Jeongin
Am heutigen Nachmittag hatte ich absolut keine Lust zum Lernen gehabt. Dennoch hatte ich versucht, zumindest einen Teil zu lernen und hatte damit auch angefangen, bis Yuseong irgendwann meinte, auf meinen Tisch zu springen und über meine Sachen zu laufen. Da ich die Katze aber zu niedlich fand, um sie von meinem Tisch zu verbannen, ließ ich das einfach geschehen und fing ein wenig an mit ihr zu spielen, was damit endete, dass ich fast den kompletten Nachmittag nur ihr meine Aufmerksamkeit geschenkt hatte.
Doch schließlich ging die Sonne endlich unter und die Nacht brach heran. Yuseong war vom Spielen ziemlich müde, weshalb sie es sich in meinem Bett gemütlich gemacht hatte und eingeschlafen war. Mit einem Lächeln auf den Lippen betrachtete ich sie einen Moment lang und schnappte mir einen Pullover, damit ich draußen nicht fror.
"Gute Nacht, Eomma, bleib nicht zu lange wach", rief ich meiner Mutter zu, die im Wohnzimmer saß. Sofort hob sie ihren Kopf und zog eine Augenbraue hoch, musterte mich so und legte dann ihren Kopf schief. Direkt hielt ich brav an und blinzelte ein paar Mal, unwissend, was sie von mir wollte. Gab es etwa ein Problem?
"Triffst du dich mit dem Nachbarsjungen?", wollte sie wissen und zögerlich fing ich an zu nicken. Ich erinnerte mich an ihre Worte heute Morgen und war deswegen unsicher, hoffte einfach, dass sie es mir nicht verbot. Ich wollte Felix unbedingt sehen und würde mich nur schlecht fühlen, wenn sie es nicht zuließ. Aber offensichtlich hatte ich heute kein Glück.
"Dann bleibst du mir Zuhause. Ich kann ihm nicht trauen und will nicht, dass dir etwas passiert, Jeongin, also bitte bleib heute Nacht einfach in deinem Zimmer", sagte sie mir einer gewissen Strenge in ihrer Stimme. Direkt biss ich mir leicht auf die Lippe und sah sie bettelnd an, wollte nicht, dass sie mir das Treffen mit Felix verweigerte.
"Aber Eomma! Ich mag ihn und er wird mir ganz bestimmt auch nicht weh tun", seufzte ich schwer und ließ meine Augen größer werden, in der Hoffnung, dass sie klein beigeben würde. Jedoch blieb ihr Blick eisern und mit einer energischen Handbewegung scheuchte sie mich in mein Zimmer. Ungläubig schaute ich sie an, verstand wirklich nicht, was mit ihr los war. Sonst war sie doch auch nicht so streng, wenn es darum ging, dass ich nachts nach draußen ging...
Konnte es etwa sein, dass sie Felix' Familie nicht leiden konnte...?
Was auch immer der Grund war, mir war bewusst, dass ich niemals an meiner Mutter vorbei kommen konnte und das frustrierte mich ungemein. Zu groß war einfach die Angst, dass ich Yuseong verlieren konnte, wenn ich gegen ihre Anweisung verstoß und sie wütend werden würde.
Na ja... jedenfalls, wenn sie es mitbekam.
Mit zusammengepressten Lippen ging ich wieder hinauf in mein Zimmer und sagte nichts mehr zu meiner Mutter. Es nervte mich, dass Eltern so viel Kontrolle über das Leben ihrer Kinder hatten, aber ich war zu brav, um mich ihr einfach zu widersetzen. Noch nie war ich ein rebellischer Sohn gewesen, schlicht und ergreifend deswegen, weil ich zu viel Angst davon hatte, dass mir dabei etwas passierte. Allerdings wollte ich mit Felix reden und ihn sehen... egal, was meine Mutter sagte.
Hinter mir schloss ich meine Tür ab, bevor ich schnell zu meinem Fenster lief und es öffnete, damit ich nach draußen schauen konnte. So weit wie möglich beugte ich mich hinaus und sah mich nach dem jungen Australier um, der ganz bestimmt schon irgendwo hier draußen sein musste. Es dauerte etwas aufgrund der Dunkelheit, aber dann erkannte ich auf einmal ein Licht, welches wahrscheinlich von einer Handytaschenlampe entstanden war. Dadurch fingen meine Augen an zu leuchten und aufgeregt begann ich damit, ihm zu winken und nach ihm zu rufen.
Jedoch beugte ich mich dabei versehentlich so weit aus dem Fenster heraus, dass ich auf einmal laut quietschend mein Gleichgewicht verlor.
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Sunrise ★ Jeonglix
FanfictionWer sein ganzes Leben in der Dunkelheit verbracht hat, der glaubt nicht mehr an das Licht. So ergeht es Jeongin, der sich sein Leben lang vor der Sonne verstecken muss und nur nachts die Welt erkunden kann. Wirklich Hoffnung im Leben trägt er nicht...