☀️•Day Thirty-Seven•☀️

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Felix

,,Weißt du, ich dachte immer, dass Jeongin eigentlich ganz in Ordnung ist. Aber scheinbar ist er das überhaupt nicht!"

Schweigend musterte ich Minho, wie dieser wütend in meinem Zimmer auf und ab ging und dabei vor sich her fluchte, wie wenig er doch den Jüngeren verstand und wieso er mir das angetan hatte. Dazu sagte ich nichts und ehrlich gesagt hatte ich seit dem gestrigen Brief auch mit niemandem wirklich geredet. Ehrlich gesagt hatte ich sogar gar nicht geredet. Nur Minho hatte ich heute früh geschrieben, dass ich die Nachhilfestunde absage, da es mir nicht sonderlich gut ging.

Und entgegen meiner Erwartung war er sogar hierher gekommen und ich hatte ihm dann stumm den Brief gezeigt, der der Auslöser für alles war.

Ein schwarzes Loch hatte sich in meinem Herzen gebildet und schien mich immer mehr einzusaugen. Die ganze Nacht hatte ich geweint und gehofft, dass alles nur ein Scherz war. Dass Jeongin mich vielleicht anrufen würde oder selbst mal zu mir kommen würde. Ich hatte gehofft, dass er sich nur einen geschmacklosen Scherz erlaubte und mich insgeheim doch liebte. Aber nichts davon passierte und mit jeder Minute, die verging, schien der Schmerz nur noch schlimmer zu werden.

Auf einmal fing allerdings Minho an zu lachen, aber es war kein glückliches. Viel eher war es ein wütendes, fast schon tonlos und mit einem gezielten Wurf, landete Minhos Handy genau neben mir. Tatsächlich musste ich zugeben, dass der Ältere ziemlich aufbrausend war. Fragend musterte ich ihn also, verlangte nach einer Erklärung und wieso er das getan hatte, doch seine Antwort überraschte und verletzte mich zugleich.

,,Hyunjin kann so ein verdammtes Arschloch sein! Er hat einfach unser Treffen abgesagt - für Jeongin! Ihn interessiert es nicht mal, dass es dir schlecht geht. Der braucht sich bei mir in der nächsten Zeit nicht mehr blicken zu lassen!"

Warum konnten Worte einen nur so stark verletzen? Erst verließ mich Jeongin und jetzt ließ mich selbst Hyunjin im Stich, obwohl ich ihn hätte auch gebrauchen können. Ich hätte ihn fragen können, was das sollte und wieso er mir falsche Hoffnungen gemacht hatte. Jeongin liebte mich nicht und mochte mich nicht einmal. Er hatte mich von vorne bis hinten komplett verarscht, mein Vertrauen missbraucht und meine Liebe ausgenutzt, niedergetreten, als wäre es nichts.

,,Felix? Oh Gott, nicht weinen!" Leise schluchzte ich nun auf, der Schmerz saß zu tief und dennoch lehnte ich die Umarmung von Minho ab und stand ruckartig auf. Jeongin hatte recht gehabt. Es wäre besser gewesen, wenn ich niemals hierher gezogen wäre. Wäre ich in Australien geblieben, wäre vielleicht alles besser. Zumindest hätte ich kein gebrochenes Herz, würde nicht in meinen eigenen Trümmern leben und wie ein kaputtes Wrack vor Minho stehen. Es wäre alles so viel besser gewesen...

,,M-Mich k-kann man ni-nicht lieben!", brachte ich schluchzend heraus und war so überfordert von meinen eigenen Gefühlen, dass ich mal koreanisch und mal englisch sprach. ,,Ich hätte niemals hierher kommen dürfen! Ich hätte bei Rachel bleiben sollen... ich bin so dumm... so naiv... so unfassbar dämlich", weinte ich immer weiter und es brachte mein eigenes Herz nur noch mehr zum brechen. Ich hatte Jeongin selbst meine größte Angst anvertraut und so verständnisvoll er auch getan hatte, bestimmt hatte er innerlich gelacht und sich gedacht, wie erbärmlich ich doch sein musste.

,,Nein! Felix, das stimmt nicht. Jeongin ist ein verdammter Idiot, der sich scheinbar zu wichtig fühlt, was er aber nicht ist", widersprach mir Minho sofort und zog mich nun fest in seine Arme. Das war nun der Auslöser, der meinen Damm zum Brechen brachte. Ich fing lauter an zu weinen, ignorierte die Tatsache, dass meine Eltern mich hören konnten und weinte in den Armen von Minho, der wohl gerade mein einziger Halt und mein einziger Rückzugsort war.

Und dennoch sehnte ich mich schmerzhaft nach Jeongin und wollte nichts lieber, als ihn wieder bei mir zu haben...

Sunrise ★ JeonglixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt