P.o.v. Sebastian Rust
"Ich Liebe dich.", hörte ich es plötzlich aus ihrem Mund. Sofort wurde mir wieder bewusst, was ich hier gerade trieb und vor allem mit wem. Sie ist viel jünger als ich und verdammt nochmal meine Schülerin. MEINE SCHÜLERIN. Ich war so von meinen Gefühlen benebelt, dass ich fast mit ihr geschlafen hätte. Oh Gott, was denkt sie denn jetzt von mir.
Als ich diese drei Wörter hörte, entfernte ich mich direkt von ihr. "Du solltest jetzt lieber gehen.", meinte ich mit gesenktem Blick. Sie regte sich keinen Zentimeter. "Bitte geh!", wurde ich etwas lauter. Sie erwachte aus ihrer Starre und zog sich wieder ihr Oberteil an, welches ich ihr noch vor wenigen Minuten ausgezogen hatte.
Bevor sie die Tür öffnete, drehte sie sich noch mal zu mir um:"Hab ich... hab ich irgendetwas falsch gemacht?", ihre Stimme klang verletzt und in ihren Augen schimmerten Tränen, die jeden Moment Anstalten machten hinunter zu kullern.
"Nein, ich..." kurz schaute ich auf meine Armbanduhr, "ich hab noch einen Termin."
Sie drehte sich sofort um und ich schloss direkt hinter ihr die Tür. Ein tiefer Atemzug nach dem anderen, doch ich konnte mich nicht beruhigen. "SCHEIßE MANN!!!", schrie ich und schlug mit meiner Faust heftig gegen die Tür, aus welcher sie gerade noch gegangen war. Wie konnte ich nur so unvernünftig sein? Ich hab mich gerade strafbar gemacht und das nur, weil ich Gefühle für eine Schülerin habe. Das ist doch total lächerlich, sie ist mindestens zehn Jahre jünger als ich. Sie kann das doch vorhin nicht ernst gemeint haben, dass sie mich liebt. Sie hat es bestimmt einfach nur im Affekt gesagt.
Eine Stunde saß ich noch in meinem Kunstraum und zerbrach mir den Kopf über sie, bevor ich beschloss, dass ich endlich mal nachhause gehen und mich duschen sollte, immerhin war ich noch immer voll mit Farbe. Verdammt, es war vorhin so schön mit ihr. Warum muss es jedes mal so kompliziert sein?
P.o.v Lilly
Ich lag schon stundenlang in meinem Bett und konnte an nichts anderes außer an ihn denken. Warum hat er plötzlich so reagiert? Er hat mich doch nicht einfach so geküsst, er hat dabei doch bestimmt auch etwas gespürt. Die Zahlen meines Weckers zeigten an, dass wir schon halb drei hatten und ich habe immer noch kein einziges Auge zugemacht. Morgen werde ich ganz bestimmt nicht in die Schule gehen. Auf jeden Fall nicht zu seinem Sportunterricht. Ich kann ihm nach dieser mega peinlichen Aktion doch nie mehr in seine wunderschönen blauen Augen sehen.
Meine Mutter ließ es natürlich nicht zu, dass ich zuhause blieb und ich musste somit in die Schule gehen. Ich vermied es an diesem Tag am Lehrerzimmer oder an den Kunsträumen vorbei zulaufen.
Die fünfte und sechste Stunde kamen immer näher und ich musste mir irgendwie noch einfallen lassen, warum ich in genau den zwei Stunden nicht zum Unterricht erscheinen konnte. Natürlich könnte ich mich abholen lassen, jedoch hatte ich in der achten und neunten Stunde noch Mathematik und es waren die letzten Stunden vor der Klausur am Freitag. Die beiden Stunden konnte ich somit also nicht verpassen."Sagt ihr bitte Herrn Rust, dass es mir nicht gut geht? Ich geh solange ins Q12 Zimmer.", fragte ich meine Freunde. Sie nickten mir zu und ich drehte mich in die andere Richtung. Genau in diesem Moment stieß ich gegen eine feste Brust. Sofort stieg mir sein Duft in die Nase und ich blickte langsam hoch in sein Gesicht. Unter seinen Augen befanden sich genauso schlimme Augenringe, wie die unter meinen. Er wollte mir ein Lächeln schenken, doch scheiterte kläglich. Lag er etwa auch die ganze Nacht wach? Lange standen wir so eng aneinander und schauten uns einfach in die Augen.
Er räusperte sich, trat einen Schritt zurück und zeigte mit seinem Finger in die andere Richtung:"Zur Sporthalle geht es da lang."
"Ääh, mir geht es nicht so gut, ich mach heute nicht mit.", gab ich kleinlaut zu. Er wusste ganz genau, dass es mir egal war, wie es mir ging. Ich habe trotzdem immer Sport mitgemacht.
"Du musst dennoch mit in die Sporthalle. Ich verletze sonst meine Aufsichtspflicht und..." er stoppte kurz und seine Augen wanderten zu meinen Lippen. Schnell fuhr er sich mit der Hand durchs Gesicht und redete dann weiter:"und ich mach mich somit Strafbar."
Sein Blick auf meinen Lippen verriet mir, dass er mit dem letzten Satz auch das meinte, was gestern zwischen uns passiert ist.
Wieder drehte ich mich um und wollte gerade zur Sporthalle laufen, als sich seine Hand sanft um mein Handgelenk legte. Bei dieser Berührung schlug mein Herz plötzlich doppelt so schnell und meine Wangen fingen an zu glühen. "Lilly, wir sollten nach dem Unterricht über gestern reden." Ich nickte nur stumm und er ließ langsam wieder mein Gelenk los, jedoch nicht ohne dabei noch mal mit seinem Daumen zärtlich über meinen Handrücken zu streicheln.
Während die anderen Handball spielten huschte mein Blick immer wieder zu Sebastian, der sich wirklich schwer tat so zutun, als ginge es ihm gut. Den anderen mochte es vielleicht nicht aufgefallen sein, doch ich erkannte sofort, dass seinen Augen heute das Funkeln fehlte.
Wieder ertönte das Klingeln und ich war wie gestern nicht sehr erfreut darüber. Ich hatte angst mit ihm über den Vorfall zu reden. Alle zogen sich um und ich wartete darauf, dass die Umkleide leer wurde. Dann setzte ich einen Fuß vor dem anderen und blieb vor seiner Lehrerumkleide stehen. Noch einmal nahm ich einen tiefen Atemzug und klopfte schließlich an der Tür. Es dauerte etwas, bis sie geöffnet wurde. Als sie sich endlich öffnete, stand Sebastian nur mit einem Handtuch um die Hüften vor mir. Seine nassen Haare klebten ihm durcheinander im Gesicht und Gott im Himmel, er sah zum anbeißen aus.
"Oh sorry, ich wusste nicht, dass du duschen gehst.", duzte ich ihn einfach.
"Komm schnell rein." Ich schaute ihn ungläubig an. "Na los, bevor uns jemand sieht." Schnell betrat ich die enge Lehrerkabine und er schloss die Tür hinter sich zu. Rechts von mit hörte ich in regelmäßigen Abständen das Wasser auf den Boden der Dusche tropfen, was ich jedoch schnell ausblendete, als mein Herzschlag immer lauter wurde. Meine Augen verfolgten die einzelnen Wassertropfen, die sich den Weg durch seine Bauchmuskeln bahnten und schließlich in dem Handtuch verschwanden. Dabei fiel mir ein kleiner lila Fleck auf seiner Brust auf. Ich hatte ihm einen Knutschfleck verpasst. Das Handtuch um seiner Hüfte sah verdächtig danach aus, als würde es jeden Moment hinunter rutschen und ich hätte durchaus nichts dagegen, sein bestes Stück betrachten zu können. Halleluja, was denke ich da schon wieder?
"Oh man, ich kann das hier alles nicht.", platzte es aus mir heraus.
"Ich auch nicht.", gab er zu, "Ich kann einfach nicht so tun, als hätte ich keine Gefühle für dich. Es ist unmöglich. Gestern konnte ich meine Gefühle nicht zurück halten, ich hatte so viel Spaß mit dir und dann ist es einfach so über mich gekommen. Dann hast du diese drei einfachen Worte gesagt, in denen so eine große Bedeutung steckt und ich kam wieder auf den Boden der Tatsache zurück. Lilly, du bist meine Schülerin und das mit uns ist verboten."
"Ich weiß, aber lange ist es ja auch nicht mehr, immerhin mach ich in drei Monaten mein Abitur. Danach bin ich weder deine Schülerin noch bist du mein Lehrer."
"Dann ist da aber auch immer noch der hohe Altersunterschied."
"Ich meinte das Gesagte von gestern absolut ernst. Als würden mich die paar Jahre davon abhalten Gefühle für dich zu entwickeln. Ich liebe dich wirklich, Sebastian."
"Ich liebe dich doch auch, Lilly.", grinste er und kam langsam auf mich zu. Bevor sich unsere Lippen leidenschaftlich aufeinander legten, sah ich wieder das Funkeln in seinen tollen Augen.
Meinungen? :)
DU LIEST GERADE
LehrerXSchüler Oneshots 2
Dla nastolatkówDas ist der 2. Teil von "Kurzgeschichten: Lehrer, Schüler"