stand ich nun einmal auf Jungs.

"Und wenn es so wäre?", neckte ich zurück und drehte mich einmal, damit ich auf dem Bauch lag. Anfangs hätte ich Chan wegen diesen Witzen wirklich schlagen können, doch mittlerweile ging ich einfach darauf ein. Es war lustig, weil Chan eben definitiv auf Frauen stand und auch eine Freundin hatte, die bei ihm in Australien lebte, zudem unterstützte er mich. Er war einfach ein toller Bruder und darum liebte ich ihn. Und, na ja, er war auch der Einzige meiner Familie, der von meiner Sexualität wusste...

"Dann muss ich wohl mein Studium für ein paar Tage unterbrechen", meinte er grinsend und versuchte einen heißen Blick aufzulegen, was ihm eher misslang. Nun, mir gegenüber klappte das einfach nicht, dafür kannte ich ihn viel zu gut. Zum Glück, denn ich wollte nur ungern in meinen Bruder verliebt sein. "Jaja, weil das Mia ja auch zulassen würde", kicherte ich leise und musterte seine Reaktion.

"Ach, das wird nicht auffallen", widersprach mir Chan direkt, weshalb ich grinsend meine Augen verdrehte und wir beide wieder zu lachen begannen. "Aber jetzt mal ehrlich, ich liege ganz bestimmt nicht wegen dir noch im Bett. Ich bin gerade erst aufgewacht", erklärte ich meinem Bruder, als wir uns wieder beruhigt hatten und zog ein Kissen her, um meinen Kopf darauf abzulegen.

"Ich würde auch den ganzen Morgen schlafen, wenn ich nachts wach wäre. Ach warte, das bin ich ja, nur habe ich morgens Vorlesungen", schmollte er und seufzte einmal. Ja, die dunklen Augenringe verrieten mir genau, wie wenig er schlief und ich würde am liebsten zu ihm gehen und ihn dazu zwingen, mehr zu schlafen, doch das konnte ich leider nicht.

"Pass mehr auf dich auf, Hyung. Du sollst hier nicht nachtaktiv sein", meinte ich leise und fuhr mir durch meine dunklen Haare, jedoch winkte Chan ab und grinste mich schief an. "Keine Sorge, das klappt schon", sagte er überzeugt und versuchte mich mit großen Augen dazu zu bringen, ihm zuzustimmen, was ich schließlich auch leise seufzend tat. Lange konnte ich diesem Idioten wirklich nicht böse sein.

"Erzähl mir lieber mal, was es Neues so bei euch gibt."

"Eomma hat gesagt, wir haben neue Nachbarn bekommen", fing ich an zu erzählen und zuckte leicht mit den Schultern. "Ich hab noch nichts gesehen, obwohl ich mich heute Nacht vor unser Haus gesetzt habe. Aber es haben wohl alle geschlafen, darum bin ich wieder hinein gegangen. Allerdings wird mir Hyunjin sicher nachher etwas über sie sagen können, da sie wohl einen Sohn in seinem Alter haben und dieser in seine Klasse gekommen ist. Aber ich weiß nicht so recht, ich finde es eher unwahrscheinlich, dass ich ihn kennenlerne und mich mit ihm anfreunden werde. Ich meine, wer will denn bitte mit einem Mondkind befreundet sein?"

Etwas traurig schaute Chan mich an, als ich ihm davon erzählte und unbeabsichtigt wieder erwähnte, wie sehr ich dieses Leben hasste. Er verstand, was ich durchmachte und versuchte mich so gut es ging zu unterstützen, auch wenn das alles andere als einfach war. Dieses Leben war einfach... scheiße.

"Sei nicht so negativ, Jeonginie. Wenn er darüber nicht hinweg sehen kann, wie Hyunjin das tut, dann hat er dich auch ganz bestimmt nicht als Freund verdient."