Er wollte mich nicht gehen lassen.

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Die kommenden Tage sind für mich alles andere als einfach. Ich gehe zwar wieder arbeiten, doch meine Gedanken kreisen ununterbrochen um Blake und die Kameras. Immer mehr Szenen fallen mir ein, in denen er mich beobachtet hat und die eigentlich intim sein sollten.
Ich bekomme dieses schmutzige und benutzte Gefühl einfach nicht von meinem Körper, egal wie oft ich mich unter die Dusche stelle.
Leider gelingt es mir auch nicht, jede Nacht wachsam zu sein, sodass Harry leider zweimal seinen Alptraum durchlebt und ich Bekanntschaft mit seiner flachen Hand mache.
Immerhin nur Ohrfeigen und nicht wie letztes Mal eine gebrochene Nase.
Er geht zur Therapie, hat gestern seine dritte Sitzung gehabt, was gut ist. Aber man kann noch nicht mit Erfolgen rechnen. Es wäre ein mittelschweres Wunder, wenn Harry nach drei Sitzungen keine Alpträume mehr hätte.
Zudem ist Gemma jeden Tag im Büro. Sie und Harry essen jeden Mittag zusammen und wenigstens dieses Thema läuft gut. Sie wachsen wieder enger zusammen und Gemma hat beschlossen, dass sie sich eine neue Wohnung suchen möchte, näher an ihrem Bruder.

"Louis?".
Zayn winkt mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum und ich kehre aus meinen Gedanken zurück. Ich war bei der Gerichtsverhandlung, die in wenigen Tagen stattfindet. Es wird zwei Verhandlungstage geben. An dem Einen wird mein Fall verhandelt, die Kameras und die Vorwürfe gegen Blake, wobei vier weitere Menschen als Zeugen aussagen werden, in deren Wohnungen ebenfalls Kameras hingen. Am zweiten Tag wird die Anzeige gegen mich verhandelt, wobei die Anwälte sich sehr sicher sind, dass ich glimpflich davon kommen werde.
"Was hälst du davon, Louis?", will Zayn wissen und mustert mich skeptisch. Zu meiner Schande muss ich gestehe, dass ich keine Ahnung habe was er mich gefragt hat. Das merkt nun auch anscheinend Liam, welcher einen Arm um meinen besten Freund legt und mich dann ansieht.
"Wir wollen heute Abend alle mal wieder in die Bar, damit wir mal auf andere Gedanken kommen. Wie sieht es aus, kommst du mit?".
In die Bar?
Eigentlich ist mir im Moment nicht danach, aber vielleicht kann ein wenig Ablenkung ja helfen. Zumal ich auch mal wieder Lust hätte meinen Kummer in Alkohol zu ertränken.
Ich zucke also mit meinen Schultern und sehe erst Zayn, dann Liam an. "Wenn Harry mitkommt".
"Oh er kommt mit", verkündet Niall, welcher wie aus dem Nichts am Tisch auftaucht und sich dann neben mich setzt. "Und Gemma auch, ich war gerade bei ihnen".

~~**~~

"Okay, nein".
Irritiert drehe ich mich zu Harry um, der auf seinem Bett sitzt und mich intensiv mustert. Fragend drehe ich mich zum Spiegel, betrachte mein Outfit und sehe dann wieder zu meinem Freund.
"Was ist falsch daran?", will ich wissen und frage mich, was Harry gegen dieses Outfit haben könnte.
Der Lockenkopf erhebt sich von seinem Bett und stellt sich hinter mich. Er sieht mich über den Spiegel an, schlingt seine Arme um meinen Torso und lässt seine Lippen über meinen Hals fahren.
"Ich kann dich so nicht gehen lassen", haucht er, knabbert leicht an meinem Hals und lässt mich meine Augen schließen.
"Dir wird jeder hinterherschauen und dich anbaggern."
Ich öffne meine Augen und begegne Harrys stechendem Blick. Er dreht mich um, umfasst mein Gesicht und scheint mich mit seinem Blick zu durchdringen.
"Es tut mir Leid, Louis, aber du siehst zu heiß aus. Ich kann dich so nicht raus lassen".
Lachend schüttele ich meinen Kopf und schiebe meinen Freund von mir. "Alles klar", lache ich und betrachte meinen Freund, der ein schwarzes Hemd, eine Jeans und abgetretene Boots trägt. "Das sagt der Richtige. Du siehst aus wie ein verdammtes Model und willst nicht, dass ich so raus gehe?".
Mein Freund grinst, zieht mich dann wieder in seine Arme und gibt mir einen kurzen Kuss.
"Wir können auch hier bleiben und uns einfach ausziehen. Dann haben wir das Problem mit unseren Klamotten nicht mehr".
Nun bin ich es, der sich einen Kuss stibitzt. "Es klingt verlockend, aber ich möchte doch erst in die Bar gehen. Aber ich bin sehr dafür, dass wir danach hier weiter machen".

Gemeinsam machen Harry und ich uns wenig später auf den Weg in die Bar.
Auch wenn ich es mir versuche in Harrys Gegenwart nicht anmerken zu lassen, legt sich die Unsicherheit erneut über mich und immer wieder muss ich mich umschauen, da ich mich beobachtet fühle. Sicherlich ist es nur eine Macke meines Gehirns, da dieses Gefühl erst aufgetreten ist, nachdem ich erfahren habe, dass überall in meiner Wohnung Kameras hingen.
Ich habe dieses Gefühl ständig, außer bei Harry. In Harrys Wohnung fühle ich mich wohl, geborgen.

Als wir in der Bar ankommen, sind alle anderen schon da und sitzen bereits an einem großen Tisch.
Lächelnd begrüße ich meine Freunde, setze mich neben Niall, der seinen Arm um Gemmas Schulter gelegt hat und mir sofort ein Bier zuschiebt.
Harry setzt sich neben mich, legt seine Hand auf meinen Oberschenkel und bekommt von Liam ebenfalls ein Bier.
"Wieso hat das so lange gedauert?", will Zayn wissen und zieht provokant seine Augenbrauen nach oben. Doch ich muss ihn enttäuschen. Wir sind nicht zu spät, weil wir eine schnelle Nummer geschoben haben. Das haben wir seit der Nacht, in der er mir seine Liebe gestanden hat nicht mehr.
Dazu ist einfach viel zu viel passiert und Sex war das Letzte, an das wir gedacht haben. Zwar gab es immer wieder Anspielungen und einen Flirt, aber letztendlich blieb es bei einem Kuss.
"Er wollte mich nicht gehen lassen", petze ich und sehe, wie Harry seine Augen verdreht, mich dann aber liebevoll anlächelt. "Er sieht halt einfach zu gut aus um ihn in eine Bar gehen zu lassen." Plötzlich verdunkelt sich seine Miene und er beugt sich näher zu mir. "Sollte dich heute irgendjemand anbaggern, bringe ich diese Person um".

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