Harry und ich lassen die vergangene Nacht hinter uns und machen uns noch einen entspannten Tag in der kleinen Stadt. Eigentlich wollte Harry heute in aller Früh zurück und direkt in das Büro, doch er hat es sich anders überlegt und da er der Boss ist, gibt es niemanden, der etwas dagegen sagen könnte.
Wir schlendern durch die Stadt, holen uns Kaffee und spazieren dann durch den kleinen Park. Ich fühle mich wohl, habe stets dieses Kribbeln in meinem Bauch und als meine Hand das vierte Mal zufällig die von Harry streift, ist der Drang seine Hand zu nehmen so groß, dass ich beschließe es einfach zu riskieren. Mehr als mir einen Korb zu geben kann ja nicht passieren.
Ich beiße auf meine Unterlippe, merke wie ich nervös werde und nur, weil ich gerne die Hand von Harry nehmen möchte. Kindergarten.
Ich atme tief durch und greife nach seiner Hand, verflechte unsere Finger miteinander und wage es nicht ihn anzusehen. Zu meiner Überraschung passiert nichts. Wir laufen einfach weiter und nach wenigen Metern wird der Griff um meine Finger fester.
Das Kribbeln steigt und ich weiß, dass ich vollkommen verloren bin.
Irgendwie hat es dieser dominante Mann mit den unzähligen Problemen geschafft mich in seinen Bann zu ziehen. Er hat es geschafft, dass ich mich in ihn verliebe und das, obwohl er rein gar nichts dafür getan hat.Am Abend machen wir uns dann auf den Weg nach Hause und trotz meiner Bitte, möchte Harry diese Nacht lieber alleine schlafen. Es ist okay für mich, auch wenn ich ihn gerne neben mir gehabt hätte. Aber seine Dämonen möchte er sicherlich alleine erleben, auch wenn ich ihm gerne helfen würde.
Wir verabschieden uns mit einem - zu meiner Überraschung - zärtlichen Kuss und als ich aussteigen möchte, greift er nach meiner Hand, haucht einen Kuss auf meiner Fingerknöchel und sieht mich mit einem traurigen Lächeln an.
"Bleib morgen zu Hause", bittet er mich und richtet seinen Blick auf meine, mittlerweile, dunkellila Wange. Ich weiß nicht, warum er das will. Ob Liam und Niall mich so nicht sehen sollen, ob er mir die fragenden Blicke meiner Kollegen ersparen möchte, oder ob er einfach will, dass ich ein wenig Ruhe habe - ich weiß es nicht. "Auf keinen Fall", beschließe ich und bevor er auch nur etwas dagegen sagen kann, habe ich bereits eine Erklärung für mein Aussehen parat.
"Ich bin im dunkeln gegen einen Schrank gelaufen".*
Nervös betrete ich am nächsten Morgen die Firma und bin mehr als erleichtert, dass ich weder Liam, noch Niall sehen kann. Die mahnenden und vorwurfsvollen Blicke kann ich mir auch noch später abholen. Es ist nicht gerade das Erste, was ich machen wollte.
Meine Beine steuern von alleine den Fahrstuhl an und ich drücke auf den Knopf für die Chefetage. Ich habe heute Nacht kaum geschlafen. Meine Gedanken haben sich permanent um Harry gedreht und auch um Mister Blake. Ich habe den Entschluss gefasst zu kündigen - zumindest möchte ich es versuchen. Ich kenne Mister Blake und sicherlich wird er mir Steine in den Weg legen. Doch das ist nicht der Grund, warum ich auf dem Weg zu meinem Chef bin.
Ich habe mir Gedanken gemacht und möchte, dass er erneut eine Therapie versucht. Mir ist klar, dass es mir nicht zusteht ihm so etwas vorzuschlagen, aber ein Versuch ist es wert. Vielleicht hört er ja auch mich. Immerhin habe ich ihn schon zu ganz anderen Dingen gebracht, die er eigentlich nicht wollte.Bei jedem Schritt den ich näher komme, werde ich nervöser. Was er wohl sagen wird?
Hoffentlich schmeißt er mich nicht gleich raus und ich hoffe ebenfalls, dass er deswegen nicht auf Abstand geht.Als ich der Tür näher komme, sehe ich das sie einen spaltweit geöffnet ist. Meine Schritte werden langsamer und je näher ich komme, desto lauter werden die Stimmen, die aus dem Büro dringen.
"Harry".
Das ist Liam.
Ich bleibe vor der Tür stehen, neugierig und wohlwissend, dass Lauschen nicht gerade zu der feinen, englischen Art gehört.
"Verdammt, was hätte ich denn machen sollen?", höre ich Harry verzweifelt und ich trete ein wenig näher an die Tür heran.
"Bitte? Darf ich dich daran erinnern, wie du reagiert hast, als man uns bei der letzten Geschäftsreise ein Doppelzimmer geben wollte? Du hast das Hotel gewechselt und das nur, weil du nicht mit mir in einem Zimmer schlafen wolltest". Ich kann mir Liams vorwurfsvollen Blick geradezu vorstellen.
"Aber das nächste Hotel war viel zu weit weg", verteidigt sich Harry und Liam lacht auf. "Das war dir damals egal. Wir mussten zwei Städte weiter fahren, aber du wolltest es so".Ich ziehe meine Stirn kraus, als Stille entsteht und ich in Alarmbereitschaft gehe. Wenn sie jetzt aus dem Büro rauskommen, bin ich erledigt.
"Harry?". Anscheinend ist Niall ebenfalls in dem Raum.
"Kann es sein, dass du mit Louis in einem Bett schlafen wolltest?"
Mein Herz stolpert, ehe es schneller als vorher weiterschlägt.
"Nein, ich - es", beginnt mein Chef stotternd, wird aber von Niall unterbrochen. "Kann es sein, dass du Louis' Gegenwart genießt?"
Wieder bleibt es still und ich halte ungewollt die Luft an.
"Er hat die andere Seite kennen gelernt".Wieder Stille.
"Du meinst-", beginnt Liam, dieses Mal klingt seine Stimme sanfter und sicherlich hat er diesen Teddybären-Blick aufgesetzt.
"Ich bin weinend aufgewacht und...er...er hat mich im Arm gehalten und auf mich eingeredet. Ich...ich habe mich geborgen gefühlt und...ich...verdammt diese Art von Traum hatte ich so lange nicht mehr".Ich schlucke den Kloß in meinem Hals herunter, als ich an den zerbrechlichen, weinenden Harry zurück denke. Mein Herz schmerzt alleine schon bei der Erinnerung daran und erneut habe ich den Drang, jetzt einfach in das Büro zu stürmen und ihn in meine Arme zu ziehen.
"Wir sind spazieren gegangen", unterbricht mein Chef die Stille.
"Okay?". Niall klingt skeptisch, so, als würde er jetzt mit allem Rechnen.
"Hand in Hand. Er...er hat einfach meine Hand genommen und...es...es hat mir gefallen".Es hat ihm gefallen?
Erneut macht mein Herz einen Satz und wenn ich nicht aufpasse, hören die es im Büro sicherlich schlagen. Ich zumindest habe das Gefühl, dass man es im ganzen Gebäude hören kann."Aber du hasst solche Gesten", stellt Liam verwirrt fest.
"Wir haben uns auch geküsst. Zum Abschied. Also...so...sanft und ohne, dass es als Vorspiel für eine heiße Nummer diente. Ich habe noch nie einfach so jemanden ohne Hintergedanken geküsst, aber irgendwie - ich wollte einfach nur seine Lippen spüren, ohne dass wir übereinander herfallen".Ich werde hier gleich ohnmächtig.
Eine endlos lange Zeit hört man nichts, bis ich das Knarren von Holz hören kann und vorsichtshalber einen Schritt von der Tür wegtrete.
"Harry, kann es sein, dass Louis mehr für dich ist, als eine belanglose Affäre?".
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Snooper
Fiksi PenggemarLouis liebt seinen Job, doch als sein Chef den ewigen Kampf um den ersten Platz mit der Konkurrenz leid ist, beschließt er Louis als Maulwurf in der anderen Firma einzuschleusen. Louis ist aufgeregt, neugierig wie wohl dieser Styles aussieht, den ni...