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Nachdem sie die mitgebrachten Pizzen verputzt hatten, hatte Sehyoon mit einem triumphierenden Grinsen auf den Lippen das Cover einer Byeongkwan nur allzu bekannten Filmreihe hinter seinem Rücken hervor gezaubert und damit solange vor seinem Gesicht herumgewedelt, bis dieser sich schliesslich geschlagen gab und dem gemütlichen Filmnachmittag, wie Sehyoon es nannte, zugestimmt hatte.

Der andere hatte schon immer ein Faible für alte Filme gehabt und Byeongkwan musste so einiges an Klassikern über sich ergehen lassen, weil Sehyoon der Meinung war, dass diese zur Allgemeinbildung gehörten. Byeongkwan hatte irgendwann sogar aufgehört, sich dagegen zu wehren, denn er hatte irgendwann bemerkt, dass dieses gemeinsame Filmeschauen eine gute Gelegenheit war, um mit Sehyoon zu kuscheln oder ihn einfach nur anzusehen, denn dieser war in der Regel so sehr auf das Geschehen auf dem Bildschirm vor ihnen fokussiert, dass er gar nicht bemerkte, wenn Byeongkwan dies nicht tat.

Dementsprechend ungewohnt war es für ihn, als er sich dieses Mal neben Sehyoon auf das Sofa gesetzt hatte, peinlich darauf bedacht, dass ein gewisser Sicherheitsabstand zwischen ihnen bestehen blieb. Vorsichtig linste er zu Sehyoon hinüber, der allerdings bereits dabei war, die Knöpfe der Fernbedienung zu betätigen und sich im Gegensatz zu Byeongkwan alles andere als unbehaglich zu fühlen schien.

Ein kaum hörbares Seufzen kam über seine Lippen, ehe er nach einem der Kissen griff, die in der Regel eher als Dekoration dienten und schlang seine Arme darum. Sehyoon quittierte das mit einem amüsierten Seitenblick. »Du musst auch immer irgendetwas umarmen«, stellte er lachend fest, worauf sich ein leichter Rotschimmer auf Byeongkwans Wangen legte. Eine Antwort darauf sparte er sich und auch Sehyoon richtete seine Aufmerksamkeit ohne ein weiteres Wort wieder nach vorne, nicht jedoch ohne das Schmunzeln auf den Lippen beizubehalten.

Dann war es eine ganze Weile still zwischen ihnen – wenn man mal von dem laufenden Fernseher absah. Byeongkwan zwang sich dazu, für dieses eine Mal die Handlung des Filmes zu verfolgen, anstelle davon Sehyoon anzuschmachten – mit mittelmässigem Erfolg. Er erwischte sich immer wieder dabei, wie sein Blick wie von selbst zu dem anderen hinüberwanderte, doch zu seinem Glück, war dieser zu abgelenkt, als dass er es bemerkt hätte.

Erst als auf einmal (viel zu früh und für diejenigen, die sich nicht wirklich sonderlich auf den Film konzentriert hatten, vollkommen überraschend) der Abspann über den Bildschirm flimmerte, richtete sich Sehyoon ein wenig auf und sah zu ihm hinüber. »Wieso ist dein Freund eigentlich nie hier?«, wollte er wissen. Byeongkwan, der mit einer derartigen Frage nicht gerechnet hatte, starrte ihn vollkommen überrumpelt an. Panik machte sich in ihm breit. Er brauchte eine Antwort und zwar schnell und er würde es wirklich vorziehen, für einmal nicht lügen zu müssen.

Er dachte nach und sagte dann das erste, was er als einigermassen passable Erklärung durchgehen lassen konnte. »Er hat momentan viel auf der Arbeit zu tun.« Das war immerhin nicht ganz falsch. Junhee hatte sich erst vor ein paar Wochen darüber beschwert, dass er nun zusätzlich zu seinen Schichten auch noch Überstunden schieben durfte.

Sehyoon nickte langsam, sagte aber nichts weiter dazu. An seinem Gesicht versuchte Byeongkwan zu erkennen, ob er ihm nun glaubte oder ob er es bloss als billige Ausrede abstempelte, doch der andere verzog keine Miene und richtete seinen Blick stattdessen starr nach vorne.

»Darf ich dich noch etwas anderes fragen?« Er wirkte unsicher, so als würde er mit sich selbst hadern, diese Frage überhaupt zu stellen. Byeongkwan sah argwöhnisch zu ihm hinüber und biss sich unschlüssig auf seine Unterlippe. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit, als er zögerlich nickte und wahrscheinlich wäre es besser gewesen, wenn er darauf gehört hätte.

Sehyoon räusperte sich, ehe er sich wieder zu ihm umdrehte und ihm ernst in die Augen sah. »Wieso hast du mit mir geschlafen? Ich meine, habt ihr vielleicht... Probleme?« Byeongkwan sog scharf die Luft ein. Er hatte eigentlich gehofft, dass sie beide diese Sache einfach vergessen würden, aber das war wohl mal wieder seiner Naivität zu verschulden. Er hätte wissen müssen, dass Sehyoon ihm diese Frage irgendwann stellen würde, so war er eben.

Er seufzte. »Keine Ahnung, ich war halt bloss verwirrt... irgendwie.« Es war keine befriedigende Antwort, das wusste er selbst. Das Problem war nur, dass er selbst keine so wirklich logische Erklärung für sein Verhalten parat hatte. Wahrscheinlich waren an diesem Abend einfach all seine aufgestauten Emotionen über ihn hereingebrochen, unter anderem die Wut, sowie die Sehnsucht, die ihn gleichermassen verzerrt hatten und ihn schliesslich hatten schwach werden lassen.

Das konnte und wollte er dem anderen allerdings nicht sagen. Zu gross war die Angst, dass dieser bloss wieder mit ihm spielen könnte und ihm eine solche Offenbarung gerade recht kam. »Können wir bitte einfach nicht mehr darüber reden?«, bat er deshalb, ohne dem enttäuschten Ausdruck in Sehyoons Gesicht zu grosse Beachtung zu schenken, weil dieser ihm nämlich einmal mehr einen schmerzhaften Stich in seiner Brust versetzte.

Sehyoon nickte bloss. »Tut mir leid, ich hätte dich das nicht fragen sollen.« Er seufzte und fuhr sich müde durch seine Haare. »Ich hatte bloss irgendwie gehofft, dass...«, er zögerte, ehe er den Kopf schüttelte. »Ach vergiss es«, murmelte er schliesslich und Byeongkwan hätte am liebsten vor Frust laut aufgestöhnt, doch er war wohl der letzte, der dazu ein Recht besass. Nicht er, der selbst nie die Wahrheit sagte, wenn es um seine Gefühle für Sehyoon ging.

Sie schwiegen eine Weile, ehe sich Sehyoon verlegen räusperte. »Wollen wir uns vielleicht noch einen weiteren Film anschauen?«, fragte er mit einem hoffnungsvollen Schimmern in den Augen und Byeongkwan, welcher so erleichtert darüber war, dass der andere ihm seine abwehrende Antwort von zuvor nicht wirklich übel zu nehmen schien, nickte sofort um so seine Zustimmung auszudrücken.

Auf Sehyoons Gesicht breitete sich augenblicklich wieder dieses strahlende Lächeln aus, welches Byeongkwan so sehr liebte und zum ersten Mal, seitdem der andere wieder aufgetaucht war, war er irgendwie sogar froh darüber.

Er beobachtete wie Sehyoon aufstand, um die nächste Disk in den DVD-Player einzulegen – irgendjemand musste diesem Jungen dringend mal erklären, was Netflix war – und anschliessend den Film startete. Er kam zurück und nahm wieder neben ihm Platz, auch wenn dieses Mal der Abstand zwischen ihnen deutlich kleiner ausfiel, doch das war okay. Das war es wirklich.

Especially for you || WowkwanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt