☀️•Day Thirty-Eight•☀️

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Jeongin

Einige Tage waren inzwischen vergangen, in denen sich nicht viel geändert hatte. Hyunjin war beinahe dauerhaft zu Besuch bei mir und während er nicht bei mir war, telefonierte ich beinahe durchgängig mit Chan. Mein großer Bruder hatte sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt, damit er mich trösten und ablenken konnte, denn auch wenn bereits ein wenig Zeit vergangen war, brannte mein schmerzendes Herz noch immer wie die Hölle.

Jedes Mal, wenn ich auf den Brief schaute, den ich von Felix erhalten hatte, überfiel mich ein erneuter Heulkrampf. Mein bester Freund hatte den Zettel deswegen schon längst verbrennen wollen, allerdings hatte ich ihn jedes Mal davon abgehalten. Egal, wie grausam die Existenz und der Inhalt des Briefes war, es war das Letzte, was mir von Felix geblieben war. Ja, ich hatte auch noch Yuseong, doch sie war nichts materielles. Sie war ein Lebewesen, das eher sich selbst gehörte.

Und außerdem konnte ich mit ihr gerade kaum noch interagieren, weil sie mich zu stark an die schönen, vorgespielten Zeiten mit Felix erinnerten.

Ich konnte immer noch nicht glauben, dass der Australier sich nach all der Zeit erst jetzt von mir abgewendet hatte. Ich konnte nicht verstehen, wieso es mir nicht schon früher gesagt hatte, wieso er mir so lange vorgegaukelt hatte, dass er mich tatsächlich mögen würde. Ich konnte nicht nachvollziehen, wie böse er sein musste, damit er meine Gefühle so sehr missbraucht, ausgenutzt und zertreten hatte. Ich wusste nur, dass es weh tat. Es tat verdammt nochmal weh. Und ich bezweifelte, dass dieser Schmerz jemals heilen würde.

Mit geschlossenen, verheulten Augen lag ich auf meinen Bett. Seit ich den Brief erhalten hatte, hatte ich kein einziges Wort mit meinen Eltern mehr gewechselt und auch mit Chan und Hyunjin hatte ich nicht allzu viel gesprochen. Wieso auch? Es brachte doch sowieso nichts. Mein Herz war dennoch zerbrochen und würde nie wieder geheilt werden können. Nur von Felix. Aber dieser hatte mich ja fallen gelassen.

Später wollte Hyunjin wieder vorbei kommen und mir Gesellschaft leisten. Passend zu meinen Vorfall mit Felix hatte er sich mit seinem Freund Minho zerstritten und die beiden mieden sich aktuell so sehr, dass mein bester Freund sogar schon ein paar Mal die Schule geschwänzt hatte. Was zwischen ihnen vorgefallen war, wusste ich nicht genau, jedoch hatte Hyunjin Minho als Verräter bezeichnet, weil dieser in den letzten Tagen viel mit Felix unternahm.

Und das war es, was mich völlig verwirrte und verunsicherte.

Hatten sich Felix und Minho etwa ineinander verliebt?

Der Gedanke daran schmerzte, zumal ich nicht wollte, dass Hyunjin verletzt werden würde, aber gleichzeitig verspürte ich neben meinem Kummer auch ein anderes, eigenartiges Gefühl. Irgendetwas war an dieser ganzen Situation so merkwürdig, dass ich es sogar gewagt hatte, meine Fensterplatten ein kleines bisschen zu öffnen, um nach draußen schauen und Felix' Haus beobachten zu können. Dabei musste ich verdammt darauf achten, dass mich kein Sonnenstrahl berührte, da dieser mich sofort anfangen würde zu verbrennen und irgendwie schaffte ich es tatsächlich, eine passende Pose zu finden.

Es dauerte nicht lange, da erblickte ich Minho - ich kannte sein Aussehen dank Bildern von Hyunjin -, der gerade dabei war, zu Felix zu gehen. Eben Genannter öffnete Minho nach einigen Sekunden Wartezeit die Tür und sogleich erblickte ich sein träges, ausdrucksloses Gesicht. Er wurde von Minho in eine feste Umarmung gezogen, die er nicht erwiderte und langsam verstand ich, was so seltsam an diesem Bild im Vergleich zu meinen Vorstellungen war: Felix' Lebensfreude fehlte.

Sein glückliches Lächeln und seine funkelnden Augen waren verschwunden, so als hätte es sie nie gegeben.

Obwohl dieser Junge mein Herz gebrochen hatte und obwohl ich seinetwegen wohl durch die schlimmste Zeit meines Lebens ging, machte ich mir Sorgen um ihn. Meine Gefühle für ihn waren nach wie vor vorhanden und selbst wenn er mich nicht sehen wollte, ich konnte nicht aufhören, über ihn nachzudenken. Deswegen reichte es mir auch schließlich, ich konnte dem nicht länger zusehen und besonders konnte ich nicht länger in dieser Stille leben.

Ich brauchte Antworten. Ich musste mit Felix reden. Egal, was es mich kosten würde.

Aus diesem Grund dachte ich nicht weiter nach, sondern sprang einfach auf, stürmte zur Haustür hinunter und riss diese auf. Ohne auch nur einen einzigen Gedanken an meine Krankheit zu verschwenden, rannte ich nach draußen, direkt in die pralle Sonne, auf Felix' Haus zu. Er und Minho waren zwar schon darin verschwunden, aber das war mir gleich. Sie würden mir sicher trotzdem die Tür öffnen. Das spürte ich einfach.

Doch so schnell, wie meine Überzeugung, das zu schaffen, gekommen war, genauso schnell verschwand sie auch wieder, kaum spürte ich, wie meine Haut regelrecht zu brennen begann. Es fühlte sich an, als hätte ich auf eine heiße Herdplatte gefasst, weshalb mir ein lauter Schrei entglitt. Zurück ins Haus flüchten konnte ich nicht, ich stand bereits mitten auf der Straße, als die höllischen Schmerzen mich in die Knie zwangen und meine Sinne immer mehr benebelten. Die Schmerzen waren beinahe so schlimm, wie mein gebrochenes Herz, was mir Tränen in die Augen trieb und als ich einen kurzen Blick auf meine Haut erhaschte, sah ich, wie diese feurig glühte.

Und nur wenige Sekunden später hatte mir das Sonnenlicht mein Bewusstsein genommen.

~~~

Seid ehrlich, wer von euch hat geahnt, dass der Moment kommen wird, in den Jeongin verbrennt? ;-;
~Cookie

Sunrise ★ JeonglixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt