🌑•Night Twelve•🌑

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Jeongin

Mit großen Augen starrte ich Felix ungläubig an und konnte im ersten Moment nicht glauben, dass er mir wirklich vorgeschlagen hatte, ein Haustier zu holen. Meine Eltern hatten oft gesagt, sie würden mir eines Tages eines mitbringen, damit ich nicht mehr so allein war, doch ich hatte darauf beharrt, dass ich nur dann eine Bindung dazu aufbauen konnte, wenn ich es selbst aussuchte. Schließlich hatten meine Eltern es sein gelassen, weil die Tierhändler darauf beharrten, dass ihre Tiere nachts Ruhe brauchten und man nur tagsüber kommen konnte.

Wie Felix sich das in dieser Nacht also vorstellte, war mir ein Rätsel.

"Was? Ehrlich? Aber wie-?", wollte ich ihn schon mit Fragen überschütten, allerdings legte Felix einfach seinen Finger auf meine Lippen und grinste mich auffordernd an. Dann stand er bereits auf, griff nach meiner Hand und zog mich mit auf die Beine. Direkt erinnerte ich mich wieder an Hyunjins heutiges Verhalten und langsam wurde mir klar, dass er hiervon Bescheid gewusst hatte. Hatte er es Felix erzählt gehabt? Na ja, das musste er ja, woher sollte der Australier sonst davon wissen? Und hoffentlich hatte mein bester Freund es meinen Eltern ebenso mitgeteilt, sonst würde ich vielleicht Ärger bekommen.

"Weniger fragen, mehr laufen", schmunzelte Felix und zog mich mit sich. Ich war überrascht davon, wie fließend sein Koreanisch heute Abend war und nahm mir vor, ihn später mit meinen neu gelernten Englischkünsten zu beeindrucken. Ich hatte nicht umsonst meinen sonst so langen Schlaf auf fast die Hälfte reduziert.

Felix' Hand hielt auf dem ganzen Weg mein Handgelenk umgriffen und er sah sich immer wieder um, als würde er sicher sein müssen, dass uns keiner entgegen kommen und mich klauen würde. Ich wusste, dass das Schwachsinn war, die Nacht wirkte auf Menschen viel bedrohlicher, als sie in Wirklichkeit war. Viele hatten Angst vor der Dunkelheit, weil das Licht ihnen Sicherheit schenkte und die Dunkelheit nun einmal die Abwesenheit von Licht war. Dabei vergaßen sie den Fakt, dass es Menschen wie mich gab, die von der Dunkelheit lebten. Und siehe da, wir waren alle gesund und munter.

"Wohin gehen wir?", fragte ich ihn - natürlich wieder auf Englisch - neugierig und musterte Felix von der Seite. Dieser lächelte direkt leicht und warf seinen Blick auf mich, der etwas geheimnisvolles an sich hatte. "Lass dich überraschen", erwiderte er zu meiner Überraschung auf Koreanisch und ich verstand, dass er wohl wirklich unbedingt diese Sprache lernen wollte. Vielleicht sollte ich mich darauf einlassen... aber eines wollte ich noch sagen. Das hatte ich extra für ihn gelernt.

"Du bist suß", sagte ich also und unterließ es aufgrund meiner Schüchternheit, dabei zu ihm zu schauen. Doch dann bemerkte ich, wie mich der blonde Australier irritiert musterte, als hätte er nicht verstanden, was ich eben gesagt hatte und direkt wurde ich unsicher.

"Meinst du 'süß'?", fragte er mich dann und wiederholte so das Wort, das ich eben gesagt hatte. Selbst etwas verwirrt schaute ich ihn an und nickte dann langsam, wusste nicht wirklich, wo der Unterschied lag. Hatte ich das Wort nicht genau gleich ausgesprochen gehabt? Aber dann fing Felix auf einmal leise an zu lachen, es war ein Schmunzeln, das nicht böse gemeint war und mir direkt einen rosanen Schimmer auf die Wangen zauberte.

"Deine Aussprache ist wirklich süß~", meinte er bloß und stupste mich sanft was. Ich hingegen ließ meinen Blick gesenkt, weil ich viel zu verlegen war, um ihn anzuschauen. Och man, da hatte ich ihn einmal mit meinen Englisch-Künsten beeindrucken wollen und dann hatte ich einen Fehler gemacht. "Und du natürlich auch."

Nun hob ich überrascht meinen Kopf und schaute mit großen Augen den Älteren an, der mich nur frech angrinste und dann seine Hand hob, um in die Ferne zu deuten. Langsam folgte ich seinem Blick und entdeckte dann ein hell beleuchtetes Haus, vor dem zwei Personen standen. Eine davon war Hyunjin, die andere kannte ich nicht, doch mir war klar, dass das die Person sein musste, bei der ich ein Haustier bekommen würde.

Und auf einmal wurde ich unglaublich nervös.

Vermutlich bemerkte Felix, wie ich mich anspannte und unruhig wurde, da er nun einfach besänftigend meine Hand drückte und mich dann näher an sich heran zog. Mit meinen großen, dunklen Augen schaute ich wieder zu ihm und erkannte sogleich sein warmes, sanftes Lächeln, welches er mir zuwarf.

"Hab keine Angst, Jeongin. Es wird ganz sicher toll werden.~"

Sunrise ★ JeonglixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt