🌑•Night Eleven•🌑

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Felix

Den ganzen Tag war ich schon aufgeregt und konnte es bis zum Abend gar nicht mehr wirklich aushalten. Die restliche Nacht, die ich nicht schlafen konnte und selbst auf den Weg zur Schule, in der Pause und auch auf dem Rückweg, versuchte ich mir selbst koreanisch beizubringen. Es war verdammt schwer und oft musste ich nach Hyunjins Hilfe fragen, die er mir sogar bereitwillig angeboten hatte, aber ich war so voller Euphorie und Energie, dass ich über meine schlechten Versuche nicht einmal wütend oder enttäuscht sein musste. Wenigstens konnte ich nun ein paar kleine Sätze sprechen, die bedeutend und wichtig sein konnten. Vor allem einen Satz wiederholte ich immer und immer wieder in meinem Kopf, damit ich ihn ja perfekt aussprechen konnte.

Wieso ich so aufgeregt und voller Tatendrang war? Nun... ich wollte Jeongin wiedersehen. Mit Hyunjin hatte ich die Pause lang gesprochen, was ich mit ihm ja unternehmen könnte oder was er dachte, worauf Jeongin Lust hätte. Mir tat noch immer der Gedanke weh, dass er nicht wie alle anderen draußen sein und fröhlich die Welt genießen konnte. Und wenn diese Welt nicht freiwillig zu ihm kam, dann musste ich sie ihm irgendwie geben und das würde ich auch heute Abend und auch nachts tun.

Da heute sowieso Wochenende war, war dementsprechend morgen Samstag und ich musste mir keine Sorgen darüber machen, allzu müde zu sein. Hyunjin fand meine Idee ganz toll und versprach mir, dass er seinem besten Freund nichts davon erzählen würde, sondern nur kleine Andeutungen machen würde. Nur wunderte er sich, wieso ich so voller Euphorie dem gegenüber war und unbedingt etwas mit Jeongin tun wollte. Dabei lag das doch ganz klar auf der Hand, oder nicht?

Jeongin verbrachte, laut Hyunjin, sein ganzes Leben alleine. Natürlich gab es auch seine Eltern, aber diese konnte man nun einmal nicht mit seinen Freunden vergleichen. Zwar hatten sie ihm auch angeboten, ihm ein Haustier zu besorgen, aber stets hatte sich Jeongin geweigert; er wollte es sich selbst aussuchen und leider war das Geschäft zu der Zeit immer bereits geschlossen, wenn Jeongin nach draußen durfte. Und genau das würde sich heute ändern.

Dank Hyunjin hatten wir eine Vereinbarung mit einem Tierbesitzer betätigt. Er würde auf uns warten und uns erlauben, ein kleines Tierchen zu adoptieren. Laut ihm gab es bereits kleine Kätzchen, die alt genug waren, um ein neues Zuhause zu bekommen.  Alles war perfekt und durchgeplant, nur die Hauptperson fehlte noch und die würde ich gleich auch von ihrem Zuhause abholen, da die Sonne langsam unterging. Die hellen, orangenen Strahlen wurden mit jeder einzelnen Minute immer blasser, während die Sonne hinter dem Horizont verschwand. Geduldig wartete ich dies ab und schaute aus meinem Fenster heraus die Haustür von Jeongin an, bis diese sich öffnete und der Kleinere erschien und sich wie am Vorabend auf die Treppe setzte.

Sofort machte ich mich auf den Weg zu ihm, schnappte mir noch zur Sicherheit eine Jacke und ging mit einem breiten Grinsen über die Straße. ,,Hey, Vampir", begrüßte ich den Jüngeren, der bei meiner Stimme sofort den Kopf hob und mich erst aus großen Augen musterte. Er schien zu merken, dass ich diesen Satz lange geübt hatte, aber es war nicht der, auf den ich mich freute. Trotzdem bewirkte es, dass sich auch ein kleines schüchternes Lächeln auf den Lippen von Jeongin bildete.

,,Hey Felix", begrüßte er mich leise und musterte mich einen Moment, ehe er zur Seite rutschte, damit ich mich neben ihn setzen konnte. Dem ging ich nach und setzte mich hin, suchte in meinem Kopf bereits die passenden Wörter für meinen besonderen, langen Satz raus, auf den ich selbst unheimlich stolz war. Immerhin hatte ich ihn immer und immer wieder gesagt, in meine Gedanken gerufen und Hyunjin damit genervt, damit ich keinen einzigen Fehler machte.

,,Was hältst du davon, wenn wir dir ein Haustier holen?"

Sunrise ★ JeonglixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt