🌑•Night Fourty-One•🌑

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Felix

In diesem Moment spürte ich nichts anderes mehr, außer Liebe und Erleichterung. Zu wissen, dass es Jeongin gut ging und er lebte, machte mich mehr als nur glücklich und bewies mir, dass sich das ganze Warten und die schlaflosen Nächte ausgezahlt hatten. Zu hören, dass er mich liebte, waren unfassbar schöne Worte und Tränen traten nun in meine Augen, die ich aber rasch weg blinzelte. Wir hatten noch einiges zu klären und er musste wissen, dass ich diesen schrecklichen Brief nicht geschrieben hatte.

,,Jeongin... ich habe den Brief nicht geschrieben, den du bekommen hast", erzählte ich ihm leise und dabei wurden seine Augen größer, doch er schien erleichtert zu sein. Erleichtert darüber, dass ich ihm nicht das Herz gebrochen hatte und dass ich ihn wirklich aus tiefstem Herzen liebte. ,,Am gleichen Tag habe auch ich einen Brief bekommen, der angeblich von dir war. Deshalb bin ich nicht zu dir gekommen, weißt du? Aber ich weiß jetzt, wer es war. Es waren unsere Eltern, die uns zwar beschützen wollten, aber genau das Gegenteil getan hatten. Nur deshalb liegst du hier und es tut mir so unendlich leid, denn ich hätte dir und deinen Gefühlen mehr vertrauen sollen..."

Fassungslos starrte der Jüngere mich an und konnte nicht glauben, was ich von mir gegeben hatte. Zu wissen, dass unsere Eltern an allem schuld waren, dass sie uns diesen Schmerz zugefügt hatten... das war wirklich hart und ich konnte verstehen, dass er einen Moment brauchte, um diese Information zu verdauen. Vorsichtig griff ich darum nach seiner Hand und drückte diese sanft, zeigte ihm, dass ich an seiner Seite war und sie niemals verlassen würde. Mein Zeitgefühl war komplett verschwunden und ehrlich gesagt wusste ich nicht, wie lange Jeongin schon hier lag. Und vor allem, wie lange ich hier war und wieder ohne Schlaf ausgekommen war. Das musste aufhören. Sonst würde Jeongin mich bestimmt nicht mehr lieben.

,,Und jetzt bin ich entstellt...", hauchte Jeongin leise, gebrochen und verletzt. Mein Herz zog sich dabei schmerzhaft zusammen, noch nie hatte ich so viel Schmerz in seiner Stimme gehört und sein fassungsloser Blick verwandelte sich in einen verhassten, als er vorsichtig seinen Körper begutachtete. Narben würden definitiv bestehen bleiben, das wussten wir beide. Doch auch hatte ich geahnt, dass Jeongin sich hassen würde. Er würde seinen Körper hassen, ihn nicht akzeptieren wollen und sein sowieso nicht vorhandenes Selbstbewusstsein war damit vollkommen zerstört. Und es lag an mir ihm zu beweisen, dass ich ihn dennoch liebte. Und immer lieben würde.

,,Nichts könnte dich jemals entstellen, mein Kleiner", wisperte ich darum leise und erlangte durch meine Stimme seine Aufmerksamkeit wieder. ,,Ja, du wirst Narben haben. Aber na und? Narben zeigen bloß, wie stark jemand ist. Du hast das hier überlebt, obwohl die Chancen nicht allzu gut stand. Es hätte sonst etwas passieren können und dennoch bist du wach, redest mit mir und liebst mich. Genauso sehr, wie ich dich liebe und immer lieben werde. Ich liebe alles an dir, Jeongin. Auch deine Narben. Und ich werde jeden Tag jede Einzelne küssen, um dir zu zeigen, dass du meinen Worten vertrauen kannst. Ich finde dich noch immer wunderschön. So wie am Anfang. Und mit jedem Tag wirst du nur noch schöner."

Überwältigt von meinen Worten, wusste Jeongin nicht, wie er darauf reagieren sollte. Seine Augen waren geweitet und sein Mund stand offen, was ihm ein wirklich niedliches Aussehen bereitete. Leicht beugte ich mich dann vor und legte ganz zart, ganz vorsichtig und voller Unschuld meine Lippen endlich auf seine. Zeit zum Antworten ließ ich ihn nicht, denn ich brauchte keine Antwort. Seine Lippen, die sich vorsichtig gegen meine bewegten, waren Antwort genug. Er vertraute mir und meinen Worten. Meine Liebe für ihn war unermesslich und das wusste er. Er spürte es, durch diesen einzelnen Kuss, den wir uns gaben und der gewiss nicht der Letzte sein würde.

Niemals würde ich Jeongin jemals wieder gehen lassen. Dafür liebte ich ihn zu sehr.

Sunrise ★ JeonglixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt