🌑•Night Nine•🌑

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Felix

Es war wohl das seltsamste Gespräch, das ich seit langem geführt hatte. Wir beide konnten uns nur mäßig verstehen und bauten immer wieder Fehler ein, aber es war wirklich süß, wie Jeongin versucht hatte, mit mir auf Englisch zu reden. Deutlich konnte ich erkennen, wie er sich angestrengt hatte und es interessierte mich sehr, woher er das konnte, wenn er doch gar nicht zur Schule ging. Nun... er wurde mit Sicherheit Zuhause unterrichtet.

Seine Antwort fand ich aber auch ziemlich lustig. Ein Vampir also, huh? Leise musste ich schmunzeln, als ich lautlos die Haustüre aufschloss und in die Wärme ging. Das Licht war aus und ich hörte rein gar nichts. Vermutlich lagen meine Eltern und auch Olivia bereits im Bett und so musste ich mir keine Mühe machen, ihnen aus dem Weg zu gehen. Noch immer war ich etwas wütend darüber, dass sie versuchten, über mein Leben zu bestimmen, aber was sollte ich schon machen? Es waren meine Eltern und vermutlich würde das auch immer so sein.

Leise seufzend schloss ich die Tür und tappte vorsichtig in der Dunkelheit zu meinem Zimmer. Mit einem Mal schmiss ich mich auf mein Bett und kuschelte mich für einen Moment in die warme Decke hinein. Noch immer fühlte ich mich nicht sonderlich wie Zuhause, aber mir ging es wohl deutlich besser als Jeongin. Auch wenn ich nichts dazu gesagt hatte, hatte ich an seinen Augen gesehen, dass er vor nicht allzu langer Zeit wohl geweint hatte. Da ich ihn nicht kannte, wollte ich nicht unbedingt etwas sagen, obwohl ich doch etwas neugierig und vielleicht auch besorgt gewesen war.

Menschen sollten nicht weinen, sondern lächeln. Mir war klar, dass es nur ein Wunschdenken meinerseits war, da die Welt definitv kein guter Ort war, an dem man die ganze Zeit mit einem strahlenden Lächeln leben konnte, aber es schmerzte mich jedes Mal, wenn jemand weinte. Ganz gleich, wer es auch war. Selbst der Ausdruck in Jeongins Augen hatte mich etwas besorgt, da er so... trist und hoffnungslos gewesen war. Es gefiel mir definitiv nicht, aber ich konnte mir den Grund auch bereits denken. Jeongin durfte scheinbar nie nach draußen, wenn es hell war und konnte dementsprechend nicht das tun, was wir andere in seinem Alter taten. Schwimmbad gehen. Freizeitpark oder einen Zoo besuchen. Nichts davon würde der arme Junge sehen können, es sei denn...

Sofort schüttelte ich meinen Kopf, um diesen Gedanken vergessen zu können. Vielleicht kannte ich Jeongin gar nicht, aber ich bezweifelte, dass er sich jemals auf so etwas einlassen würde. Ungefährlich war das Ganze nämlich auch nicht. Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, blinkte mein Handy und etwas irritiert nahm ich es zur Hand und weitete leicht meine Augen, als ich die Nachricht darauf erkannte. Wow. Meine Schwester hatte mir geschrieben.

Rachel
Hey, Kleiner! Wie ist es so in Korea? ^^

Felix
Anders, ungewohnt, ich vermisse Australien.

Rachel
Haha, verstehe ich. Hast du schon Freunde gefunden?

Felix
Keine Ahnung? Ich kann doch kaum mit jemanden reden. Koreanisch-Schwierigkeiten und so

Rachel
Ja, das kriegst du doch hin ^^
Du bist immerhin mein toller Bruder :3

Felix
Okay, was genau willst du jetzt von mir?

Rachel
Darf ich meinem Bruder etwa nicht schreiben?

Felix
Nein.

Rachel
Gemeinheit

Rachel
Egal. Ich wollte wirklich nur wissen, wie es dir geht

Felix
Es wird bestimmt noch besser werden.

Rachel
Ja... Hast du bereits jemanden kennengelernt?

Felix
Ja, zwei sogar. Der eine scheint aber nicht besonders begeistert zu sein.

Rachel
Du wirst doch brav dran bleiben, oder?

Felix
Natürlich :3

Rachel
Braver Junge

Rachel
Na dann... gute Nacht

Felix
Gute Nacht.

Oh ja, und wie ich dran bleiben würde. Ich würde Jeongin schon zeigen, was man nachts alles tun konnte. Nämlich fast das Gleiche, wie auch am Tag.

Sunrise ★ JeonglixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt