~ Unexpected ~

Kapitel 22

Kili's POV

Ihr wisst nicht, wie es ist auf einem Schlachtfeld zu stehen, Seite an Seite mit einem Freund. Wenn ein Pfeil auf dich zu kommt und du weißt: Weiche ich aus, trifft es ihn! Doch dir ist es egal, weil du diese Person ans Herz geschlossen hast, sie verteidigen willst, sie nicht verraten möchtest und sie nicht einfach sterben lassen kannst, weil du weißt, sie würde das selbe für dich tun und sie dir etwas bedeutet. Nein, du bleibst stehen. Stirbst in Ehre, einen Freund gerettet zu haben. Du schließt die Augen und denkst an die schönsten Momente, bis er dich trifft, der Pfeil, und das weiße Licht der Ewigkeit dich umgibt. So erging es mir im Moment. Nur das ich Rücken an Rücken mit meiner großen Liebe Maia kämpfte. Ich sah ihn, den Pfeil. Er schoss auf mich zu, ich schloss meine Augen. Ich wusste, dass ich mich nicht ducken konnte und hatte es auch gar nicht vor. Sie war es mehr als nur Wert für sie zu sterben. Ich konnte noch „Ich liebe dich“, sagen, dann traf er mich direkt ins Herz.

Maia's POV

„Ich liebe dich“, sagte Kili und ich begann zu lachen. Warum sagte er in so einer Situation so etwas? Ich drehte mich um und mein Lachen verstummte abrupt. Die Tränen liefen mir in Strömen aus den Augen. Ich fing Kili auf, bevor er auf den Boden fallen konnte und kniete mich neben ihn. Ich legte seinen Kopf an meine Brust und sagte: „Nein, Kili. Du kannst mich jetzt nicht verlassen und du wirst es auch nicht, das verspreche ich dir. Es wird alles gut.“ Doch ich wusste, dass es nicht stimmte, sondern wollte es nur nicht wahr haben.

Kili's POV

Mit aller Kraft versuchte ich meine Augen zu öffnen um ein letztes Mal ihre wunderschönen Augen und ihr Lächeln zu sehen. Doch als ich sie öffnete, lag in ihrem Gesicht nur Kummer und Leid. Ich wusste, dass das hier das Ende war, doch ich versuchte dennoch so lange ich konnte bei ihr zu bleiben. Ich wollte ihr solchen Schmerz nicht antun, doch ich konnte ihr nicht helfen und war froh, dass sie noch lebte. Zum Abschied versuchte ich ihr noch etwas zu sagen: „Maia, ich war einmal ein Mann, der glaubte, dass Leben wäre eine Aneinanderreihung von Entscheidungen und wenn man immer wieder die richtigen Entscheidungen träfe, dann käme am Ende etwas Sicheres dabei heraus, etwas Beständiges. Ich denke, dass ist bestimmt auch das, was du für dich wolltest, für dich selbst und deine Zukunft. Aber Dinge gehen schief, es passieren Sachen und man kann sich nicht immer frei entscheiden und lange dachte ich, dass das sehr unfair wäre, ich hatte nämlich große wichtige Pläne, doch dann wären wir uns nie begegnet. Darum bin ich dankbar, dass ich so ein Holzkopf war, denn wie sich gezeigt hat, ist das Leben eine Aneinanderreihung von Zufällen und einer dieser Zufälle hat dich hierher geführt, zu mir.“ Ich wischte ihr eine Träne aus dem Gesicht und merkte, dass mir selbst eine entflohen ist. Maia konnte nichts sagen, da sie ununterbrochen schluchzte. Sie lehnte sich zu mir runter und küsste mich. Sie streichelte mein Haar und flüsterte mir ins Ohr: „Ich liebe dich, Kili Durin. Mehr als alles andere.“ Meine Augenlider wurden schwerer und ich begann meine Augen zu schließen.

Maia's POV

Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und hörte wie schwer er atmete. Es würde nicht mehr lange dauern, das wussten wir Beide. Er war mein Ein und Alles. Er hatte so viel für mich getan, er bedeutete mir so viel und jetzt liegen wir hier und ich kann nichts machen um ihm zu helfen. Plötzlich hörte ich sein Herz schnell pochen und dann... Nichts. Seine Atemzüge. Verstummt. Regungslos. Ich richtete mich auf und weitete meine Augen. „Nein“, flüsterte ich fassungslos, „Nein! Nein! Bleib bei mir! Komm zurück! Nein, Nein, Nein! Du kannst mich hier nicht alleine lassen!“ Doch ich wusste, es war so weit und es würde nichts bringen. Ich vergrub meinen Kopf auf seiner Brust und begann unaufhörlich zu schluchzen. Einige Zeit blieb ich so und dachte über alles nach. Meine Umgebung hatte ich völlig ausgeblendet, dass fiel mir ein, als mir die Geräusche der stattfindenden Schlacht wieder zu Ohren kamen.