Unter einer Bedingung

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Liam und Niall sehen mich an, als wenn ich ihnen gerade gestanden hätte, dass ich der Weihnachtsmann persönlich bin.
Gut, wenn das wirklich alles stimmt, ist es wirklich ein mittelschweres Wunder, dass ich bei Harry geschlafen habe. Aber er ist krank und wenn man krank ist, möchte man nicht alleine sein. Nichtmal Harry, denke ich.

„Aber du hast auf dem Sofa geschlafen, oder?", will Niall wissen und automatisch schüttelte ich meinen Kopf.
„Ich wollte, aber Harry hat mich nicht gelassen", erkläre ich und greife nach meiner Tasse Kaffee, die vor wenigen Minuten gekommen ist.
„Du - du hast mit ihm in seinem Bett geschlafen?". Liam ist wirklich verblüfft und erneut nicke ich. Ein sanftes Lächeln huscht über das Gesicht des Braunhaarigen, als dieser nickt und mich ansieht.
„Das ist gut - denke ich".
Nun schaue ich etwas irritiert.
„Sieh mal, Louis, Harry hält nicht viel von Besuch. Außer Liam und mir war noch nie jemand in seiner Wohnung und selbst wir waren noch nicht oft dort. Es hat auch noch nie jemand bei ihm übernachtet, geschweige denn, Harry bei jemanden. Er schläft immer alleine und damit meinen wir IMMER. Also sei uns nicht böse, wenn wir jetzt ein wenig durcheinander sind", gesteht Niall, lächelt mich aber ebenfalls an.

Eine Weile herrscht Schweigen, bis sich Nialls Handy meldet und der Ire einen Blick drauf wirft.
„Harry will morgen wieder zur Arbeit kommen", murmelt er und schüttelt seinen Kopf. „Ich hoffe nur es geht ihm wirklich wieder besser".
„Ich werde nach der Arbeit zu ihm fahren. Wenn es ihm noch immer schlecht geht, versuche ich ihn davon zu überzeugen, dass er im Bett bleiben soll".
„Du fährst schon wieder hin?", möchte Liam wissen und zum gefühlt tausendstem Mal nicke ich.
„Er wollte es so und außerdem muss ich ihm ja noch seinen Wagen wieder bringen".
Erneut sehen mich offene Münder an.
„Seinen Wagen?".
„Ich sollte heute morgen mit dem Impala herkommen", erkläre ich und aus Nialls Mund kommt ein seltsamer Laut.
„ER HAT DIR DEN IMPALA GEGEBEN?!".
Liam und ich zucken zusammen und sehen zu Niall, der es anscheinend nicht fassen kann.
„Dieser Arsch!", motzt er und verschränkt beleidigt die Arme vor der Brust.
„Ich habe ihn schon so oft gefragt, ob ich das Auto mal fahren kann und er hat mir immer und immer wieder gesagt, dass dieses Auto niemand anfassen darf. Und dann kommt Louis und Tadaaaa - er darf das Scheißding einfach den ganzen Tag haben".
Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen und auch Liam lacht leise auf.
„Mach dir nichts draus, Niall, so toll ist dieser Wagen nicht", lüge ich und habe wirklich große Mühe, mir das Grinsen zu verkneifen.
„Lüge und das weißt du", motzt der Ire weiter und sieht mich beleidigt an.
„Wenn ich gewusst hätte, dass man sein Auto bekommt, hätte ich auch schon mit ihm geschlafen".
Liam mir gegenüber verdreht seine Augen. „Die Anderen haben das Auto auch nicht bekommen, Niall".

****

Am Abend komme ich bei Harry an und die Mitarbeiter des Gebäudes lassen mich Kommentarlos herein.
In seiner Wohnung angekommen erblicke ich ihn wieder auf dem Sofa, inmitten einem großen Haufen Wolldecken.
„Hi", kommt es aus meinem Mund, ehe ich mich neben ihn setze und den Autoschlüssel auf den Couchtisch lege.
„Geht es dir besser?", möchte ich wissen und sehe meinen Chef prüfend an. Dieser schnieft einmal und nickt, hustet allerdings im gleichen Moment und damit ist sein Versuch mir weiß zu machen dass es ihm besser geht gescheitert.
„W-wie war die Arbeit?", möchte er wissen und schnappt sich ein Taschentuch um sich seine Nase zu schnäutzen.
„Produktiv", gebe ich kichernd von mir und sehe erneut zu Harry. „Und Niall will mit dir schlafen, damit er auch den Impala fahren darf".
Harry lacht,  allerdings wandelt es sich zu einem Hustenanfall, von dem er sich nur schwer erholt. Vollkommen kraftlos lässt er sich in die Kissen sinken und sieht mich mit geröteten Augen an.
„Also Erstens - ich würde niemals mit Niall schlafen und Zweitens - er würde auch niemals mein Auto bekommen. Dieses Privileg hast nur du und auch nur, weil ich weiß dass du das Auto genau so schätzt wie ich".
Ein Lächeln huscht über meine Lippen, als er das sagt.
„Hast du Hunger? Ich habe alles für eine Hühnersuppe eingekauft und könnte dir eine kochen".
Harrys Augen werden groß.
„Selbstgekochte Hühnersuppe?".
„Sagte ich doch, ja", lache ich und deute auf die Einkaufstüte neben mir.
„Das würdest du für mich machen?".
Harry sieht mich ungläubig an und erneut nicke ich. „Natürlich".

Zwei Stunden später sitzen wir auf dem Sofa, haben einen Film angemacht und essen die Hühnersuppe.
„Das ist die Beste Suppe, die ich jemals gegessen habe", beteuert Harry und schnieft seine Nase, bevor er einen weiteren Löffel in den Mund schiebt.
„Das glaube ich nicht".
Gut, das Rezept meiner Oma ist wirklich grandios, aber ich denke nicht, dass es das Beste ist. Hühnersuppe ist eben nur Hühnersuppe.
„Doch wirklich, das ist mein Ernst".

Die Suppe ist leer und wir liegen vollgegessen auf dem Sofa herum. Es ist still, hin und wieder schnieft Harry oder hustet, aber ansonsten ist das Wohnzimmer in angenehme Stille gehüllt. Der Fernseher läuft leise, doch auch das stört nicht wirklich.
Als mein Blick auf die Uhr trifft, schrecke ich hoch.
„Es ist fast Mitternacht", keuche ich und stehe auf.
„Ich muss nach Hause."
Nun schreckt auch Harry hoch und greift meine Hand. „Nein - bitte...ich meine-", unsicher kratzt sich Harry am Kopf und sieht mir in die Augen.
„Würdest du heute Nacht wieder bei mir bleiben?"
Er möchte schon wieder dass ich bei ihm schlafe?
„Ich - ich möchte nicht alleine sein", gesteht mein Chef und seine Augen flehen mich an. Vielleicht ist es sein Blick oder vielleicht ist es auch mein eigener Wunsch, der mich nicken lässt und Harry ein beruhigtes Lächeln auf die Lippen zaubert.
„Unter einer Bedingung", verkünde ich und sofort nickt Harry.
„Du bleibst morgen noch zu Hause und ruhst dich aus".

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