☀️•Day Thirty-Nine•☀️

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Felix

Es waren nur wenige Minuten vergangen, als Minho mein Zuhause betreten hatte und eigentlich wollten wir uns in mein Zimmer verziehen, jedoch haben wir einen schmerzhaften Schrei gehört und augenblicklich hatte mein Herz in dabei ausgesetzt. Es war nämlich nicht nur irgendein Schrei gewesen.

Es war Jeongins gewesen.

Die Panik stand auch Minho ins Gesicht geschrieben, doch ich vergeudete keine weitere Zeit, sondern rannte stattdessen sofort nach draußen und was sich mir dort bot, würde mich wohl noch bis in meine Träume verfolgen.

Mitten auf der Straße lag Jeongin. Seine Augen hatte er geschlossen, seine Haut war stark gerötet und es schien so, als würde sie immer mehr das Brennen anfangen. Die pralle Sonne schien auf diesen wunderschönen Jungen und ich war zu sehr von diesem Anblick geschockt, dass ich es nicht schaffte, mich auch nur einen Moment zu bewegen. Mein Herz brach in diesem Moment in so viele Stücke, wie noch nie. Obwohl ich ihn für diesen Brief hasste, waren da immer noch Gefühle für ihn und ich konnte, nein, ich durfte ihn einfach nicht verlieren. Nicht jetzt.

,,Minho, ruf einen Krankenwagen!", schrie ich dem Älteren zu, der genauso geschockt von dem Ganzen war und nun rannte ich endlich zu Jeongin. Ich stolperte, wäre fast hingefallen, aber ich schaffte es zu ihm und hob ihn auf meine Arme. Es hatten sich Brandblasen gebildet und obwohl er bewusstlos war, wusste ich ganz genau, dass er Schmerzen verspürte, weshalb ich nicht lange zögerte und ihn rasch in mein Haus brachte. Während Minho immer noch mit dem Notruf telefonierte, legte ich Jeongin vorsichtig auf dem Sofa ab und verdunkelte sogleich den Raum, damit diese grässliche Sonne ihm nicht länger weh tun konnte.

Warum zur verdammten Hölle war er überhaupt wie ein Geisteskranker nach draußen gerannt?!

,,Der Krankenwagen wird gleich da sein!", meinte Minho nun, aber ich hörte nicht auf ihn. Stattdessen brach ich vor Jeongin zusammen und fing nun an zu weinen. Er sah so schlimm aus. So kaputt. So tot. Wenn ich ihn wirklich verloren hatte, dann wüsste ich nicht, was ich tun sollte. Die ganze Zeit über hatte ich ihn verflucht und ihn dafür gehasst, dass er mir mein Herz gebrochen hatte und nun? Nun wünschte ich mir nichts sehnlicher, als wenn er seine Augen öffnen würde und mir alles noch einmal ins Gesicht sagen könnte. Solange er am Leben war, wäre das vollkommen okay für mich. Solange er lebte, wäre alles okay.

,,Felix... Felix!" Noch immer reagierte ich nicht und bemerkte somit nicht einmal, dass Hyunjin mein Haus nun betreten hatte. Sie alle waren mir egal. Meine kleine Schwester, die das ganze nicht verstand, Minho und Hyunjin, die mich versuchten zu beruhigen und ja, selbst meine Eltern. Sie alle waren mir in diesem Moment so egal, da nur Jeongin in meinem Kopf und vor allem in meinem Herzen war. Ich dachte, dass ich ihn vergessen könnte. Dass ich meine Gefühle für ihn vergessen könnte. Aber so war es nicht. Ich liebte ihn mit jeder Sekunde so viel stärker, dass es mich schon fast zerriss.

Und erst nach qualvollen Minuten, in denen ich weinend seine Hand gehalten hatte, hörte ich von Weitem endlich den Krankenwagen.

-

,,Wie jetzt? Du hast ihm keinen Brief geschrieben, sondern er dir?" Verwirrt musterte mich Hyunjin, als wir im Wartebereich saßen und darauf warteten, dass man uns endlich zu Jeongin ließ. In dieser Zeit hatten sich auch Minho und Hyunjin ausgesprochen und so waren wir auf das Gespräch mit den Briefen gekommen, aber ich konnte mich kaum darauf konzentrieren. In meinem Kopf herrschte nur noch Jeongin und die Hoffnung, dass er bei mir blieb. Oder... zumindest, dass er wenigstens am Leben blieb.

,,Hm. Ein Tag nach meinem Rauswurf, habe ich einen Brief erhalten, indem er..." Und erst jetzt verstand ich. Das konnte doch kein Zufall sein. Verdammte Scheiße, wieso war ich nicht viel früher zu ihm gegangen? Hätte ich das getan, dann wäre von alledem nichts passiert. Wir hätten alles geklärt und wir wären zusammen. Doch nun? Nun spürte ich so eine unglaubliche Wut. Eine unglaubliche Wut, dass ich damit wohl jemanden ermorden konnte und diese richtete sich nur gegen gewisse Personen.

Gegen unsere Eltern.

,,Wie konntet ihr das tun?", schrie ich sie an und sprang von meinem Platz auf. Erschrocken zuckten Jeongins Eltern zusammen, Tränen und Angst glitzerten in ihren Augen, aber das interessierte mich nicht. Es war alles ihre Schuld. Ihre, und die von meinen Eltern. ,,Es ist alles eure verdammte Schuld! Hättet ihr diese Briefe nicht geschrieben, dann wäre Jeongin noch Zuhause und nicht verletzt! Wie konntet ihr das tun? Wie konntet ihr das ihm antun? Mir? Uns? Wer zur Hölle hat euch das Recht gegeben, über unser Leben zu urteilen und zu bestimmen?" Mir war es so egal, dass ich das Krankenhaus zusammen schrie. Ich war wütend. Verdammt wütend. Und erst, als ich spürte, wie Minho mich von hinten umarmte, verblasste meine Wut. Es blieb ihnen gar keine Zeit, sich zu rechtfertigen, da nun der Arzt aus Jeongins Zimmer kam und ehrlich gesagt, wollte ich nicht einmal etwas von seinen Eltern hören.

,,Es geht Jeongin den Umständen entsprechend gut", klärte der Arzt uns auf und ich musste mich stark zurückhalten, nicht in Minhos Armen zusammenzubrechen. Er lebte. Mein Jeongin lebte und nur das zählte gerade für mich. ,,Er hat starke Verbrennungen erlitten und wird wohl noch eine Weile damit kämpfen müssen, aber sie werden verheilen. Geschwächt ist er dennoch und wird wohl einige Tage noch bewusstlos bleiben. Sie können gerne zu ihm." Das ließ ich mir nicht zweimal sagen.

Es war mir egal, ob seine Eltern Vorrang hatten oder nicht. Was sie getan hatten, würde ich ihnen niemals verzeihen. Nicht einmal meinen eigenen Eltern. Als ich das dunkle Zimmer von Jeongin betrat, wurde mir nur wieder einmal bewusst, wie sehr ich ihn liebte und wie wichtig er mir war. Fast hätte ich ihn wegen unseren Eltern verloren... wie könnte ich ihnen das bitte verzeihen? Doch es zählte gerade nur Jeongin. Er sollte wissen und spüren, dass ich hier, bei ihm war. Rasch nahm ich einen Stuhl, der an der Seite stand und setzte mich damit an das Bett von Jeongin. Sofort griff ich nach seiner Hand und betrachtete seinen Körper, der einbandagiert war. Ich befürchtete, dass er seinen Körper aufgrund der bleibenden Narben hassen könnte, aber jeden Tag würde ich jede einzelne Narbe küssen und ihm damit beweisen, dass er immer noch wunderschön war. Und ich würde jeden einzelnen Tag nun auf ihn warten, damit ich der Erste sein würde, den er zu Gesicht bekam.

,,Jeongin... ich liebe dich. Ich liebe dich so verdammt sehr... also, bitte... wach so schnell wie möglich auf, damit ich dich endlich wieder in meine Arme nehmen kann..."

Sunrise ★ JeonglixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt