Kapitel 23 - Des Magiers Pein

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»Nein!!! Das kann nicht sein! Das darf nicht sein!«

Amora riss die Hände nach oben und schickte einen Blitz in den Schrank vor ihr. Holz zerbarst, inne liegendes fiel klirrend um, ein Buch fing Feuer. Erneut starrte sie in die Schale, in der heller Nebel zwei Männer aufzeigte, die sich inniglich küssten.

»Brüder seid ihr! Brüder, die sich abgrundtief hassen! Brüder! Bei Odins Bart! Wie kann er dies zulassen? Was ist das für ein übler Zauber, der auf den beiden liegt? Es kann nicht mit rechten Dingen zugehen.«

Mit einer raschen Handbewegung in der Luft, verschwand das Feuer und der Schrank sah wieder makellos aus. »Du wirst mir nicht die Liebe meines Lebens stehlen, Loki Odinson. Das werde ich niemals zulassen.«

***

»Manche Trolle können zwar einfache Magie wirken, aber die Kette und seine Waffen waren von Nidaler Qualität. Wie kann das sein?« Aus der Hütte kam ein klirrendes Geräusch. Ich hob Mjölnir an. »Noch ein Troll!«

»Nein, kein weiterer Troll. Angrboda erzählte mir, dass Moert schon lange gefürchtet wird. Er fängt alle Lebewesen, denen er habhaft werden kann.«

»Dann sind Gefangene in der Hütte?« Ich ließ den Hammer sinken und gab der Tür einen Stoß. Sie sprang zur Seite und was mir gewahr wurde, machte mich wütend. Fast wäre ich auf die schnöden Worte des Trolls hereingefallen und all diese Kreaturen hätten ihr Leben weiter gefristet, in diesen engen Käfigen.

Stille – zwei, drei Lidschläge lang und dann erkannten die Zellenbewohner der Hütte, dass nicht der Troll in der aufgestoßenen Tür stand.

»Lauft weg!« - »Rettet euch!« - »Der Troll wird euch fangen und fressen!« - »Lauft weg!«

Und als wir noch immer staunend und regungslos in der Tür standen, änderten sich die Rufe.

»Befreit uns!« – »Rettet uns!« – »Holt uns hier raus! « – »Wir wollen nicht gefressen werden!« - »Befreit uns!« - »Rettet uns!«

Alle schrien durcheinander, rüttelten an den Gittern ihrer Käfige, bis auf ganz wenige Ausnahmen. Hyrulen flatterten aufgeregt in ihrem engen Gefängnis.

Púcas sprangen außer sich und schreiend auf und ab. Ihr Käfig nahm ihnen die Wandlerfähigkeit.

Eine Vanin, mit verkrusteten Wunden im Gesicht, wahrscheinlich eine Kriegerin, lehnte schweigend an der Rückseite ihres Käfigs. Sie musterte uns misstrauisch.

Kleine quiekende Pelzwesen versuchten durch die Stäbe zu kommen und rieben sich ihre langen Nasen wund, weil sie nicht durchpassten.

Tatsächlich gab es auch Käfige, in denen nur Tiere hausten. Der Gestank war fürchterlich. Unser Heil, dass wir genau im Türrahmen standen.

»Ich befreie alle!«

Ein schwaches Seufzen hinter einer Tür lenkte mich ab. »Tu das – ich gehe in den anderen Raum.« Als ich Anstalten machte, mich in jene Richtung zu bewegen, schrien alle Gefangenen.

»Nein – nein – nicht dorthin!«

Nun, ich mochte es nicht sonderlich, dass man mir etwas verbot. So ignorierte ich die Rufe, hörte ich doch bereits wie Mjölnir Metall aufbrach und öffnete den Verschlag.

Fast wäre ich einen Schritt zurückgegangen. Durchdringender Blutgeruch. Ein halber Vane hing an einem Hacken von der Decke. In einer Wanne schwammen unzählige Gedärme.

Messer, Beile und seltsame andere Instrumente lagen auf blutbeschmierten Holztischen.

Wieder das Seufzen. Ich sah an die Wand hinter mir. Eine Lichtalbe hing daran. Ihre Arme seitwärts ausgestreckt, durch die Handflächen Pflöcke getrieben, die ihren Zauber bannten und ihren Körper lähmten. Sie trug unzählige offene Schnittwunden, die sie ausbluten ließen. Es gab einen Tritt für ihre Füße, doch hatten ihre Beine längst nachgegeben. Die halbvolle Schüssel unter ihr fing das Blut auf.

Prinzenrolle 3 (Thorki)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt