»Sag mal bist du eigentlich von Sinnen?!«, wurde er direkt von seinem besten Freund angeschnauzt, noch bevor er überhaupt die Chance hatte, etwas zu sagen. Byeongkwan seufzte leise. Das hatte er erwartet.
»Junhee«, sagte er gedehnt, aber weiter kam er nicht, denn der andere unterbrach ihn gleich wieder. »Du wolltest dich doch von ihm fernhalten!«, warf er ihm vor und Byeongkwan hätte ihm wirklich gerne erklärt, dass er das durchaus versucht hatte, es aber irgendwie einfach nicht geklappt hatte, doch sein Gefühl sagte ihm, dass Junhee ihm das sowieso nicht abkaufen würde.
»Ich war betrunken«, erwiderte er deswegen lahm und hoffte, dass der andere das als Erklärung durchgehen liess. Tat er nicht. »Das macht es ja noch viel schlimmer!« Ja er war definitiv nicht begeistert.
»Es ist nicht passiert Hyung, wirklich!«, beteuerte Byeongkwan. Zumindest nicht heute, fügte er in Gedanken noch hinzu, aber davon konnte er seinem besten Freund unmöglich erzählen.
»Er hat mich bloss nach Hause gebracht«, fuhr er fort und warf dabei schnell einen Blick in Richtung Sehyoon, der mit angespannter Miene ihm gegenüber sass, sah aber gleich wieder weg. Nicht dass der andere noch auf falsche Gedanken kommen könnte, er telefonierte ja hier schliesslich gerade mit seinem Freund.
Junhee stöhnte am anderen Ende der Leitung hörbar auf. »Das hätte ich auch tun können!« Byeongkwan erwiderte nichts darauf. Er wusste auch gar nicht, was er hätte sagen sollen. Natürlich hatte der andere Recht und er wäre bestimmt auch die angemessenere Begleitung gewesen, andererseits war er eben auch sehr betrunken gewesen und der Teil von ihm, den er bisher immer weggesperrt hatte, der Teil der Sehyoon immer noch liebte, hatte sich nur allzu gerne von diesem nach Hause begleiten lassen.
»Wie auch immer... Wo ist Sehyoon jetzt?«, wollte Junhee wissen. Byeongkwan war sich nicht sicher, ob er sich das bloss einbildete oder ob seine Stimme dabei tatsächlich einen lauernden Unterton angenommen hatte.
»Er...« Er stockte und sah dann zu Sehyoon. In Gedanken wägte er ab, wie klug es war zu lügen. Vermutlich würde es sowieso früher oder später ans Licht kommen, lohnte sich also der Aufwand, wenn er sich jetzt eine Geschichte ausdachte, die zu einhundert Prozent nicht wasserdicht sein würde? Es wäre zwar nur eine kleine Notlüge, aber wer wusste schon, wie gross das Gespinst an Lügen sein würde, welches diese nach sich ziehen würde.
»Er ist hier«, meinte er deshalb kleinlaut. Man konnte förmlich hören, wie der andere nach Luft schnappte. »Er ist noch immer bei dir?! «
»Ja.«
Eine Weile war es still. »Du weisst, dass ich das nicht gutheisse oder?« Byeongkwan seufzte. Ihm war absolut klar, was sein bester Freund von dem ganzen hielt. Er war es schliesslich damals gewesen, der ihn von dem kleinen Häufchen Elend, dass er gewesen war nachdem Sehyoon ihn verlassen hatte, wieder in einen anständigen Menschen verwandelt hatte. Wenn Junhee ihm zu jener Zeit nicht in den Hintern getreten hätte, dann wäre er wohl immer noch der wandelnde Trauerkloss, als den der andere ihn damals gerne bezeichnet hatte.
»Ja ich weiss«, sagte er leise. »Aber es ist meine Entscheidung, okay? Ich weiss schon was ich tue.« Von letzterem war Byeongkwan zwar selbst auch nicht so wirklich überzeugt, aber wenn er nicht wollte, dass Junhee plötzlich vor seiner Haustür auftauchte, dann musste er die Situation irgendwie entschärfen.
Er konnte hören wie sein bester Freund ein entnervtes Schnauben von sich gab. »Mach was du willst, aber wenn er dir wehtut – komm nicht zu mir!« Damit legte er auf.
Byeongkwan wusste nicht, ob er jetzt erleichtert sein sollte oder nicht, aber er beschloss, dass es fürs erste besser war, wenn Junhee nicht auch noch seine Finger im Spiel hatte. Er musste zuerst für sich selbst herausfinden, ob er Sehyoon vergeben konnte.
Sein Blick wanderte einmal mehr zu dem anderen, der sich die ganze Zeit über nicht vom Fleck bewegt hatte und blieb schliesslich an ihm hängen. Er hatte ihn schon immer gerne angesehen und auch auf die Gefahr hin jetzt oberflächlich zu klingen, so war es Sehyoons Aussehen gewesen, in das sich Byeongkwan zuerst verliebt hatte. Und als sich dann herausstellte, dass der andere ähnlich Gefühle für ihn hegte, hatte er es erst kaum glauben können, dass jemand wie Sehyoon wirklich jemanden wie ihn lieben sollte. Tat er ja auch nicht, flüsterte eine böse kleine Stimme in seinem Hinterkopf, die daraufhin aber glücklicherweise von Sehyoon unterbrochen wurde.
»War das dein Freund?«, wollte er wissen, worauf Byeongkwan nickte. Wenn er es nicht aussprach, dann war es theoretisch auch keine Lüge oder? Er hatte schliesslich nie direkt gesagt, dass er und Junhee ein Paar waren, sondern es bloss nicht abgestritten.
»Tut mir Leid, wenn ich die Dinge zwischen euch kompliziert gemacht habe«, meinte Sehyoon in entschuldigendem Tonfall. Byeongkwan konnte sich ein kurzes Auflachen nicht verkneifen. Einerseits, weil er gar nicht so falsch lag, wenn auch nicht so wie er glaubte und andererseits, na ja. »Tut es nicht«, stellte er richtig. Sehyoon sah ihn verdutzt an.
Byeongkwan verdrehte mit einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen die Augen. »Du hast gestern selbst gesagt, dass du dir wünscht, ich hätte keinen Freund«, erinnerte er den anderen an seine eigenen Worte, worauf dieser ihn mit grossen Augen ansah. »Das weisst du noch?« Es klang überrascht. Vermutlich war er davon ausgegangen, dass Byeongkwan sich in seinem Vollrausch am nächsten Morgen sowieso nichts mehr davon wusste. Tja, falsch gedacht.
»Ich erinnere mich eigentlich an fast alles«, gestand er dem anderen. Dieser formte seine Lippen zu einem leisen »Oh« und kratzte sich dann verlegen am Hinterkopf. Auf seinen Wangen zeichnete sich eine leichte Röte ab. »Dann macht es wohl auch keinen Sinn mehr es abzustreiten, hm?« Er lachte leise, wohl hauptsächlich über sich selbst und zuckte dann mit den Schultern.
»Du hast Recht, es tut mir nicht Leid.«
DU LIEST GERADE
Especially for you || Wowkwan
FanfictionNie im Leben hätte er damit gerechnet, dass er Sehyoon jemals wieder sehen würde, doch dann steht dieser eines Tages unverhofft vor seiner Tür.