"Die Klausur ist nicht gut, aber auch nicht schlecht ausgefallen. Es gibt einige, die sehr gut abgeschnitten haben, leider überwiegen aber die nicht so guten Noten." ein aufgeregtes Murmeln ging im Chemiesaal herum.
Ich teilte meinen Schülern die Arbeiten aus und sah in manche traurigen Gesichter.
"Mit so ner Note kann ich's Abi auch gleich sein lassen.", hörte ich Andy meckern.
"Hab ich euch schon mal von..." weiter kam ich gar nicht, denn eine meiner Schülerinnen unterbrach mich. "Ja, Sie haben uns schon mal von Rebecca erzählt, aber wir besitzen leider nicht ihr Talent und ihre Faszination für Ihre Fächer. Aber reden Sie weiter, wir hören gerne Ihre Erzählungen von Rebecca.", lächelte sie mich ehrlich an.
Eine leichte Wärme breitete sich auf meinen Wangen aus. Warum musste ich auch immer rot werden, wenn ich von Beccs sprach? "Sorry, Sie war einfach meine beste Schülerin. Naja, was ich eigentlich sagen wollte: Rebecca hatte auch mal eine Phase, dass sie die Schule abbrechen wollte - aus welchem Grund auch immer. Ihr Noten konnten es nicht gewesen sein, sie hatte immerhin dann den besten Abiturschnitt. Ihr Seminararbeit in Chemie war der Hammer sag ich euch, ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen, Sie hat... Entschuldigung, ich komme wieder vom eigentlichen Thema ab." ich machte eine kurze Pause und redete dann weiter:" Also... Sie wollte ihr Abitur hinschmeißen, hat es aber nicht gemacht, weil ich sie daran erinnert habe, dass sie ein Ziel vor Augen hatte. Sie wollte Humangenetik studieren und soweit ich weiß, hat sie das auch durchgezogen. Naja, eigentlich habe ich keine Ahnung, ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen." Wieder hielt ich inne und hing kurz meinen eigenen Gedanken nach. Ob sie sich wirklich ihren Traum erfüllt hat? Ich habe sie zuletzt an ihrem Abiball gesehen, bevor ich sie wie ein Feigling stehengelassen habe.
"Auch ich hatte damals Zweifel, dass ich mein Abitur bestehen würde. Ich war vorher auf der Realschule und wollte dann mein Abi nachholen, dass ich Biochemie studieren kann. Wenn ich mal einen Tiefpunkt hatte, habe ich einfach an meine Ziele gedacht und nicht den Kopf hängengelassen. Also, Andy und alle anderen, die gerade wegen ihren Noten niedergeschlagen sind: Das ist nicht das Ende der Welt. Denk an Eure Träume und hört nicht auf dafür zu kämpfen, ihr habt es bald geschafft!"
Sagt genau der richtige.
"Danke Mann, das hab ich echt gebraucht.", bedankte sich Andy bei mir.
"Das 'Mann' kannst du dir gleich abschminken, Bürschchen! Aber gerne, ihr wisst doch, dass ihr bei Problemen immer zu mir kommen könnt."
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In der darauffolgenden Woche hatte ich wieder meine Lieblingspappnasen in Chemie. Ich wollte mit ihnen das Experiment machen, welches mir Rebecca damals gezeigt hatte.
Als ich gerade die angefertigten Arbeitsblätter aus der Klarsichtfolie zog, fiel unser Bild auf den Boden. Ich fluchte kurz leise und wollte es gerade aufheben, doch Lena kam mir zuvor.
"Das ist sie. Wir haben die richtige gefunden.", sprach sie zu den anderen Mädels in der ersten Reihe.
"Ihr habt was?!", fragte ich geschockt.
"Sorry, aber wir konnten nicht anders. Wir haben uns ein bisschen über Rebecca Schmitt informiert, weil wir gemerkt haben, dass sie nicht nur eine einfache Schülerin von Ihnen war. Sie bedeutet Ihnen etwas. Wenn Sie anfangen von ihr zureden, grinsen sie in dem einem Moment wie ein Honigkuchenpferd und im Nächsten hängen Sie Ihren Gedanken nach und schauen so traurig, als wäre Ihr Hund gestorben. Letzte Woche meinten Sie noch, wir sollen an unsere Träume denken und um sie kämpfen, dann machen Sie das jetzt auch.", Lena blickte mich mit ernstem Gesicht an. Sie hatte recht, ich kann nicht noch weitere 5 Jahre warten.
"Sie arbeitet in einem Labor hier ganz in der Nähe. Reden Sie mit ihr!", meldete sich nun Nina zu Wort.
"Ich hatte schon länger mit dem Gedanken gespielt wieder zurück ins Labor zu gehen, aber ich Liebe auch den Beruf des Lehrers. Vor allem, bei solchen Schülern wie euch. Wirklich, ihr seid mir so ans Herz gewachsen und eure Empathie rührt mich sehr. Es wird mir schwerfallen diesen Beruf aufzugeben."
"Was? Sie lassen uns jetzt einfach im Stich?"
"Nein Quatsch, als ob ich euch jetzt einfach irgendeinem anderem Lehrer übergebe, ich bringe meine Schäfchen noch sicher ins Ziel, ist ja nicht mehr allzu lange. Die Paar Monate werde ich noch aushalten
Drei Monate Später:
P.o.v. Rebecca:
Ich schnappte mir meinen Kittel und ging an die Stechuhr, um meine Spätschicht zu starten. Während ich mir gerade die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen band betrat ich das Labor. Mir fiel vor Schreck meine Schutzbrille zu Boden, als ich sah, wer neben Bastian im Labor stand. In seinem Blick spiegelte sich meine Überraschung wider.
"Ulrich?", fragte ich noch immer völlig verwirrt.
Er nickte eifrig:" Ja, Hi. Hi, Beccs." Wie sehr ich diesen Spitznamen aus seinem Mund vermisst hatte. Ach nein, wo denk ich hin? Wie sehr ich diesen ganzen Mann vermisst habe. Einfach alles an ihm. Ich studierte sein Gesicht. Die Lachfältchen unter seinen Augen scheinen mehr geworden zu sein und seine schwarzen Haare schimmerten leicht gräulich, was ihm unbeschreiblich gut stand. Die hellen Augen strahlten wie immer in einem wunderschönen Blauton.
"Was? Er darf dich Beccs nennen und ich dich nicht?", mischte sich Bastian ein.
"Dass du immer in den unpassendsten Momenten deinen Senf dazugeben musst.", meinte ich an ihn gewannt.
"Oh, das ist, oooohhhh.", er verstand um wen es sich bei diesem unglaublich hübschen Exemplar an Mann handelte. "Ich lasse euch dann mal lieber alleine."
Ich nickte ihm dankend zu. Als sich die Labortür wieder schloss, waren wir alleine. Herr Doktor Ulrich Richter und ich.
"Also, erzähl, was machst du hier?"
Er erzählte mir die Geschichte seiner Schüler, die nach mir gesucht haben und dass er seinen Beruf als Lehrer vorerst an den Nagel gehängt hat um sich als Biochemiker weiter zu bilden.
"Beccs, es tut mir so leid, dass ich dich einfach da stehen hab lassen. Und auch, dass ich mich nie gemeldet habe. Ich hatte so angst unsere Freundschaft mit diesem Kuss zu zerstören. letzten Endes habe ich sie wohl mehr kaputt gemacht, weil ich dich nicht geküsst habe und einfach abgehauen bin. Könnten wir den Abend noch mal wiederholen würde ich nicht zögern. Ich würde versuchen mir meine Träume zu verwirkliche wie du es die letzten fünf Jahre gemacht hast."
"Du kannst deine Träume immer noch verwirklichen, Herr Doktor.", flüsterte ich und ging langsam auf ihn zu.
"Da hast du Recht Rebecca, da hast du Recht..."
Er zog mich an meinem Kittel näher zu sich, setzte sich seine Schutzbrille ab und blickte von oben etwas auf mich herunter. "Ich habe mir übrigens nach dem Abiball Kontaktlinsen besorgt, dass mir so etwas wie mit den Brillen nicht mehr passiert."
Lächelnd legte er seine Lippen endlich auf meine und küsste mich liebevoll. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken, während seine Hände noch immer meinen Kittel hielten. Als wir uns von einander lösten legte er zärtlich seine Hände an meine Wangen.
"Ich Liebe dich, Beccs!", flüsterte er und küsste mich auf den Scheitel.
"Ich dich auch Herr Doktor Ulrich Richter."
Linkinparkgirly der zweite und letzte Teil von 'Chemistry of love' 😊😌
Ich hoffe er gefällt euch. Falls ihr Ideen für neue Kurzgeschichten habt, könnt ihr sie mir gerne schicken :)
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LehrerXSchüler Oneshots 2
Novela JuvenilDas ist der 2. Teil von "Kurzgeschichten: Lehrer, Schüler"