Corona

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"Sie kommen hier nur mit Mundschutz und Einkaufswagen rein." Wurde ich von der Rewe Security aufgehalten.

"Nur Mundschutz reicht nicht?"

Der hochgewachsene Kerl schüttelte seinen Kopf und ich verdrehte genervt die Augen.

Für eine Packung Himbeeren brauche ich jetzt ernsthaft einen Wagen, ich dreh ja noch durch. Die machen hier Schutzmaßnahmen und dann soll  aber jeder Kunde einen Einkaufswagen anfassen. Wofür denn bitte? Ich kann meinen Abstand auch so einhalten. Außerdem halte ich mich da vielleicht maximal 2 Minuten auf, wenn ich an der Kasse Glück habe und soll durch den Wagen auch noch mehr anfassen als nötig.

Ich zog also meinen Mundschutz aus der Hosentasche, setzte ihn auf und schnappte mir einen Kinder Einkaufswagen, den ich mit meinem Fuß führte.

Die Security hielt mich wieder an.
"Na ich habe doch einen Einkaufswagen." Und lief vorbei.

Es wird Zeit, dass das alles aufhört, die Schule wieder weitergeht und ich endlich arbeiten kann. Dieser Online Unterricht ist echt ätzend.

Als ich mit meiner Packung Himbeeren wieder aus dem Rewe kam, zog ich mir endlich wieder die Maske vom Gesicht. Da bekomm ich sowieso schon so schlecht Luft wegen meines Asthmas und dann raubt mir die Maske auch noch den letzten Atem.

"Stegi?" Hörte ich es plötzlich hinter mir ertönen.

Habe ich gerade richtig gehört? Es gab genau eine Person, die mich so nannte. Das kann also nur...
Ich drehte mich langsam um und sah circa 20 Meter weg eine kleinere, braun haarige Frau stehen.

"Lissy?"

Sie nickte leicht und bewegte sich langsam in meine Richtung.

"Ich fasse es nicht... dass ich dich wirklich noch mal irgendwann sehe. Ich hielt es für unmöglich." Fing sie an, als sie mit ausreichend Abstand vor mir zum stehen kam.

"Ich war schon wieder ewig nicht auf Facebook, es tut mir leid, falls du mir geschrieben hattest." Das tat es wirklich. Wir wollten eigentlich im Kontakt bleiben, aber ich habe es mal wieder versaut.

Sie nickte nur wieder stummt.
"Gib mir doch am besten mal deine Handynummer und wenn der ganze Corona-Mist endlich vorbei ist, gehen wir mal zusammen einen Kaffee trinken."

"Nein Danke."

Verdutzt blickte ich sie an.

"Ich trinke keinen Kaffee, aber wenn wir einen Eis essen gehen würden, dann liebend gerne.", lächelte sie mich zuckersüß an.

"Ja, gerne.", musste ich nun auch lächeln. "Was machst du denn eigentlich hier in Würzburg?"

"Ich studiere hier jetzt schon ein Semester."

"Ach, sag bloß. Steht dein Plan als Mathe- und Sportlehrerin noch?"

"Na klar, irgendwann muss ich ja deine Kollegin sein." Grinste sie verschmitzt.

"Du kannst noch so viel mehr von mir sein.", rutschte es mir plötzlich heraus.

"Was?"

"Was?", fragte ich sie auch

"Die Was-Was-Momente von Jodel gibts wohl wirklich.", lachte sie

"Scheint so."

"Aber jetzt lenk nicht vom Thema ab.", ermahnte sie mich. "Also... was könnte ich von dir sein?"

"Es ist nur so, dass... puuuhh, ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll." Ich holte tief Luft und fing noch mal von vorne an:"Es ist nicht grundlos, dass ich nicht mehr auf Facebook war."

Sie schaute mich erwartend an.

"Ich kann einfach nicht mit dir schreiben, wenn ich weiß, dass da nie mehr sein wird. Ich hatte gehofft, dass wenn wir nicht mehr im Kontakt stehen, ich dich endlich vergessen könnte. Einerseits hat es mich mega gefreut, als ich damals deine Nachricht bekommen habe, andererseits aber nicht, weil all die verdrängten Gefühle wieder hoch kamen. Es tut mir leid, dass ich nur an mich gedacht habe und nicht daran, wie du dich dabei fühlst. Mein Handeln war einfach nur egoistisch. Genau so wie dir jetzt einfach von meinen Gefühlen zu erzählen, als wäre es keine große Sache. Was es aber ist, denn immerhin warst du meine Schülerin und bist um einiges jünger als ich..." sprudelte es alles einfach aus mir heraus.

"Mach mal halblang." Unterbrach sie mich in meinem Redeschwall.

"Sorry. Ähm... darf ich dich trotz der Corona-Kacke einfach mal in den Arm nehmen?", fragte ich sie vorsichtig.
"Du fehlst mir nämlich wahnsinnig, aber warum ich mich nicht melden wollte oder konnte weißt du ja jetzt.

"Ich kenn da was hilfreicheres als eine Umarmung.", meinte Lissy und überschritt die ein einhalb Meter Mindestabstand.
Sie war so nah, dass ich grüne Sprenkel in ihren braunen Augen und die süßen Sommersprossen auf ihrer Nase erkennen konnte. Als sie sich auf die Fußspitzen stellte, beugte ich mich langsam weiter runter zu ihr, bis sich schließlich unsere Nasenspitzen berührten. Noch einmal blickten wir uns vorsichtig in die Augen. Unsere Blicke sagten mehr als tausend Worte und danach passierte alles viel schneller. Gierig legten sich unsere Lippen aufeinander und ein Feuerwerk entfachte sich in meinem ganzen Körper.
Ihre Hände ruhten auch noch nach unserem Kuss auf meinen Wangen und meine fanden sich auf ihrer Hüfte wieder.
"Ich lass dich nie wieder los.", flüsterte ich ihr ins Ohr und küsste sie auf die Stirn.

Es tut mir sooooo leid, dass schon wieder ewig nichts von mir kam. Momentan fehlt mir irgendwie die Motivation zum schreiben. Ich hoffe euch gehts gut. Bleibt gesund!

LehrerXSchüler Oneshots 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt