Hast du nicht, nein.

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Mein Herz rutscht in meine Knie.
Aber was habe ich auch erwartet. Es war doch klar, dass es ziemlich schlecht für mich aussieht.
"Mister Tomlinson", beginnt der Jüngste der Anwälte und sieht von seinen Notizen auf.
"Wegen Ihrer Urkundenfälschung können wir nichts machen. Es ist eindeutig und man kann sowas sehr gut zurück verfolgen. In diesem Punkt sind Sie schuldig und müssen mit einer Strafe rechnen. Wenn Sie geständig sind und wir glück haben, beläuft es sich hierbei nur um eine Geldstrafe. In allen anderen Punkten steht Aussage gegen Aussage und wenn Sie keinen Zeugen haben, oder jemanden, der Mister Blake belasten kann, sieht es verdammt schlecht aus. Gut ist jedoch, dass wir nachweisen können, dass Sie das Arbeitsverhältnis bei Herrn Styles später angefangen haben, als bei Mister Blake. Und da die Zahlen in dieser Firma deutlich besser sind als bei der anderen, steht die Glaubwürdigkeit der Anschuldigung in Frage. Wieso sollten Sie bei Mister Blake Spionage begehen, wenn diese Firma hier doch so viel besser läuft. Das kann man gegen die gegnerische Partei anwenden."
Ich nicke und bin dankbar dafür, dass er es in einer normalen Sprache erklärt und nicht mit unzähligen Fremdwörtern und Paragrafen um sich wirft.
Harry drückt meinen Oberschenkel erneut und ich fühle mich eine Sekunde nicht vollkommen verloren.
"Und was ist mit Zayn? Er arbeitet doch bei Blake. Kann er nicht irgendwie bestätigen, dass du mit der Sache nichts zu tun hast?", will Niall wissen, doch sofort schüttele ich meinen Kopf.
"Nein. Ich möchte Zayn da nicht mit reinziehen".
Er hat mit der Sache nichts zu tun.
"Aber er kann dich vielleicht entlasten", versucht es Niall erneut, doch wieder schüttele ich meinen Kopf.
"Wenn Zayn eine Aussage macht, selbst wenn sie anonym ist, weiß Blake doch sofort wer das war. Und ich möchte nicht, dass Zayn wegen meiner Dummheit seinen Arbeitsplatz verliert. Die Jobs fallen nicht gerade vom Himmel und er verdient dort eine Menge. Ich möchte einfach nicht, dass er das alles aufs Spiel setzt", erkläre ich und hebe unsicher meinen Kopf. "Ich möchte nicht, dass er wegen meiner Fehler leiden muss."

Die Anwälte bitten mich, noch einmal darüber nachzudenken, ob mir nicht doch noch jemand einfällt und wir vereinbaren einen Termin für Ende der Woche. Sie wollen versuchen irgendetwas über Blake herauszufinden. Sie hoffen, dass sie vielleicht irgendetwas entdecken, was man gegen ihn verwenden kann und ich bete zu Gott, dass sie etwas finden.
Als sich die Anwälte verabschieden, atme ich tief durch und lasse meinen Kopf hängen.
Betretenes Schweigen kehr ein und keiner weiß so Recht was er sagen soll.
Liams Blick liegt die ganze Zeit auf mir, doch darum kann ich mir jetzt keinen Kopf machen.
"Würdet ihr uns kurz alleine lassen?", bete ich Niall und Liam und hebe meinen Blick. Der Ire nickt sofort und klopft mir noch einmal auf die Schulter, ehe er die Tür ansteuert. "Liam?", will er wissen, als er die Türklinke in der Hand hat und sich nach dem Braunhaarigen umsieht.
Skeptisch sieht dieser zu Harry, verdreht dann seine Augen und folgt Niall hinaus aus dem Konferenzraum.
Es bleibt einige weitere Minuten still, bis ich es endlich schaffe mich zu räuspern und Harry anzuschauen. Sein Blick liegt wachsam auf mir, wobei eine tiefe Falte seine Stirn ziert.
"Danke", hauche ich erschöpft und versuche ein sanftes Lächeln auf mein Gesicht zu legen.
"Danke, dass du das alles für mich machst. Ich habe es eigentlich nicht verdient, dass du mir so sehr hilfst".
"Hast du nicht, nein".
Autsch.
Auch wenn es die Wahrheit ist, tut es weh.
"Aber ich kann dich auch nicht einfach deinem Schicksal überlassen".
Mein Herz flattert beim Klang seiner Stimme. Sie klingt nicht mehr so kalt und emotionslos wie vor wenigen Tagen. Seine Hand liegt noch immer auf meinem Oberschenkel und zögerlich lege ich meine Hand auf seine.
Einen kurzen Moment sehe ich auf unsere Hände, betrachte die Ringe auf Harrys Fingern.
"Kann...kann ich dich nochmal zum Essen einladen? Oder ins Kino? Oder wir gehen spazieren, oder etwas trinken?". Meinetwegen würde ich auch mit ihm in die Oper gehen, wenn er das möchte. Wobei ich nicht weiß, ob er sowas überhaupt mag.
Unsere Hände heben sich, Handfläche an Handfläche schweben sie in der Luft und Harry, sowohl ich betrachten sie eingehen. Plötzlich verflechtet Harry unsere Finger miteinander.
Sofort pocht mein Herz in meiner Brust schneller. Ein sanftes Lächeln erscheint auf seinen Lippen und sorgt dafür, dass mein Puls sich beschleunigt und mein Bauch anfängt zu kribbeln.
"Frag mich in ein paar Tagen nochmal", haucht er leise, beugt sich zu unseren Händen und haucht einen Kuss auf meinen Handrücken.
Mit großen Augen und angehaltenen Atem starre ich ihn an, doch dann ist der Zauber vorbei. Unsere Hände trennen sich voneinander und Harry steht auf.

"Du solltest wieder an die Arbeit gehen, Louis".

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