»Du betrügst mich?!«
Es war wirklich nicht die beste Art ein Gespräch zu beginnen, nachdem man sich zuletzt vor über einer Woche unterhalten (gestritten!) hatte, aber für dieses eine Mal zog Byeongkwan es vor, direkt mit der Tür ins Haus zu fallen. Wortwörtlich, denn er schob sich ohne auf eine Einladung von seinem besten Freund zu warten, an ihm vorbei in dessen Wohnung, wo er sich erstmal seiner durchnässten Schuhe – wozu auch wasserdichte Schuhe, wenn es bloss so halb schneite? – und dem viel zu dicken Wintermantel entledigte.
Junhee der noch einen recht verschlafenen Eindruck machte, schien noch nicht ganz zu realisieren, worauf Byeongkwan hinauswollte, was vielleicht (ziemlich sicher) auch dessen Wortwahl geschuldet war, aber darüber konnte man sich jetzt streiten.
Auf jeden Fall stand Junhee die Verwirrung nur allzu deutlich ins Gesicht geschrieben, als er sich, nachdem er die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, wieder zu ihm umdrehte. »Wovon zur Hölle sprichst du?«, wollte er wissen. Er war müde und genervt und Byeongkwan beschloss, beim nächsten Mal erst nachmittags mit solchen Themen an Junhees Tür zu klingeln.
Er seufzte resigniert. »Von dem gut aussehenden, jungen Mann, mit dem du angeblich vor ein einigen Tagen gesehen wurdest«, erläuterte er den Grund für sein Herkommen etwas genauer. »Ihr sollt sehr vertraut gewirkt haben«, fügte er noch mit einem vielsagenden Zwinkern hinzu.
Junhee sah ihn sichtlich ertappt an. »Woher weisst du das?«, fragte er ungläubig, worauf Byeongkwan bloss unschuldig die Schultern hob. »Tja, ich habe meine Quellen.«
»Erzähl keinen Scheiss, du vermeidest den Kontakt zu Menschen, wann immer es geht«, erwiderte Junhee voller Hohn und leider hatte er damit sogar Recht. Schuldbewusst blickte Byeongkwan zu Boden. »Okay ich gebe es zu, es war Yuchan«, gestand er in gespielter Demut.
Sein bester Freund gab ein empörtes Schnauben von sich. »Yuchan weiss davon ja, aber er hatte strikte Anweisung, dir nichts zu sagen und du weisst wie loyal der Kleine ist, wenn man ihn mit Kuchen besticht.«
Ach, so ein Mist aber auch. Da belog man einmal seinen besten Freund und dann wurde man gleich durchschaut. Wie ärgerlich.
Er seufzte und hielt dann inne. »Warte mal... willst du mir damit sagen, dass Yuchan davon wusste?« Es fiel ihm auf einmal wie Schuppen von den Augen. Natürlich war Yuchan eingeweiht gewesen, die beiden wohnten schliesslich zusammen. Er schnaubte. »Unglaublich! Und dabei dachte ich wirklich, das mit uns beiden mit uns wäre etwas für die Ewigkeit!«
Junhee wirkte sichtlich verstört. »Was zum...«, setzte er an, doch er unterbrach sich gleich wieder und schüttelte entschlossen den Kopf. »Nein weisst du was, ich will es gar nicht wissen. Sag mir einfach, wer dir davon erzählt hat.«
Das war der Moment, in dem Byeongkwan bewusst wurde, dass er diese Sache nicht ganz durchdacht hatte. Vermutlich hätte er es einfach gleich seinlassen sollen, aber dafür war es jetzt auch zu spät. Er seufzte tief. »Es war Sehyoon«, gestand er schliesslich kleinlaut. Junhee sog scharf die Luft ein. »Sehyoon«, knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen und schnaubte unwirsch. »Ihr trefft euch also immer noch?« Es war keine Frage, sondern vielmehr eine Feststellung.
»Das ist... einfach so passiert, aber das tut jetzt hier nichts zur Sache«, sagte er schnell und hoffte, dass damit das Thema vom Tisch war. (Natürlich war es das nicht.)
»Ich denke schon dass es das tut«, erwiderte Junhee und warf ihm einen vielsagenden Blick zu. »Und ausserdem, weshalb sollte dir Sehyoon erzählen, dass er mich mit jemandem gesehen hat? Das ist absurd.« Da hatte er allerdings nicht Unrecht, allerdings wusste er auch nicht, dass Byeongkwan den anderen seit geraumer Zeit wegen dieser einen Sache belog, da war es verständlich, dass er deswegen verwirrt war.
»Oh äh das...«, er stockte und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. »Es könnte eventuell sein, dass Sehyoon davon ausgeht, dass wir beide.. du weisst schon, ein Paar sind«, druckste er herum und erntete darauf ein ungläubiges Schnauben Seitens Junhee.
»Wieso sollte er das glauben... oh warte...« Er schlug sich mit der flachen Hand vor den Kopf, als ihn die Erkenntnis überkam und er stöhnte gequält auf. »Stell das richtig!«, befahl er. Byeongkwan biss sich unschlüssig auf seine Unterlippe. »Ich...«, setzte er an, zögerte dann jedoch. Was sollte er schon sagen?»Du musst ihm die Wahrheit sagen!«, wiederholte Junhee, dieses Mal deutlich fordernder. Byeongkwan seufzte leise und nickte dann kaum merklich mit dem Kopf. Sein bester Freund hatte ja Recht, aber es war eben nicht so einfach.
Erschöpft liess er sich auf die kleine Couch in Junhees und Yuchans Wohnzimmer fallen, worauf Junhee eine Augenbraue in die Höhe zog. »Ich hoffe, du willst es dir jetzt hier nicht allzu gemütlich machen«, sagte er in einem Tonfall, der Byeongkwan aufhorchen liess.Prüfend liess er seinen Blick über das Gesicht seines besten Freundes wandern, doch dieser verzog keine Miene. »Dir ist es normalerweise herzlich egal, wenn ich das tue«, meinte er skeptisch, ehe ihm kurz darauf ein langgezogenes »Oh« entwich.
»Er ist hier, oder?«, fragte er mit einem anzüglichen Grinsen auf den Lippen. Sein bester Freund sagte nichts, doch sein Blick war eindeutig – Byeongkwan lag also richtig. Aufgeregt richtete er sich auf. »Oh mein Gott, kann ich ihn sehen?«
Junhee stöhnte auf und verdrehte genervt die Augen. »Ganz sicher nicht und jetzt mach, dass du verschwindest«, sagte er und machte eine verscheuchende Handbewegung. Byeongkwan verschränkte schmollend seine Arme vor der Brust, kam aber der Aufforderung seines besten Freundes trotzdem nach.
»Vielleicht nur ganz kurz?« Wagte er noch einen letzten Versuch, den er sich wohl besser gespart hätte. Junhee sah nicht begeistert aus. »Raus jetzt!«, befahl er. Byeongkwan seufzte.
Zu schade aber auch.
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Especially for you || Wowkwan
FanfictionNie im Leben hätte er damit gerechnet, dass er Sehyoon jemals wieder sehen würde, doch dann steht dieser eines Tages unverhofft vor seiner Tür.