Geschockt saß ich an meinem Esstisch. Vor mir lag die Zeitung. Ich war unfähig überhaupt irgendetwas zu tun. Erst als einige Tränen meine Augen verliesen und sich nasse Flecken auf dem Papier bildeten, erwachte ich aus meiner Schockstarre. Ich schaue mir nie die Todesanzeigen an, doch als ich die Zeitung ausgerechnet auf diesen Seiten aufschlug und weiter blättern wollte, fiehl mir ihr Name auf. Meine ehemalige Religionslehrerin ist vorgestern von uns gegangen. Ich hatte vor kurzem noch mit ihr geschrieben, wir wollten uns endlich mal wieder treffen.
Noch eine ganze Weile saß ich in meinem Esszimmer und betrachtete ihr Bild. Sie lächelte fröhlich vor sich hin. Ihr Lachen war schon immer sehr sympatisch gewesen.Obwohl die Beerdigung Corona bedingt nur im kleinen Kreis statt fand, stand ich drei Tage später schwarz gekleidet und mit Maske auf dem Friedhof in der Nähe meiner alten Heimat. Immerhin hat sich über die Jahre hinweg eine noch engere Freundschaft zwischen uns entwickelt. Wir haben uns schon gut verstanden, als sie mich unterrichtet hat und nach meinem Abitur hat sich der Kontakt noch mehr verstärkt.
Ich sprach den Angehörigen mein Beileid aus, ging kurz vor zu ihrer Urne, gab ihr Weihwasser und stellte mich dann etwas abseits wieder zurück.
Für eine paar Sekunden schloss ich einfach die Augen um nicht gleich loszuheulen. "Hallo Lina.", hörte ich es neben mir. Ich blickte geradewegs in die wunderschönen Augen meines ehemaligen Klassenlehrers.
"Andi, Hi.", antwortete ich leise und brach direkt in Tränen aus.
Er legte seine Arme um mich und zog mich in eine liebevolle Umarmung. Meinen Kopf legte ich auf seiner Brust ab und die Arme verschränkte ich hinter seinem Rücken.
"Scchh., ganz ruhig.", flüsterte er mir beruhigend zu und streichelte mir den Kopf. Lange ließ ich den Tränen einfach freien Lauf.
"Sie war doch noch viel zu jung. Warum sind manche Menschen so unvernünftig und fahren noch mit dem Auto, wenn sie Alkohol getrunken haben? Warum trifft es immer die Unschuldigen?"
Ich konnte es einfach nicht begreifen, dass sie wegen irgendeinem Vollidioten einfach aus dem Leben gerissen wurde.
"Ich... ich hätte mich heute mit ihr zum Kaffeetrinken getroffen. Das haben wir zwei Tage vor ihrem Unfall ausgemacht. Ich hab sie schon so lange nicht mehr gesehen.", schluchzte ich. "Das tut mir unglaublich leid. Sie hatte mir tatsächlich ganz stolz erzählt, dass ihr euch verabredet habt."Langsam löste ich mich aus unserer Umarmung und blickte ihn verlegen an. "Danke, das habe ich gerade einfach mal gebraucht."
Er nickte nur und strich mir mit dem Daumen noch eine Träne aus dem Gesicht.Nachdem die Urne in die Erde gelassen wurde, gab ich ihr noch einige Rosenblätter hinein und wünschte ihr eine gute Reise.
"Ein sau blöder Anlass, aber es war schön dich mal wieder gesehen zuhaben, Lina."
"Ich hätte mir auch andere Umstände gewünscht, aber ja mich hat es auch gefreut dich zusehen."
"Ich vermisse dich. Das damals zwischen uns ist schon so lange her, aber ich denke immer noch an jede einzelne Sekunde mit dir. Unsere Entscheidung war ein Fehler."
"Wenn Krisi das jetzt mitbekommen würde, würde sie Luftsprünge machen.", lachte ich leicht bei den Gedanken daran.
Verwirrt schaute er mich an. "Wusste sie von uns?""Irgendjemandem musste ich ja erzählen, was für ein Idiot du warst.", zwinkerte ich ihm zu.
"Nein, ihr ist aufgefallen, dass etwas nicht mit mir stimmte und sie ließ einfach nicht locker, du kennst sie ja. Ich hatte ihr dann erzählt, dass es da jemanden gibt, den ich aber nicht lieben sollte. Ich hab ihr nicht erzählt, dass du es bist oder überhaupt irgendein Lehrer. Da ist sie von selbst drauf gekommen, wenn sie dich niedergeschlagen gesehen hat und danach mich. Sie hat das schon immer zwischen uns knistern gespürt, hat sie mir ständig erzählt.", erklärte ich ihm.Als Andi und ich uns dafür entschieden haben unser kleines Verhältnis vorsichtshalber doch zubeenden, ist Krisi fast durchgedreht. Sie erkenne es, wenn zwei Menschen füreinander bestimmt seien und dass wir da einen großen Fehler gemacht haben. Es würde sie bestimmt freuen, wenn wir wieder zueinander finden würden.
"Lust einen Fehler wieder gut zu machen?"
Er nickte, kam auf mich zu und zog sich dabei die Maske aus dem Gesicht. Auch ich befreite mich von der Maulsperre. Gefühlvoll legte er seine Lippen nach 5 Jahren das erste mal wieder auf meine.
Einzelne Tränen liefen meine Wange hinunter, nachdem wir uns wieder voneinander lösten. Ich weiß nicht ob es Tränen der Trauer waren, weil ich eine gute Freundin verloren hatte, oder Freudentränen, weil ich endlich wieder meine erste große Liebe zurück hatte. Ich denke es war von beiden etwas.Ich muss auch leider immerwieder feststellen, dass viel weniger Leute meine Oneshots lesen und ich kaum noch Votes bekomme. Da geht meine Motivation zu schreiben natürlich flöten. 😬 Irgendwelche Vorschläge, was ich verbessern könnte?
Einen guten Rutsch ins neue Jahr!😊
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LehrerXSchüler Oneshots 2
Teen FictionDas ist der 2. Teil von "Kurzgeschichten: Lehrer, Schüler"