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Byeongkwan hatte wirklich keine Lust, sich an diesem Samstag mit seinen Freunden zu treffen und eigentlich war er noch bis gestern Abend der festen Überzeugung gewesen, dass er wohl einfach zu Hause bleiben würde. Es ging ihm beschissen und er konnte sehr gut auf Junhees vorwurfsvolle Blicke verzichten. Ja, sein bester Freund hatte ihn gewarnt und ja, er hatte nicht auf ihn gehört und das war dumm von ihm, aber ändern konnte er es jetzt auch nicht mehr.

Der Grund weshalb er doch hinging, war Yuchan. Natürlich hatte der Kleine nicht einfach so akzeptieren können, dass Byeongkwan zu Hause blieb und obwohl dieser sich geschworen hatte, dass er dem anderen dieses Mal nicht einfach so nachgeben würde, hatte Yuchan am Ende doch gesiegt – gut vielleicht war es auch seine eigene Neugier, von Yuchan hatte er nämlich erfahren, dass Junhee seinen Freund mitbringen würde und Byeongkwan konnte nicht leugnen, dass er diesen wirklich gerne kennenlernen wollte.

Also hatte er schliesslich zugestimmt, was er allerdings jetzt bereits wieder bereute. Er war auch dementsprechend spät dran und als er die Bar betrat, konnte er seine Freunde und Junhees Anhang bereits an ihrem üblichen Tisch erspähen. Mit schnellen Schritten durchquerte er den Raum und liess sich dann mit einem knappen »Hi« neben Yuchan auf einen Stuhl fallen.

Junhee, der gerade mit Yuchan in eine intensive Diskussion geführt hatte, hob den Kopf und musterte ihn mit einem skeptischen Blick, der Byeongkwan wünschen liess, er wäre zu Hause geblieben. »Du bist spät«, sagte sein bester Freund kühl, »Jetzt hast du leider die Vorstellungsrunde verpasst.«

Byeongkwan seufzte. Ganz genau deswegen hielt er es für eine schlechte Idee, heute zu kommen. »Ich weiss und es tut mir Leid, ehrlich«, entschuldigte er sich bei seinem besten Freund. Seine Aufmerksamkeit lag dabei allerdings mehr auf dessen – so wie es schien – festen Freund. Er war hübsch, aber das überraschte Byeongkwan nicht. Junhee hatte schon immer einen guten Geschmack – zumindest was Männer betraf.

Erst als Junhee sich hörbar räusperte, schnellte sein Blick ertappt in dessen Richtung und jetzt bemerkte er auch das tiefblaue Veilchen, welches das rechte Auge seines besten Freundes zierte. »Oh mein Gott, was ist denn mit dir passiert?«, entfuhr es ihm, worauf Junhee ein höhnisches Lachen von sich gab. »Schön dass dir das erst jetzt auffällt«, sagte er spitz und schaffte es damit tatsächlich, dass sich in Byeongkwan das schlechte Gewissen meldete.

»Das war dieses Arschloch, dass sich dein Exfreund schimpft«, giftete Junhee auch gleich weiter und jetzt war Byeongkwans schlechtes Gewissen sogar berechtigt. Er biss sich schuldbewusst auf die Unterlippe und sah dann wieder zu Junhees Auge – es sah ziemlich schmerzhaft aus. Sollte tatsächlich Sehyoon dafür verantwortlich sein? Er wollte Junhee gerade darauf ansprechen, doch der schien sowas in der Art bereits vermutet zu haben, denn der schnitt ihm das Wort ab, noch bevor Byeongkwan überhaupt die Chance dazu hatte, etwas zu sagen.

»Donghun«, sagte er und deutete auf den attraktiven Mann neben sich, »kann das übrigens bezeugen. Nur für den Fall, dass du mir nicht glauben solltest.«

Byeongkwan zwang sich zu einem gequälten Lächeln. »Freut mich«, sagte er und deutete eine leichte Verbeugung gegenüber dem Fremden an. Dieser rümpfte bloss die Nase. »Normalerweise würde ich das ja erwidern, aber in deinem Fall muss ich mich erst noch davon überzeugen«, meinte er zweifelnd und warf dann einen fragenden Blick in Richtung Junhee.

Dieser schüttelte bloss belustigt den Kopf. »Oh Baby, der ist eigentlich total in Ordnung. Er benimmt sich nur in letzter Zeit etwas seltsam, seit sein Exfreund wieder hier aufgetaucht ist, aber das kriegen wir auch wieder hin«, sagte er zuversichtlich. Byeongkwan wusste nicht, ob er nun beleidigt oder doch eher erleichtert sein sollte, denn anscheinend nahm sein bester Freund ihm diese Sache doch nicht ganz so übel.

Auch Donghun schien noch nicht vollends überzeugt. Innerlich verdrehte Byeongkwan die Augen. Der benahm sich ja glatt so, als hätte Junhee das blaue Auge ihm zu verdanken. Noch im selben Moment, in dem er das dachte, kam auch die Erkenntnis.

»Keine Sorge, ich bin mir sicher, ihr werdet gute Freunde«, meinte Junhee und zwinkerte ihnen beiden zu. Sie schwiegen beide und sahen einander nur misstrauisch an. Byeongkwan hoffte inständig, dass sein bester Freund Recht behielt, denn ansonsten würden ihre Treffen in Zukunft seltsam werden.

Er seufzte. »Das mit deinem Auge tut mir Leid«, meinte er ehrlich bedauernd. Wer konnte auch damit rechnen, dass Sehyoon in seiner bescheuerten Eifersucht gleich seinem besten Freund eine reinhaute? Und das, nachdem er ihm gesagt hatte, dass er sich gefälligst aus seinem Leben verpissen sollte. Wer tat sowas?

Junhee schnaubte bloss. »Das sollte es auch! Wolltest du nicht eigentlich mit ihm reden?« Byeongkwan blinzelte und sah dann schuldbewusst zu Boden. Ach ja, da war ja was. Nur hatte er daran keinen einzigen Gedanken verschwendet, als er Sehyoon das letzte Mal gesehen hatte und dann war ja sowieso alles anders gekommen. Davon wusste Junhee aber nichts und Byeongkwan hatte eigentlich auch keine Lust, jetzt mit ihm darüber zu reden.

»Das... also...«, druckste er herum, worauf sein bester Freund eine abwinkende Handbewegung machte. »Lass gut sein«, meinte er und erhob sich dann, um der Toilette einen Besuch abzustatten. Byeongkwan liess sich auf seinem Stuhl in sich zusammen sinken. Es dauerte einen Moment, bis er realisierte, dass er jetzt mit Donghun alleine war – Yuchan hatte sich bereits zuvor aus dem Staub gemacht und hockte jetzt mit einer gut aussehenden Dunkelhaarigen an der Bar.

Er atmete tief durch. »Es tut mir echt Leid, wirklich«, sagte er aufrichtig, worauf der andere jedoch nur den Kopf schüttelte. »Hör zu, ich weiss nur was Junhee mir erzählt hat und wenn man ihm glauben schenkt, dann ist dieser Kerl das grösste Arschloch, dass diese Welt je gekannt hat, aber...«, er zögerte und sah prüfend in Richtung der Toiletten, wohl um sicher zu gehen, dass Junhee noch ausser Hörweite war, »wenn du mich fragst, dann liebt dieser Typ dich abgöttisch und ich glaube, das hat er immer schon getan.«

Byeongkwan starrte ihn ungläubig an. Er sah nicht wirklich wie jemand aus, der ihn auf den Arm nehmen wollte und doch klangen seine Worte so unwirklich. Sollte er sich tatsächlich so sehr in Sehyoon getäuscht haben? Nein, oder? Das konnte doch eigentlich gar nicht stimmen. Sehyoon hatte ihm ziemlich deutlich klar gemacht, dass das für ihn alles nur ein Spiel war, wieso sollte er so etwas sagen, wenn es doch gar nicht der Wahrheit entsprach?

»Das – nein, du musst dich irren!«, sagte er an Donghun gewandt. Sein Herz raste mittlerweile mindestens ebenso schnell wie seine Gedanken. Der andere bedachte ihn mit einem traurigen Lächeln. »Ja ich weiss, das hat Junhee auch gesagt, aber Byeongkwan... ich habe seine Augen gesehen und glaub mir – das war Liebe.«

Byeongkwan brauchte eine Weile, bis die Worte des anderen zu ihm durchsickerten. Wie in Trance stand er auf. Er brauchte frische Luft. »Entschuldigst du mich bitte«, sagte er zu Donghun und stürzte dann nach draussen, jedoch nicht, ohne Junhee zuvor noch in die Arme zu laufen. »Wo willst du hin?«, fragte der ihn stirnrunzelnd, doch Byeongkwan hatte keine Zeit für lange Erklärungen.

»Ich muss mit ihm reden!«, rief er ohne dabei stehen zu bleiben. Junhee sah ihm irritiert hinterher. »Mit wem?«, wollte er wissen, Byeongkwan antwortete ihm bereits nicht mehr. Es gab nur eine Person, mit der er im Moment sprechen wollte.

Sehyoon.

Especially for you || WowkwanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt