Dix-Neuf - 🌙

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Seufzend betrat ich die Schultoilette der Jungen und wusch mir meine Hände. Zaghaft hob ich meinen Blick und blickte einem Jungen entgegen, der mich leer anschaute. War ich das?
Langsam hob ich meine noch nass Hand und strich meinem Spiegelbild über die Wangen.

"Bleib stark, Minie, okay?", munterte ich mich selbst auf und beobachtete wie mich mein Spiegelbild anlächelte. Eine ganze Weile betrachtete ich mich selbst und es war beinahe gruselig in meine eigenen Augen zu blicken. Wo zum Teufel war der Glanz hin? Chaeyoung hatte mich doch davor gewarnt.

Sie hatte mir ausdrücklich gesagt, ich sollte versuchen so gut wie möglich diesen Glanz in meinen Augen zu behalten und selbst wenn er verschwinden würde, wie könnte ich ihn zurückerlangen. War das der Grund für meine leblosen Augen? Ich wollte keine leblosen Augen haben, gewiss nicht.
So war ich doch nicht. Ich war doch der Sonnenschein Minie!

"Scheine für die anderen, Jimin.", befahl ich meinem Spiegelbild und biss auf meine Unterlippe. Warum passierte das alles nur? Ich wollte doch nur einmal in meinem Leben vollkommen glücklich sein. Ich wollte doch einfach bedingungslos glücklich sein. Weshalb war das so schwierig..?

Schnell schüttelte ich meinen Kopf und spritzte mir ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht, was mich wieder auf klare Gedanken bringen sollte. Wahrscheinlich ist mir einfach nur die Sicherheit durchgebrannt, als ich Tae und Jungkook so gesehen hatte. Vielleicht wünschte ich mir sowas tief im Inneren auch. Als Eigentum markiert zu werden... Ich wünschte, Yoongi würde mich als seins markieren und der Welt zeigen, dass ich ihm gehöre.

Ein kleines, trauriges umspielte meine Lippen und ich strich mir eine blonde Strähne aus dem Gesicht. Es wird schon alles gut werden.

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"Hey Shuhua!", rief ich gerade noch rechtzeitig, da sie dabei war, den Raum zu verlassen, da wir nun Pause hatten. Augenblicklich drehte sie sich um und das erste, was mir auffiel, war der rosa Schimmer auf ihren Wangen. Fragend legte sie den Kopf leicht schief und wartete darauf, dass ich weiter sprach. "Ich sollte dir ja heute helfen.. Wobei genau und eh wann?", fragte ich und kratzte leicht an meinem Nacken.

Sie lächelte leicht und strich sich eine Strähne hinters Ohr. Ein Lächeln stand ihr wirklich gut, ich wunderte mich warum sie das nicht öfter tat? "Um 15 Uhr in der Stadtbibliothek.", beantwortete sie meine Frage und verschwand auf der Stelle mit ihren Freundinnen Soyeon und Soojin.

Leicht schüttelte ich den Kopf und sah mich nach meinen besten Freunden um. Wo waren die denn jetzt verschwunden. Verwirrt verließ ich den Raum und lief durch die Schule, während ich hin und wieder mal deren Namen rief. "Die sind zusammen aufs Klo gegangen. Wahrscheinlich vögeln die oder so.", kam es plötzlich von einer männlichen Stimme.

Ich zuckte zusammen und drehte mich um. Das altbekannte Gesicht eines Klassenkameraden lächelte mich freundlich an. Leicht nickte ich und verbeugte mich kurz: "Danke, Mingyu." Er jedoch winkte nur ab und beschäftigte sich wieder mit seinen Freunden.

Meine Beine trugen mich wie selbst in den Pausenhof und ich ließ mich an einem Kirschbaum nieder. Ich dachte immer, dass es übertrieben war, wenn man sagte, dass es weh tat, das dritte Rad am Wagen zu sein. Doch seit heute wusste ich es besser. Seufzend zog ich meine Beine an meinen Oberkörper und beobachtete andere Schüler, wie sie mit ihren Freunden quatschten oder gemeinsam aßen.

Ausgiebig streckte ich mich und rappelte mich wieder auf. Ich sollte aufhören mich selbst zu bemitleiden. Denn wenn ich das tue, wird das Leben zum reinsten Albtraum.
Leicht lachte ich und schüttelte den Kopf. Werde ich jetzt etwa zu einem Möchtegern-Philosophen?
Ich sollte nicht albern werden. Taehyung und Jungkook werden doch trotz allem meine besten Freunde bleiben und nur weil sie jetzt ein Paar sind, heißt das nicht, dass sie mich bereits vergessen haben. Sie sind frisch zusammen gekommen, da ist das noch selbstverständlich, dass man viel Zeit mit seinem neuen Partner verbringt.

Ich sollte einfach warten und geduldig sein. Es wird schon wieder alles gut.

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"Hey Yoongi, ich hab geko-", fing ich an, doch wurde von einem stumpfen "Kein Hunger" seinerseits unterbrochen. "Was ist los, Hyung..?", hinterfragte ich seine kalte Art und erntete nur einen emotionslosen Blick von ihm. "Du musst nicht alles wissen, Jimin.", entgegnete er mir und trat auch schon aus dem Haus. Paralysiert starrte ich die Stelle an, an der eben gerade noch mein Hyung stand und wunderte mich, was ich denn falsch getan hätte.

Ich schluckte den großen Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hatte, mühevoll hinunter und bewahrte das Essen sorgsam im Kühlschrank auf, ehe ich ebenfalls das Haus verließ und mich auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt machte.

Mir fiel auf, dass Shuhua wohl sehr gerne las, da ich sie ausschließlich nur mit Büchern saß. Selbst wenn sie in der Mittagspause mit ihren Freundinnen aß, hatte sie ein Buch dabei. Eigentlich ist das ja ganz gut, sie ist gebildet und intelligent. Schlecht in der Schule war sie keineswegs und um ehrlich zu sein, war sie sogar besser als ich.

Leicht schüttelte ich den Kopf und lächelte traurig. Mom und Dad würden sie sicherlich toll finden, da war ich mir absolut sicher.

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whoop, willkommen in Jimin's Gehirn. bitte verbreitet ein wenig Fröhlichkeit dort drinnen und macht auch bei euch ein kleines Lichtlein an.

- may

Love letters to the moon | YOONMIN Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt